Co-Preisträgerin Friedensnobelpreis

Kanhara lernt nach einem Verkehrsunfall wieder zu laufen

Alle vier Minuten wird irgendwo ein Kind Opfer eines Verkehrsunfalls. Kanhara, ein Mädchen aus Kambodscha, hat dies erlebt. Mit drei Jahren wurde sie beim Spielen von einem Lastwagen erfasst und verlor dabei ihr rechtes Bein und den rechten Arm.

Kanhara verlor durch einen Verkehrsunfall ihren Arm und ihr Bein. Hier übt sie mit dem Physiotherapeuten Vimean Srun das Gehen mit einer Prothese.

Kanhara verlor durch einen Verkehrsunfall ihren Arm und ihr Bein. Hier übt sie mit dem Physiotherapeuten Vimean Srun das Gehen mit einer Prothese | © Lucas Veuve / Handicap International

”Als unsere Tochter Kanhara drei Jahre alt war, wurde sie von einem LKW angefahren. Alles passierte so schnell. Sie verlor einen Arm und ein Bein. Fünf Jahre danach hatte sie immer noch keine passende medizinische Versorgung erhalten. Dann trafen wir das Team von Handicap International.“


Kanhara ist nicht alleine: mehr als 500 Kinder verlieren täglich ihr Leben bei Verkehrsunfällen. Jedes Jahr werden durch Verkehrsunfälle mehr als 1,3 Millionen Menschen getötet und mehr als 20 Millionen verletzt. Verkehrsunfälle sind die Haupttodesursache für Jugendliche im Alter zwischen 15 und 25 Jahren. 90% der Unfälle passieren in Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen. Fußgänger, Fahrradfahrer und Motorradfahrer sind die am meist betroffenen Opfer, da sie über den geringsten Schutz verfügen.

„Die Opfer leiden wegen den Unfällen nicht nur an körperlichen Behinderungen, sondern auch mit psychisch. Außerdem haben die Unfälle  einen negativen Einfluss auf die Wirtschaft: nach Schätzungen bis zu 500 Milliarden Dollar weltweit.“

Eric Remacle, technischer Berater zum Thema Verkehrssicherheit von Handicap International


Davan, der Sozialarbeiter von Handicap International in Kambodscha, hat Kanhara 5 Jahre nach dem Unfall entdeckt und ihr medizinische Versorgung vermittelt. Vor kurzem hat sie ihre erste Prothese bekommen und kann nun endlich ohne Krücken zur Schule gehen. Da Kanhara noch in der Wachstumsphase ist, braucht sie alle 6 Monate eine neue Prothese.

„Wir müssen die Bevölkerung für die Gefahren sensibiliseren und ihnen die Vorteile erklären, wenn sie einen Helm oder Sicherheitsgurte verwenden, auf Alkohol während der Fahrt verzichten und die Höchstgeschwindigkeit einhalten. Wir arbeiten auch in Schulen, um sicher zu stellen, dass Kinder im frühen Alter schon informiert werden und die richtigen Verhaltensweisen im Straßenverkehr lernen. Das ist absolut essentiell, um Verkehrsunfällen vorzubeugen," weiß Eric Remacle. "Wenn nicht sofort wichtige Schritte gegangen werden, werden im Jahr 2040 2,4 Millionen Tote im Jahr bei Unfällen im Straßenverkehr gefordert. Deshalb hat die Verbesserung der Sicherheit im Straßenverkehr für die Arbeit von Handicap International oberste Priorität.“

In puncto Mut können Kanharas Freunde ohne Behinderung noch einiges lernen.

Fünf Jahre nach dem Unfall ist Kanhara stolz. Endlich kann sie sich wieder einfach bewegen. Glücklich entdeckt sie Tag für Tag neue Möglichkeiten, die ihr aufgrund der Prothese nun offen stehen.

„Ich habe zehn Freunde: fünf Jungen und fünf Mädchen. Zwei von ihnen haben eine Behinderung. Seit ich meine Prothese habe, spielen wir viel Verstecken und Himmel und Hölle. Sie gehen in die gleiche Schule wie ich. Schon bevor ich meine Prothese bekommen habe, wollte ich zur Schule gehen. Aber mit einem Bein war das sehr schwer. Ich bin hingefallen und einige Menschen haben mich ausgelacht. Jetzt machen sich immer noch einige über mich lustig und machen meine Art des Laufens nach, aber für mich ist es am wichtigsten zur Schule zu gehen!“, erzählt Kanhara lächelnd.


Seit 2000 kämpft Handicap International aktiv für die Verbesserung der Straßensicherheit in Ländern wie Benin, DRK, Kambodscha, Laos, Vietnam, Tadschikistan und Haiti. Durch Sensibilisierungsaktionen soll das Bewusstsein der Gesellschaft in Bezug auf die Gefahren im Straßenverkehr geschärft, die Verbesserung der Infrastruktur und die Unterstützung der Opfer von Unfällen im Straßenverkehr erreicht werden.