Ein Jahr nach dem Erdbeben in Nepal: Die Bedrohung bleibt
Presseerklärung vom 20. April 2016
Co-Preisträgerin Friedensnobelpreis
Presseerklärung vom 20. April 2016
Das Erdbeben, das das Tal von Katmandu am 25. April 2015 erschütterte, war eine besonders schwere Naturkatastrophe in einem Land, das regelmäßig unter Erdrutschen, Erdbeben oder Überschwemmungen leidet. Maßnahmen der Katastrophenvorsorge verhinderten zwar noch mehr Tote und Verletzte – dennoch ist dieser wichtige Aktivitätsbereich unterfinanziert. Handicap International setzt sich deshalb für eine Erhöhung der Mittel für Prävention und die bessere Aufklärung von Gemeinden und lokalen Behörden ein.
In den letzten Jahren haben Naturkatastrophen in Nepal Tausende von Opfern gefordert. Die Erderwärmung und die Bewegung tektonischer Platten lassen weitere große Katastrophen in den kommenden Jahrzehnten befürchten. Die Vorhersage derartiger Ereignisse ist denkbar schwierig. Dennoch ist es möglich, die Bevölkerung darauf vorzubereiten und für richtiges Verhalten im Katastrophenfall zu schulen. Seit 2003 hat die nepalesische Regierung gemeinsam mit humanitären Organisationen entsprechende Maßnahmen ergriffen, wie die Einrichtung von Frühwarnsystemen und Simulationen zum Test dieser Systeme in den Gemeinden sowie Trainings zur Risikobewertung, zu Such- und Rettungstechniken, zur Ersten Hilfe und zum Vorratsmanagement.
Die Erfahrungen von Handicap International zeigen, dass solche Vorbereitungsmaßnahmen in Nepal von großer Bedeutung sind und Leben gerettet haben: So wurden die Zahlen der Todesopfer und der Verletzten mit einer bleibenden Behinderung durch vorherige Schulungen des medizinischen Personals erheblich reduziert, wie ein im Dezember 2015 veröffentlichter Bericht über die Versorgung und Behandlung von Verletzten nach dem Erdbeben im April 2015 belegt.
Die Einsätze nach dem Erdbeben im Jahr 2015 und den Überschwemmungen im Jahr zuvor haben jedoch auch noch Schwächen aufgezeigt und bieten somit einen Anlass, notwendige Verbesserungen vorzunehmen. So müssen Vorsorgeprojekte in lokalen Gemeinden und auch in abgelegenen Regionen durchgeführt werden. Außerdem muss noch mehr medizinisches Personal dafür ausgebildet werden, die rasche Versorgung vieler Verletzter zu organisieren. Es besteht deshalb dringend der Bedarf, die Mittel für Katastrophenvorsorge zu erhöhen. Im Verhältnis zur allgemeinen humanitären Hilfe ist die Katastrophenvorsorge eher unterfinanziert – auch im globalen Kontext.
Die Programmdirektorin von Handicap International in Nepal, Sarah Blin, betont: „In Nepal, wie auch in anderen Ländern sollte die steigende Zahl an Naturkatastrophen ein Umdenken in der Finanzierung herbeiführen. Die Katastrophenvorsorge darf nicht mehr unterschätzt werden. Es muss systematisch mit den drei Aspekten der Hilfe gerechnet werden: Vorbereitung – Notfall – Nachsorge. Das rettet Leben.“
Dr. Eva Maria Fischer
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