Co-Preisträgerin Friedensnobelpreis
30 Stunden harrte Rema eingeklemmt zwischen den Trümmern ihres Hauses aus, bis sie gerettet werden konnte. Um sie endlich zu befreien, mussten die Helferteams ihr zerschmettertes Bein direkt an Ort und Stelle amputieren. Inzwischen hat die Dreizehnjährige von den Therapeuten von Handicap International (HI) bereits ihre erste Prothese bekommen und übt eifrig. Jeden Tag kann Rema schon ein bisschen besser laufen. Die Hilfsorganisation weist darauf hin, dass das Ausmaß an notwendiger humanitärer Hilfe im Nordwesten Syriens überwältigend ist. Die Anzahl an Menschen mit Behinderung in den Reha-Zentren, die Physiotherapie, Prothesen und psychologische Hilfe benötigen, ist nach oben geschnellt. Viele Menschen sind zutiefst traumatisiert.
Bei dem schrecklichen Erdbeben in Syrien vor sechs Monaten war Rema mit ihrer Familie im 3. Stock ihres Wohnhauses und schlief. Nur mit Mühe schafften sie es bis zur Haustür, doch dann stürzte das Gebäude über dem jungen Mädchen zusammen. „Ich war dort gefangen und fing an zu schreien. Meine Schwester hörte mich. Verwandte begannen, die Gesteinsbrocken um mich herum wegzuräumen. Sie gruben sich zu mir vor. Ich hatte große Schmerzen, weil ich von den Trümmern erdrückt wurde. Ich lag dreißig Stunden lang unter dem Geröll“, erzählt Rema und kämpft mit den Tränen. Ihr Vater und ihre Nichte haben das schwere Beben nicht überlebt.
Rema wurde damals ins Aqrabat-Krankenhaus, einer HI-Partner-Klinik, gebracht, wo sich seitdem unter anderem die Physiotherapeutin Asma rührend um sie kümmert. Geduldig übt sie mit ihr das Gleichgewicht zu halten und stärkt die Muskeln. Nach mehreren Operationen und monatelangen Reha-Maßnahmen konnte Rema inzwischen ihre erste Prothese anprobieren. Es war eine emotionale Mischung aus Stress und Glück. "Ich freute mich so darauf, wieder selbständig laufen zu können und zur Schule zu gehen. Aber gleichzeitig hatte ich Angst, dass ich mit der Prothese nicht zurechtkommen würde, dass ich hinken würde, dass ich nicht mehr so gut laufen könnte wie früher, dass sie eine Belastung sein würde“, beschreibt Rema ihre Gefühle. Doch inzwischen ist das zurückhaltende Mädchen stolz darauf, dass sie sich wieder allein bewegen kann und ihr Leben weiterführt... "fast" so wie früher.
Mehr als 300 Kräfte von Handicap International arbeiten im Nordwesten Syriens, um den Menschen zu helfen, darunter in Krankenhäusern und Rehabilitations-Zentren. Die Anzahl an Menschen mit Behinderung in den Reha-Zentren, die Therapien oder Prothesen benötigen, ist extrem gestiegen. Die Hilfsorganisation konzentriert sich auf Physiotherapie und Prothesen für die Schwerstverletzten sowie psychologische Unterstützung für Tausende, die durch das Erdbeben und die unzähligen Nachbeben traumatisiert sind. Bisher haben die HI-Teams rund 10.000 Verletzte versorgt.
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