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© T. Nicholson / HI
Rehabilitation Matters
Die Ausstellung "Rehabiliation Matters" erzählt die bewegenden Geschichten von Andrés, Shaha, Mr Dee und Mrs Xoua und zeigt wie wichtig Rehabilitation ist.
Bedarf an Reha enorm
Obwohl der Bedarf an Rehabilitation und Hilfsmitteln enorm ist, bleibt er größtenteils ungedeckt – und zwar besonders in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen sowie in Gebieten, die von Konflikten betroffen sind.
Konflikte führen zu einer Zunahme von Verletzungen oder schweren Erkrankungen und damit erhöhtem Rehabilitationsbedarf. Allerdings sind Verfügbarkeit, Bezahlbarkeit, Zugang und Qualität von Rehabilitations-Maßnahmen und Hilfsmitteln gerade in konfliktbetroffenen Gebieten stark gefährdet.
Berührende Geschichten
Es sind Frauen und Männer verschiedener Altersgruppen mit unterschiedlichen Geschichten:
Opfer von Explosivwaffen oder Blindgängern, Binnenvertriebene, Menschen mit Behinderung oder pflegende Angehörige. In ihren Heimatländern – Kolumbien, Irak und der Demokratischen Volksrepublik Laos – war es für sie sehr schwierig, Zugang zu den benötigten Reha-Maßnahmen und Hilfsmitteln zu bekommen.
Kolumbien
Kolumbien ist seit Jahrzehnten von einem langwierigen Konflikt zwischen der nationalen Regierung, den aufständischen Gruppen der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) und der Nationalen Befreiungsarmee (ELN) sowie mehreren kriminellen Organisationen betroffen. Einige nichtstaatliche bewaffnete Gruppen setzten 2022 immer noch Anti-Personenminen im Land ein.




Irak
Der Irak ist sehr stark durch explosive Kampfmittel kontaminiert. Die Art der Kontamination ist dabei sehr unterschiedlich. Darunter sind unter anderem alte Landminen aus dem Iran-Irak- Konflikt in den 1980er Jahren, dem Ersten und Zweiten Golfkrieg von 1991 und 2003 sowie Sprengkörper, die aus dem Konflikt zwischen dem sogenannten Islamischen Staat (IS) und regierungsnahen Truppen zwischen 2014 und 2017 stammen.




Laos
Die Demokratische Volksrepublik Laos hat die weltweit höchste Kontamination durch nicht explodierte Submunition aufgrund der US-Bombardierungen mit Streubomben zwischen 1964 und 1973. Es liegen etwa 80 Millionen dieser „Bombies“ in der laotischen Landschaft verstreut.




4 Geschichten von Überlebenden und wie Rehabilitation ihr Leben verändert hat




Andrés




Andrés war mit seinem Motorrad in der Region Nariño
unterwegs, als eine Zylinderbombe in der Nähe des Mopeds
explodierte.
Andrés war damals 23 Jahre alt, heute ist er 41. Er wurde
schwer verletzt und musste mehrfach operiert werden: zwei
Amputationen am rechten Bein, eine Operation am Brustkorb,
ein Luftröhrenschnitt sowie die Rekonstruktion von Arm und
Trommelfell.
„Meine Genesung war ein mühsamer Prozess, da das Gesundheitssystem schlecht ist und es wenig staatliche Unterstützung und Hilfe für die Opfer gibt.“
Andrés’ Leben veränderte sich durch einen Unfall, der zu einer Amputation führte. Mit Unterstützung der kirchlichen Organisation „Pastoral Social“ und Handicap International erhielt er psychosoziale, finanzielle und rechtliche Hilfe. Der Zugang zu Reha-Maßnahmen wie Physiotherapie und die Anpassung einer Prothese waren essenziell für seine Genesung, auch wenn das staatliche Gesundheitssystem nur einfache Hilfsmittel bereitstellte, die nicht ausreichten.
Nach sechs Jahren erhielt Andrés endlich eine hochwertige Prothese, finanziert durch ein öffentliches Hilfsprogramm. Diese ermöglichte ihm ein selbstständiges Leben, Sport und sogar den Abschluss seines Bauingenieurstudiums. Heute unterstützt Andrés andere Betroffene in einer Peer-to-Peer-Gruppe und zeigt, wie wichtig hochwertige Reha-Versorgung für ein würdevolles Leben ist.








Shaha




Shaha ist neun Jahre alt und geht in die dritte Klasse der Grundschule. Sie lebt in der ländlichen Gegend von Rajam Hadid im Irak. Als Shaha drei Jahre alt war, floh sie mit ihren Eltern und sieben Geschwistern von zu Hause, weil der sogenannte Islamische Staat (IS) ihr Viertel eingenommen hatte. Auf der Flucht explodierte eine improvisierte Sprengfalle, der Shahas Vater und zwei ihrer Schwestern tötete und drei weitere Geschwister schwer verletzte. Shaha erlitt schlimme Verbrennungen an Hand und Schulter sowie Verletzungen an Kiefer und Augen durch Splitter.
Shahas Stiefmutter: „Mit der Hilfe von freundlichen Menschen konnten wir Shahas Augenoperationen bezahlen. Die Unterstützung von Handicap International hat nicht nur Shaha geholfen, sondern auch mich ermutigt, stark zu bleiben.“
Obwohl Shaha erst neun Jahre alt ist, ist sie bereits fünfmal am Kiefer und dreimal an den Augen operiert worden. Sie hat jetzt künstliche Augenlinsen und trägt eine Brille. Shaha hatte Schwierigkeiten, ihre rechte Hand zu bewegen. Dank der Physiotherapie durch die Fachkräfte von Handicap International hat sich das verbessert. Sie kann nun ihre Hände und Finger bewegen. Wenn Shaha älter wird, wird sie weitere Physiotherapien benötigen, damit ihre Hände beweglich bleiben.
Die Schrecken des Krieges verursachten nicht nur körperliches, sondern auch psychisches Leid. Nach der Explosion konnte Shaha nicht mehr sprechen, hatte ständig Albträume und entwickelte Essstörungen. Die psychotherapeutischen Sitzungen haben ihr geholfen, sich besser zu fühlen und klarer zu sprechen. Shaha geht gerne zur Schule, auch wenn sie sagt, dass „die Mädchen in der Schule mich ärgern, weil ich eine Brille trage und Verbrennungen habe.“








Mr Dee




Mr Dee Manesouk ist Mechaniker, Ehemann und Vater von zwei Kindern im Alter von unter fünf Jahren. Mit 16 Jahren war er zusammen mit seinem Cousin auf einem Motorrad unterwegs, als er in einen Verkehrsunfall verwickelt wurde. Als er versuchte aufzustehen und es nicht schaffte, merkte er, dass er wohl sehr schwer verletzt war.
Die Eltern von Mr Dee Manesouk organisierten ein Auto, holten ihren Sohn ab und fuhren ihn ins nächstgelegene Krankenhaus, das vier Stunden entfernt war. Der Arzt stellte sofort fest, dass sein linkes Bein knapp unterhalb des Knies amputiert werden musste.
„Mit meinem künstlichen Bein begann für mich ein neues Leben und ich gewann viel Selbstvertrauen. Ich beschloss, in die Hauptstadt zu ziehen und eine Ausbildung zum Mechaniker zu machen.“




Mr. Dee Manesouk trug schwer an der Schuld, seine Familie enttäuscht zu haben – eine große Last für den ältesten Sohn. Nach einem Monat im Krankenhaus ohne Reha-Angebote fiel er in eine tiefe Depression und verließ sein Zimmer kaum. Ein Jahr sparte seine Familie, um den Besuch eines Rehazentrums und eine Prothese zu finanzieren.
2020 half ihm Handicap International, durch Kurse ein eigenes Geschäft zu starten. Heute führt er eine Werkstatt, unterstützt seine Eltern und nimmt regelmäßig an Physiotherapie teil. Etwa alle zwei Jahre benötigt er eine neue Prothese, die mit einem Krankenhausaufenthalt verbunden ist.








Mrs Xoua




Mrs. Xoua Xiong ist 33 Jahre alt und lebt in einer ländlichen Hmong-Gemeinde in der Kommune Houameuang. Sie und ihr Mann bauen Reis und Mais an und züchten Vieh, um ihre sechs Kinder zu ernähren. Schon als Kind arbeitete sie mit ihrem Vater und ihrem Bruder auf den Feldern. Sie wussten nicht, dass das Land mit Blindgängern verseucht war.
Im Alter von neun Jahren wurde Mrs. Xoua Xiong bei einem Unfall mit einem Blindgänger schwer verletzt, als sie auf dem Feld arbeitete. Sie erinnert sich noch an die lange Fahrt zum Provinzkrankenhaus, wo Chirurgen ihr den rechten Arm unterhalb des Ellenbogens amputierten.
„Ich bin nicht gerne rausgegangen, ich habe lieber allein gespielt und allein Zeit verbracht.“
Nach ihrer Amputation litt Mrs. Xoua Xiong unter starken Schmerzen und musste erneut operiert werden. Ihre Familie kannte damals keine Rehabilitationsangebote. Zusätzlich musste sie Ablehnung aus ihrer Gemeinde erfahren, da einige nichts mit einem Mädchen mit einer Amputation zu tun haben wollten.
Mit 13 Jahren erhielt sie dank einer NGO ihre erste Prothese, die ihr in der Schule mehr Selbstbewusstsein gab und das Schreiben erleichterte. 2022 bekam sie eine 3D-Prothese, die jedoch nicht richtig passte und kaum genutzt wird. Bis heute fühlt sie sich oft anders als andere Frauen in ihrem Dorf, ist aber dankbar für die Unterstützung von Hilfsorganisationen und ihrem Mann.



