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© Julia König
Stuttgart: Kunst gegen Bomben
Graffiti gegen Bombardierung der Zivilbevölkerung in Obertürkheim bei Stuttgart.
Stop Bombing Civilians
Unter dem Motto "Keine Bomben auf Zivilisten" wurde im Septemeber 2025 in Stuttgart-Obertürkheim ein mahnendes Wandbild fertiggestellt.
Im Rahmen des Projekts gestaltete die Street-Art-Künstlerin Julia Heinisch aus Linz eine großflächige Wand, um auf die schrecklichen Folgen der Bombenangriffe für die Zivilbevölkerung aufmerksam zu machen. Ergreifend und eindringlich!




© HI
Kevin Latzel, Bezirksvorsteher Obertürkheim: „Am 12. September 1944 wurde Stuttgart durch 180.000 Stabbrandbomben und Tausende weiterer Sprengbomben in eine Hölle verwandelt. Ein Feuersturm fegte durch die Straßen. Menschen, die in Kellern Schutz suchten, verbrannten oder erstickten. Es gab 957 Tote und 1.600 Verletzte. Dieses Beispiel zeigt, dass Zivilisten, ihre Häuser und ihre Lebensgrundlagen zu Zielen gemacht wurden, um den Willen einer Nation zu brechen. Solche Taktiken sind ein Schlag gegen unsere Menschlichkeit. Lassen Sie uns daher heute ein klares Signal senden: Zivilisten sind keine Ziele. Ihre Häuser sind keine militärischen Stellungen. Ihre Leben sind unantastbar.“




© Julia König
Künstlerin VIDEO (Julia Heinisch): „Kunst gibt dem Unaussprechlichen Form: Sie kann Propaganda sein oder – auch in der ästhetischen Darstellung des Unangenehmen – öffentliche Aufmerksamkeit schaffen. So vermittelt sie zwischen Problemfeld und Betrachter, verweist respektvoll auf Erlebtes, schafft Erinnerungs- und Wahrnehmungsbilder. Mein Werk soll Denkprozesse anstoßen, Facetten öffnen – eine unvollendete Geschichte."
Mehr zur Entstehung:




© Julia König
Eine Erinnerung an die Bomben in Stuttgart
Vor 80 Jahren wurde Stuttgart zu einer glühenden Todesfalle für zahlreiche Menschen, als Tausende Bomben im Zweiten Weltkrieg abgeworfen wurden. Dieses Beispiel zeigt einmal mehr, wie wichtig der Schutz der Zivilbevölkerung ist.




© Julia König
Hoch hinaus
Für die künstlerische Gestaltung der Hausfassade bediente sich Künstlerin VIDEO einer Hebetribüne, um überall detailliert arbeiten zu können.
Interpretation des Wandbildes von der Künstlerin
Ausgehend von Pablo Picassos Guernica zeigt das Mural eine Komposition, die zum aktiven Denkprozess anregen soll. Die verschiedenen Bedeutungsebenen können immer wieder neu interpretiert werden. Das Wandgemälde soll nicht nur die Bevölkerung aufrütteln, sondern ist auch Teil eines Dokumentarfilmes, der die Entstehung des Kunstwerks nachzeichnet – inspiriert durch die Begegnung der Künstlerin mit Marwa Almbaed, einer Überlebenden des syrischen Bürgerkriegs.
Die verschiedenen Figuren und Motive aus Guernica wurden aufgegriffen und in eine eigene Formensprache übersetzt. So wurde aus der Glühbirne im Original eine Sonnenblume, Marwas Symbol für Hoffnung. Der Pferdekopf unterhalb der Sonnenblume zeigt den Pferdekopf des Parthenon auf der Akropolis. Dieser steht im Original im British Museum in London – ohne Chance, jemals wieder in Griechenland ausgestellt zu werden.
Unter diesen beiden Motiven ist ein Mädchen in einem Rollstuhl. Ihr Rollstuhl ist an Ketten aufgehängt und obwohl das Schaukeln Leichtigkeit vermittelt, fesselt der Rollstuhl sie an eine andere Realität. Ihre Kleidung erscheint als undefinierbare Tracht und verweist auf das Unbekannte.
Links ist der Slogan „Stop Bombing Civilians“ zusammen mit symbolischen Bomben erkennbar. Weiter unten steht eine zweite Figur, mit dem Rücken zum Betrachtenden und streckt die Hände in die Höhe. Es ist nicht ganz klar, ob sie tanzt oder ihre Hände aus Verzweiflung ringt, wie bei Picasso. Ganz unten im Bild erscheinen Füße, die in kaputten Stiefeln stecken. Ab dem Knie sind diese zugedeckt, der Rest der Figur bleibt offen. Es ist unklar, ob die Person schläft oder nicht mehr lebt.
Nach links unten öffnet sich das Bild, es bricht auf. Man erkennt noch einen kleinen geknickten Strommasten, der auf Reste von Zivilisation verweist. Aus dieser aufgebrochenen Situation fliegt ein Schwarm Steppenkiebitze, eine in Syrien heimische Vogelart, stark gefährdet und eine Migrationsart.
Diese Geschichte ist noch nicht zu Ende erzählt.
Wir danken der Stadt Stuttgart, Bürgermeisterin, Bezirksvorsteher Kevin Latzel, der Künstlerin Julia Heinisch (VIDEO)
Über die Kampagne „Stop Bombing Civilians"
Einsätze von Bomben und Raketen in Wohngebieten haben verheerende Auswirkungen. Explosivwaffen töten oder verletzen jedes Jahr zehntausende Zivilist*innen weltweit, hinterlassen verwüstete Städte z.B. im Irak, in Afghanistan, Syrien, Jemen oder jüngst in der Ukraine, im Sudan und im Gazastreifen. Sie führen zu starken psychologischen Traumata, zu Vertreibung und Verarmung der Bevölkerung, zerstören lebensnotwendige Infrastrukturen und zerrütten das soziale und wirtschaftliche Gefüge. Wenn Explosivwaffen in bewohnten Gebieten eingesetzt werden, sind 90% der Opfer Zivilist*innen. Besonders die Flächenwirkung vieler Explosivwaffen macht ihren Einsatz in Wohngebieten verhängnisvoll. Deshalb setzt sich Handicap International (HI) mit der Kampagne „Stop Bombing Civilians“ seit vielen Jahren für den Schutz der Zivilbevölkerung vor dem Einsatz von Explosivwaffen in bevölkerten Gebieten (EWIPA) ein.