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Viele Tote bei massiven Anschlägen im Jemen

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Eine Reihe von Angriffen hat im Jemen Hunderte Opfer gefordert. Darunter wurden allein 91 Menschen bei einem Luftangriff auf eine Haftanstalt in Sa'ada getötet – der tödlichste Vorfall seit mehr als zwei Jahren.

Im Jemen leidet die Zivilbevölkerung seit Jahren unter den Bombardierungen. Eine zerstörte Straße

Im Jemen leidet die Zivilbevölkerung seit Jahren unter den Bombardierungen | © ISNA Agency / HI

Etwa zur gleichen Zeit legten Angriffe auf eine Telekommunikationseinrichtung die wichtigsten Internet- und Mobilfunkverbindungen des gesamten Landes lahm. Handicap International (HI) fordert die Konfliktparteien auf, die Zivilbevölkerung vor der anhaltenden Gewalt zu schützen und den Einsatz von Explosivwaffen in bewohnten Gebieten zu beenden.

Viele Todesopfer - Infrastruktur massiv zerstört - Krankenhäuser völlig überbelastet

Bei den Angriffen auf eine Haftanstalt in der nördlichen Stadt Sa'ada wurden am 21. Januar 91 Menschen getötet und Hunderte verletzt. Die Krankenhäuser waren mit der großen Zahl an Verwundeten überfordert. Das Personal war nicht in der Lage, allen Betroffenen zu helfen.  Zudem waren am 17. Januar bei einem Drohnenangriff auf eine Öleinrichtung in Abu Dhabi ebenfalls drei Menschen getötet worden. Auch dieser Angriff stand im Zusammenhang mit dem Jemen-Konflikt. Weitere Todesopfer wurden aus Hodeidah gemeldet, wo mindestens drei Kinder getötet und viele weitere verletzt wurden. Gleichzeitig fielen nach Angriffen auf eine wichtige Telekommunikationseinrichtung die Internet- und Mobilfunknetze im ganzen Land aus. Auch die operativen Kommunikationskanäle von Handicap International waren mehrere Tage lang unterbrochen. Außerdem wurde ein Wasserreservoir in Sa'ada Anfang des Monats beschädigt. 120.000 Menschen waren von der Versorgung mit sauberem Wasser abgeschnitten. Darüber hinaus wurden in den letzten Tagen zahlreiche Luftangriffe in der Nähe von Krankenhäusern und Gesundheitseinrichtungen durchgeführt, von denen mehrere dadurch beschädigt worden sein sollen.

HI fordert: Einsatz von Explosivwaffen dringend einstellen

HI fordert angesichts der Bombardierung der Zivilbevölkerung und wichtiger Infrastruktur alle Konfliktparteien und ihre Verbündeten dringend auf, ihren Verpflichtungen aus dem humanitären Völkerrecht nachzukommen. Die Konfliktparteien und ihre Verbündeten sollten die Zivilbevölkerung vor der anhaltenden Gewalt schützen und den Einsatz von Explosivwaffen in bewohnten Gebieten einstellen, da diese der Zivilbevölkerung schweren Schaden zufügen können. Außerdem sollen sie sofortige, praktische Maßnahmen ergreifen, um schwerwiegende Folgen auf die Zivilbevölkerung und die zivile Infrastruktur auszuschließen.

"Explosivwaffen verursachen nicht nur Tod und Verletzungen, sondern auch eine weitreichende Zerstörung von Krankenhäusern, Schulen und Wohnhäusern in Gebieten, die weit über den ursprünglichen Einschlagspunkt hinausgehen. Ihre Auswirkungen lassen sich nie auf ein einzelnes Gebäude oder eine einzelne Einrichtung beschränken. Bomben und Granaten schlagen nie isoliert ein“, unterstreicht Antoine Jeune, HI-Landesdirektor für Jemen.

HI fordert unabhängigen Überwachungsmechanismus

Da die Gewalt weiterhin eskaliert, nachdem der Menschenrechtsrat dafür gestimmt hatte, das Mandat der Sachverständigengruppe zu beenden, die als einziges internationales und unabhängiges Gremium mutmaßliche Verletzungen und Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht durch alle Konfliktparteien untersuchen sollte, fordern wir die internationale Gemeinschaft außerdem auf, dringend wieder einen internationalen unabhängigen Überwachungs- und Berichtsmechanismus für den Jemen einzurichten.

27 Januar 2022
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