Co-Preisträger Friedensnobelpreis

Mehr zivile Opfer durch Bombardierung in Wohngebieten

Minen und andere Waffen
International

2023 kamen in 75 Ländern Explosivwaffen in Wohngebieten zum Einsatz. Die Anzahl an zivilen Todesopfern ist um 122% gestiegen. Eine Zunahme ist vor allem in den palästinensischen Gebieten, in Sudan, Myanmar, Syrien und Pakistan zu verzeichnen. Dies sind einige der Ergebnisse des zweiten sogenannten EWIPA-Monitors über die Bombardierung in Wohngebieten. Eines der Opfer ist der neunjährige Fouad.

Ein kleiner Junge mit einem verletzten Bein steht mit Krücken in einem großen Innenhof. Um ihn rum stehen Helfer*innen von HI.

Fouad aus Gaza wurde durch eine Bombe schwer am Bein verletzt. Die Teams von HI kümmern sich um ihn. | © S. Hejji - HQ / HI

Fouad ist eines der vielen Opfer von Bombardierungen und Beschuss in Gaza. Erst wurde er durch eine Explosion direkt verletzt, als eine Bombe auf ein Nachbarhaus geworfen wurde. Zudem kann er nicht medizinisch versorgt werden, da die schweren Bombardierungen im Gazastreifen die medizinische Infrastruktur zerstört haben. Er musste fliehen und lebt nun in einer überfüllten Unterkunft in Rafah unter schlechten hygienischen Bedingungen. Fouad wird wahrscheinlich eine dauerhafte Behinderung davontragen.

Explosivwaffen wie Granaten, Bomben oder Raketen töten und verletzen Zivilist*innen, führen zu starken psychologischen Traumata, zu Vertreibung und Verarmung der Bevölkerung, zerstören grundlegende Infrastruktur und zerrütten das soziale und wirtschaftliche Gefüge. Zudem verseuchen sie ganze Gebiete mit Blindgängern wie derzeit beispielsweise im Gazastreifen oder in der Ukraine.

Einige Ergebnisse des EWIPA-Monitors: (EWIPA=Explosive Weapons in Populated Areas)

  • Im Jahr 2023 waren Zivilist*innen in mindestens 75 Ländern und Gebieten vom Einsatz von Explosivwaffen betroffen
  • Die Anzahl ziviler Todesopfer stieg 2023 im Vergleich zu 2022 um 122% an. Dieser Anstieg ist größtenteils auf den Einsatz von Explosivwaffen in den palästinensischen Gebieten zurückzuführen. Auch in anderen Ländern und Gebieten stieg die Anzahl ziviler Todesopfer, darunter Sudan, Myanmar, Syrien und Pakistan
  • In der Ukraine, Äthiopien, Afghanistan, Jemen und Irak nahm die Anzahl ziviler Todesopfer gegenüber dem Vorjahr zwar ab, doch blieb sie weiterhin hoch. 
  • In 20 Ländern wurden Gesundheitseinrichtungen zerstört oder beschädigt.
  • 90 % der Menschen, die durch Luftangriffe in Wohngebieten verletzt wurden, sind Zivilist*innen.

„75 Länder und Gebiete waren 2023 von explosiver Gewalt betroffen, was einem Drittel der Länder und Gebiete der Welt entspricht. Angesichts der schwindelerregend hohen Zahlen an Verletzten und Toten ist es umso wichtiger, alle Staaten dazu zu drängen, sich den Standards der politischen Erklärung anzuschließen und diese umzusetzen. Gleichzeitig müssen sie konkrete Maßnahmen ergreifen, um das durch diese Praxis verursachte humanitäre Leid zu lindern“, fordert Dr. Eva Maria Fischer, Leiterin der politischen Abteilung Handicap International Deutschland.

Der Bericht wird von INEW, International Network on Explosive Weapons, erstellt. Handicap International ist Gründungsmitglied von INEW. 


Der vollständige EWIPA-Monitor ist hier einzusehen.


Ein Faktenblatt mit den wichtigsten Informationen zu Explosivwaffen finden Sie hier.
 

22 April 2024
Einsatz weltweit:
Helfen
Sie mit

Lesen sie weiter

Syrien: Mohammad schützt Leben durch Aufklärung
© HI
Minen und andere Waffen

Syrien: Mohammad schützt Leben durch Aufklärung

Nach einem Unfall mit einem Blindgänger verlor Mohammad seine Hand. Er wusste damals noch nicht, wie gefährlich explosive Kriegsreste sind. Heute klärt er andere über die tödlichen Risiken auf, die überall in Syrien lauern. Mit seiner Arbeit trägt er dazu bei, dass Blindgänger nicht noch mehr Opfer fordern. Besonders gefährdet sind vor allem die Menschen, die in ihre Heimat zurückkehren.

Kolumbien: Versteckte Gefahr im grünen Paradies
© Till Mayer / HI
Minen und andere Waffen

Kolumbien: Versteckte Gefahr im grünen Paradies

In den Bergen bei San Mateo im Norden Kolumbiens arbeitet die mutige Gloria daran, ihre Heimat von gefährlichen Minen zu befreien. Ihre Arbeit ist hart, riskant und anstrengend. Sie ist eine von 36 Entminer*innen, die derzeit in Kolumbien für Handicap International Landminen, Blindgänger und Sprengfallen räumen. Zu viele Menschen wurden schon getötet, verletzt oder verstümmelt.

Handicap International auf dem Global Disability Summit (GDS) in Berlin
© Solva - B. Akpo / HI

Handicap International auf dem Global Disability Summit (GDS) in Berlin

Expert*innen von Handicap International werden vom 2. bis 3. April in Berlin am GDS teilnehmen. Schwerpunktthemen sind die inklusive Gesundheit und die inklusive humanitäre Hilfe. Das Ziel: Konkrete Maßnahmen zu entwickeln, um die Lebensbedingungen von Menschen mit Behinderung und ihren Zugang zu allen Projekten der Entwicklungszusammenarbeit und der humanitären Hilfe zu verbessern.