HI untersucht explosive Kriegsreste wie Bomben und Munition in Gaza
Die Teams von Handicap International haben im Dezember ein Gebiet in Deir el-Balah untersucht, um die Gefahren durch explosive Kriegsreste einschätzen zu können. Die Menschen nutzen das Gelände für die Landwirtschaft, sammeln Feuerholz und holen Wasser. Acht Personen wurden dort bereits durch explosive Überreste verletzt. Es ist durch die Bombardierungen stark belastet.

Zwischen Zelten und Trümmern spielen Kinder – ahnungslos, wie nah die Gefahr ist: Dieses Mädchen sitzt nur zwei Meter von einem Blindgänger entfernt. | ©HI
Nicholas Orr, Spezialist für die Kontamination mit Blindgängern in den Palästinensischen Gebieten, berichtet von der Mission im Dezember 2024 in Deir el-Balah.
Tag 1: Sicherheit schaffen und die Lage verstehen
Am 15. Dezember kam das HI-Team im Lager an. Schon kurz nach der Ankunft fanden sie einen Sprengsatz – nur fünf Meter vom Team entfernt. Zwar war er nicht mehr aktiv, aber er wurde offensichtlich bewegt – ein Zeichen dafür, dass die Menschen nicht wissen, wie gefährlich diese Sprengsätze sind.
In einem Bereich lagen Hunderte explosiver Reste, viele davon noch mit Sprengstoff gefüllt.
Nur wenige Meter entfernt hatten einige vertriebene Familien Teile von Bomben sogar als Sitzgelegenheit im Garten benutzt. Das Gelände war übersät mit Bombenresten, improvisierten Sprengfallen und Bombenkratern. Mehrere Gebäude waren komplett zerstört.
Die Anwesenheit von Handicap International zog schnell eine große Menschenmenge an. Das Team markierte einen vorläufigen, 400 Meter langen und zwei Meter breiten Sicherheitsstreifen zur Wasserquelle der Gemeinde mit rot besprühten Steinen. Diese Steine wurden von Binnenvertriebenen gesammelt. Sie dienten als wichtige visuelle Markierungen für einen sicheren Durchgang.
Tag 2: Aufklärung und Zusammenarbeit
Am 22. Dezember wiesen Kinder, die zuvor in der Nähe von Blindgängern gespielt hatten, das Team auf gefährliche Gegenstände hin.
Das Team ging weiter vor, markierte zusätzliche sichere Wege zu den Feldern und katalogisierte die unzähligen über das Gelände verstreuten Sprengkörper. Jeder Gegenstand wurde sorgfältig dokumentiert.
Viele der Gegenstände waren von Menschen bewegt worden, die versucht hatten, die Sprengkörper in Müllgruben, Betonbunkern oder in wenig bewohnten Gebieten zu entsorgen. Das Team informierte die Bevölkerung und betonte, wie wichtig es sei, Gefahren zu melden, statt sie selbst beseitigen zu wollen. Kürzlich wurden acht Menschen im Lager verletzt, darunter waren drei Menschen, die amputiert werden mussten.
Sobald die Menschen sicher evakuiert worden waren, empfahl Handicap International, das Gebiet als zentrale Sprengstelle auszuweisen, in der die Sprengkörper vernichtet werden können. Das Gelände eignet sich gut für diesen Zweck, da es von hohen Mauern umgeben ist, die Explosionen und Splitter abhalten.
Tag 3: Hoffnung zwischen Ruinen
Am 24. Dezember besuchte das Team einen zweiten Ort, einen alten Steinbruch, in dem ebenfalls Bombenreste lagen. Auch hier wurden sichere Wege mit großen, rot markierten Steinen gekennzeichnet – gut sichtbar und mit Abstand zueinander.
Am Ende der Mission hatte das Team rund 1.000 explosive Gegenstände gefunden und markiert. Es wurden sichere Wege eingerichtet und gefährliche Bereiche klar abgegrenzt.
Seit Mitte 2024 haben HI-Teams an vielen Orten in Gaza solche Untersuchungen durchgeführt, um die Menschen vor den Gefahren durch explosive Kriegsreste zu schützen.
Das Auswärtige Amt unterstützte Entminungsprojekte im Gazastreifen.