Halima: „Meine Tochter kommt endlich wieder vorwärts”
Halima, 9, lebt mit Zerebralparese. Für sie sind alltägliche Dinge – einen Stift festhalten, den Rücken gerade halten, ihre Bewegungen koordinieren – eine Herausforderung. Dank Handicap International hat dieses junge somalische Mädchen einen Rollstuhl und profitiert jetzt auch von Rehabilitationssitzungen. Halima strengt sich an und wird immer selbstständiger.
Vier Jahre lang hat Halima auf dem Boden sitzend verbracht, ohne Versorgung und ohne sich zu beschweren | © Xavier Bourgois / Handicap International
Die Temperaturen liegen um die 40 Grad in der Barnham Grundschule, mit ihren 2.518 SchülerInnen und 30 Lehrkräften.
Die neunjährige Halima konzentriert sich auf ihre Aufgaben, umgeben von gut hundert anderen Schulkindern. Sie mag die Schule und will lernen. Seit 5 Jahren lebt sie im Flüchtlingscamp Kakuma im Nordwesten Kenias.
Ihrer Mutter Isha erzählt: „Wir haben mit meinem Mann Abdellah und unseren sieben Kindern in Somalia gelebt. Wir haben unseren Acker bewirtschaftet und hatten ein sehr geringes Einkommen. Das Land ist vom Krieg auseinandergerissen worden. Unsere Eltern wurden entführt und getötet. Wir wollten nur eins: so schnell wie möglich weg von diesem Blutvergießen.“
Am Anfang merkten Isha und Abdellah nichts. Aber als Halima drei Jahre alt war, bekam sie schlimmes Fieber. Ihre Nachbarn schlugen vor, sie mit Heilpflanzen zu behandeln - erfolglos. Als sie vier Jahre alt war, brachten sie sie ins Krankenhaus. Trotz der Diagnose Zerebralparese wurde Halima nur mit Medikamenten gegen das Fieber nach Hause geschickt. Das war alles.
Im selben Jahr, 2010, verließen Halima und ihre Familie Somalia. Sie begaben sich zuerst in das Flüchtlingscamp in Dadaab im Osten Kenias und dann nach Kakuma. „Vier Jahre lang hat Halima auf dem Boden sitzend verbracht, ohne Versorgung und ohne sich zu beschweren”, erzählt uns Isha .
Im Juli 2014 hat das Rehabilitationsteam von Handicap International Halima getroffen, ihre Beine untersucht und mit ihren Eltern gesprochen. Wir haben ihr sofort einen Rollstuhl, einen Spezialsitz für die Schule und seit September organisieren wir für sie Rehabilitationssitzungen. „Halima macht Fortschritte. Wir dehnen ihre Muskeln, massieren ihre Beine. Sie entwickelt eine bessere Balance und gewinnt Selbstständigkeit. Sie ist nicht mehr so schüchtern und traut sich, uns hin und wieder ein ehrliches Lächeln zu schenken”, erklärt Jared Obuya, einer unserer Rehabilitationstrainer in Kenia. Vor ihrem Haus habe wir einen Barren aufgestellt, damit sie zu Hause trainieren kann. "Aufgrund der Hitze, den großen Entfernungen und ihrer Familiensituation ist das unbedingt notwendig“, ergänzt Jared.
Es ist Spielzeit. Die Schulkinder bekommen Haferbrei. Zwei Mädchen rennen auf Halima zu und schieben sie aus dem Klassenzimmer. Ihre Mutter sagt: „Wir sind hier sicher, aber unsere Lebensbedingungen sind immer noch sehr schwierig. Ich habe sieben Kindern und ein junges somalisches Mädchen, das wir aufgenommen haben. Mein Mann ist krank. Wir haben nicht genug Wasser. Zu viele Münder zu füttern und zu wenig Nahrung. Ohne Handicap International würde Halima nicht zur Schule gehen können und nicht solche Fortschritt machen. Ich bin erleichtert, dass wir Unterstützung erhalten und ich bin glücklich, dass meine Tochter endlich vorwärts kommt.“