Gaza: Ein Streifen Plastik – ein Stück Sicherheit
Ein Armband, das schützt, wenn alles andere zerbricht: In Gaza müssen Familien oft innerhalb von Minuten fliehen – zwischen Bombenalarm und Notunterkunft droht das Schlimmste: Kinder gehen verloren. Handicap International verteilt ID-Armbänder, die im Ernstfall helfen. Eine einfache, aber wichtige Maßnahme mitten im Chaos des Krieges.

Sorgfältig notiert die Frau ihre Kontaktdaten auf dem Armband. So kann sie ihr Kind im Ernstfall besser finden. | © HI
Stellen Sie sich vor: Ein überfülltes Camp im Süden des Gazastreifens. Inmitten von Zelten, improvisierten Unterkünften und der ständigen Angst vor neuen Bomben hält eine Mutter die Hand ihres kleinen Sohnes. Mit der anderen schreibt sie seinen Namen und ihre Telefonnummer auf ein kleines, farbiges Armband. Die Hand zittert. Denn die junge Frau weiß: Wenn sie erneut überstürzt vor den Raketen fliehen müssen, ist dieses Armband vielleicht das Einzige, das ihr hilft, ihren kleinen Sohn wiederzufinden
Die Angst, das eigene Kind zu verlieren
Mehr als 90?% der 2,3 Millionen Menschen in Gaza sind durch den anhaltenden Krieg vertrieben worden – auf der Flucht, entwurzelt, oft ohne Ziel. Der Alltag besteht aus ständiger Alarmbereitschaft: Wasser holen, Essen besorgen, Schutz finden. All das müssen auch die Kinder übernehmen. Doch jede neue Bombardierung, jede plötzliche Evakuierung bringt neues Chaos – und mit ihm das Risiko, dass Familien auseinandergerissen werden.
Laut UNICEF wurden bereits über 17.000 Kinder von ihren Familien getrennt.
Hilfe im Chaos: das ID-Armband
Als Reaktion auf diese dramatische Situation verteilt Handicap International gemeinsam mit dem „Child Protection Cluster“ und mit Unterstützung von UNICEF einfache, aber lebensrettende ID-Armbänder. Sie werden in Notunterkünften wie dem Al-Burj-Camp in Khan Yunis an Familien ausgegeben.
Die Armbänder sind mehr als nur ein Stück Plastik: Eltern und Betreuungspersonen schreiben Namen und Telefonnummern auf – damit im Ernstfall Helfer*innen informiert werden und ein Kind zu seiner Familie zurückkehren kann.
„In einer Krise wie in Gaza kann ein Ort in Sekunden evakuiert werden. Kinder gehen verloren. Manche Eltern sagen uns: Das Armband gibt ihnen wenigstens die Hoffnung, dass sie ihr Kind wiederfinden – oder identifizieren können, falls es getötet wurde. Das ist schrecklich.“
— Anne-Claire Yaeesh, Landesleiterin von HI in den palästinensischen Gebieten
Gaza: Mehr Sicherheit durch Aufklärung
Doch das Armband allein reicht nicht. Deshalb organisiert HI Schulungen, in denen Familien lernen, wie man die Armbänder richtig nutzt – ohne Panikmache, aber offen und einfühlsam. Den Kindern kann das Armband helfen, sich sicherer zu fühlen. Es ist ein Zeichen: Du bist nicht allein.
In nur zwei Tagen konnten bereits 380 Armbänder verteilt werden, weitere 120 sind in Vorbereitung. Insgesamt sollen bald über 1.000 Menschen mit Armbändern ausgestattet werden – darunter auch ältere Menschen, Menschen mit Behinderung oder mit Kommunikations-Schwierigkeiten.
Ihre Spende hilft uns, den Familien in Gaza ein wenig Gefühl von Sicherheit zurückzugeben.