Co-Preisträger Friedensnobelpreis

80 Staaten verabschieden Abkommen für mehr Schutz der Zivilbevölkerung vor Bombardierung

Minen und andere Waffen
International

80 Staaten haben auf der Konferenz von Dublin am 18. November 2022 ein internationales Abkommen zum besseren Schutz der Zivilbevölkerung vor dem Einsatz von Explosivwaffen in Wohngebieten (EWIPA) verabschiedet. 

Nujeen Mustafa, syrische Geflüchtete, ruft zu mehr Schutz für die Zivilbevölkerung auf.

Nujeen Mustafa, syrische Geflüchtete, ruft zu mehr Schutz für die Zivilbevölkerung auf. | © G. Lordet / HI

Das Abkommen verpflichtet die Staaten, den Einsatz von Explosivwaffen in bewohnten Gebieten einzuschränken, den Opfern zu helfen und sich mit den langfristigen Folgen der Beschädigung und Zerstörung der zivilen Infrastruktur zu befassen. Die Hilfsorganisation Handicap International (HI) und das Internationale Netzwerk für Explosivwaffen (INEW) werden künftig mit einem Explosivwaffen-Monitor die Umsetzung überwachen. 

Es handelt sich dabei um das erste internationale Abkommen über den Einsatz von Explosivwaffen in bewohnten Gebieten überhaupt. Die Konferenz bildet den Abschluss eines dreijährigen diplomatischen Prozesses, an dem Vertreter*innen von Staaten, UN-Organisationen, internationalen und regionalen Organisationen sowie der Zivilgesellschaft teilgenommen haben. 80 Staaten haben sich bisher dem Abkommen angeschlossen, darunter Deutschland, Frankreich, das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten. 


„Die Staaten müssen unverzüglich damit beginnen, ihre Verpflichtungen wirksam umzusetzen. In den letzten zwölf Jahren wurden über 290.000 Zivilist*innen durch die Bombardierung von Wohngebieten getötet oder verletzt. In der Ukraine, in Syrien, im Jemen, im Irak oder in Äthiopien wurden bewohnte Gebiete systematisch und in großem Umfang bombardiert und beschossen... das muss aufhören", forderte Dr. Eva Maria Fischer, Leiterin der politischen Abteilung von Handicap International Deutschland in Dublin.

Die Menschen in Kriegsgebieten brauchen besseren Schutz


Nujeen Mustafa ermahnte als Betroffene die anwesenden Vertreter*innen der internationalen Staatengemeinschaft, dass bei der Bombardierung der Zivilbevölkerung nicht nur deren Leben, Städte und Häuser verloren gehen, sondern auch deren Zukunft. Sie selber war 2015 mit 16 Jahren im Rollstuhl aus dem syrischen Aleppo bis nach Deutschland geflohen und engagiert sich seitdem gegen den Einsatz von Explosivwaffen auf die Zivilbevölkerung. „Ich hoffe, dass die Unterzeichnung der Erklärung nicht nur ein Stück Papier sein wird, sondern der Beginn einer echten Veränderung! Die Menschen, die auf der ganzen Welt unter Kriegen leiden, brauchen das!“, unterstrich die junge Frau

Überwachung durch Explosivwaffen-Monitor 

Handicap International und ihre Partner von INEW werden die Umsetzung des Vertrages aktiv überwachen. Mit dem Explosivwaffen-Monitor werden die humanitären Folgen des Einsatzes von Explosivwaffen in bewohnten Gebieten sowie die militärischen Strategien und Praktiken kontrolliert werden, um einen besseren Schutz der Zivilbevölkerung vor Explosivwaffen zu gewährleisten.

„Unser Ziel ist es, dafür zu sorgen, dass dieses internationale Abkommen echte Veränderungen für die vom Krieg betroffenen Menschen bewirkt und die Unterstützung für die Opfer verbessert“, so Fischer.  
 

18 November 2022
Einsatz weltweit:
Helfen
Sie mit

Lesen sie weiter

Streumunition in Laos: Die stillen Gefahren nach dem Krieg
© D.Kremer
Minen und andere Waffen

Streumunition in Laos: Die stillen Gefahren nach dem Krieg

Streubomben bedrohen auch nach Jahrzehnten noch die Zivilbevölkerung, da bis zu 40 % der Streumunition nicht explodiert und als Blindgänger liegen bleiben. Dem neuen Streubomben-Monitor 2024 ist nun zu entnehmen, dass Streumunition in aktuellen Konflikten wieder vermehrt eingesetzt wird, wie in der Ukraine. Dies führt nicht nur zu vielen Opfern, sondern auch zu einer langfristigen Verseuchung.

14 Jahre Streubombenverbot – ein lebensrettender Vertrag ist bedroht
© Basile Barbey/HI
Politische Kampagnenarbeit

14 Jahre Streubombenverbot – ein lebensrettender Vertrag ist bedroht

Am 1. August 2024 jährte sich zum 14. Mal der Tag, an dem die Konvention über ein Verbot von Streumunition in Kraft getreten ist. Ein lebensrettender Vertrag. Zehntausende Menschenleben wurden seither geschützt. Doch gerade gibt es einige Entwicklungen, die uns Sorge bereiten. Streumunition wird in aktuellen Konflikten vermehrt eingesetzt. Litauen hat zudem angekündigt, den Vertrag zu verlassen.

Jahresbericht 2023 – Können Spielsachen Behinderungen verhindern?
© A. Rahhal / HI
Öffentlichkeitsarbeit

Jahresbericht 2023 – Können Spielsachen Behinderungen verhindern?

Warum ist es so wichtig, dass Kinder in der Ukraine oder Gaza wissen, wie gefährlich Blindgänger sind? Können Spielsachen Behinderungen verhindern? Wie erlebt ein Mensch mit Behinderung die Flucht aus dem sicheren Zuhause in eine Sammelunterkunft? Antworten auf diese und zahlreiche weitere Fragen sowie viele Informationen rund um unsere Arbeit stehen in unserem neuen Jahresbericht 2023.