Co-Preisträger Friedensnobelpreis

Jemen: „Das Schweigen der internationalen Gemeinschaft bedeutet Mitschuld”

Nothilfe

Bonn/Berlin/Sana’a, 21. November 2017. Am 15. Tag der Blockade der See-, Luft- und Landwege in den Jemen klagt eine Gruppe von Hilfsorganisationen zum wiederholten Mal die Gleichgültigkeit der internationalen Staatengemeinde an.

Flüchlingsmädchen im Jemen durch Krieg schwer traumatisiert

Die 8-jährige Aidi im Krankenhaus CALP in Sana'a, Jemen: Sie ist durch psychologische Traumata wie gelähmt. | © Camille Gillardeau / HI

Scharfer Appel von Hilfsorganisationen zur anhaltenden Blockade im Jemen

Anlässlich der massiven humanitären Krise im Jemen müssen die Grenzen umgehend wieder komplett geöffnet werden, fordern aus Deutschland  unter anderem CARE, Oxfam, ADRA, Aktion gegen den Hunger, Ärzte der Welt, Handicap International und World Relief Deutschland.

Die Hilfsorganisationen äußern sich sehr besorgt über den erneuten Ausbruch von Cholera und anderer Krankheiten, die durch verunreinigtes Wasser übertragen werden. Das UN-Kinderhilfswerk warnt, dass nur noch wenige Impfstoffe gegen Diphterie vorrätig sind. Ende November sollte eine neue Lieferung kommen, die Einfuhr ist aber bis dato noch nicht genehmigt. Wenn dieser Impfstoff nicht ins Land gelangt, drohen Millionen von Kindern schwere Schäden durch diese eigentlich vermeidbare Krankheit.

Die Treibstoffknappheit im Jemen verschlimmert zudem den Mangel an sauberem Wasser: Wasserpumpen werden abgeschaltet und Leitungen liegen trocken. Damit sind der Schulunterricht und vor allem der Betrieb von Krankenhäusern stark bedroht. Ärzte und Pfleger bemühen sich zwar, den Betrieb von OP-Sälen und Intensivstationen aufrecht zu erhalten, doch andere Stationen müssen geschlossen und Kühlvorrichtungen für Medikamente immer wieder stundenweise abgeschaltet werden, um Treibstoff für Stromgeneratoren zu sparen. Hinzu kommt, dass vielen Ärztinnen und Ärzten seit über zehn Monaten kein Lohn gezahlt wurde. Das Resultat: immer häufiger werden die Vereinten Nationen und Hilfsorganisationen darum gebeten, ihre Treibstoffrationen den Medizinern zu überlassen. Die meisten Hilfsorganisationen haben inzwischen weniger als einen Monat Treibstoff auf Vorrat.

Hilfsorganisationen haben bereits ihre Bargeldauszahlungen für die schwächsten Bevölkerungsgruppen verdoppelt, damit diese wenigstens ein paar Vorräte für die kalten Wintermonate anschaffen können, bevor die Preise weiter steigen. Aufgrund von Kampfhandlungen sind nach wie vor viele Regionen des Landes unerreichbar, die dort lebenden Menschen bleiben weiterhin komplett von Hilfe abgeschnitten.

Wenn außerdem Frachtschiffe in den nächsten Tagen keine Erlaubnis erhalten, ihre Ladung im Hafen von Hodeidah zu löschen, werden die im Land vorhandenen Reserven an Weizen und Zucker in den nächsten drei Monaten aufgebraucht sein.

Die internationale Gemeinschaft muss ihr beschämendes Schweigen angesichts dieser Zustände sofort brechen und alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel nutzen, die Blockade aufzuheben. Der Tiefwasserhafen von Hodeidah, über den 80 Prozent der Importe laufen, sowie der Flughafen von Sanaa müssen unverzüglich wieder geöffnet werden, um Nahrung, Treibstoff und Medikamente einführen zu können. Jeder weitere Tag der Blockade bedeutet mehr Hunger und Krankheiten für tausende Jemeniten. Wenn die Blockade aufrechterhalten wird, könnten Millionen von Menschen in Folge einer Hungersnot sterben.

Die internationale Gemeinschaft hat die Wahl zwischen entschlossenem Handeln oder der Mitschuld für dieses Leid. Eine dritte Option gibt es nicht.

 

Die unterzeichnenden Hilfsorganisationen:

Aktion gegen den Hunger
ACTED
ADRA
CARE International
DRC
Handicap International
International Rescue Committee
Ärzte der Welt
Mercy Corps
NRC
Oxfam
Relief International
World Relief Deutschland
Zoa

 

21 November 2017
Einsatz weltweit:
Helfen
Sie mit

Lesen sie weiter

Menschen mit Behinderung stärken gegen Folgen des Klimawandels
© Karmela Indoyon/ HI
Nothilfe

Menschen mit Behinderung stärken gegen Folgen des Klimawandels

Die Folgen des Klimawandels betreffen Menschen mit Behinderung besonders stark. Sie haben ein viermal höheres Risiko, im Falle einer Katastrophe wie Wirbelstürmen oder Überschwemmungen zu sterben. Deshalb unterstützen unsere Teams besonders Menschen mit eingeschränkter Mobilität, mit Hör- oder Sehbehinderungen oder psychosozialen Beeinträchtigungen. Sie dürfen nicht vergessen werden!

Ukraine: Unterstützung für vertriebene Menschen mit Behinderung
© M. Monier / HI
Nothilfe

Ukraine: Unterstützung für vertriebene Menschen mit Behinderung

Rund 100 Hygiene-Kits haben unsere Teams allein in der Gemeinde Tsarichanka, nordwestlich von Dnipro (Ostukraine), verteilt. Dazu gehören zum Beispiel Seife, Handtücher oder Windeln sowie medizinische Handschuhe. Gerade Kranke und Menschen mit Behinderung benötigen die Hilfe dringend. So auch der 39-jährige Pavlo. 

Ukraine: Hygiene-Kits für vertriebene Familien
© M. Monier / HI
Nothilfe

Ukraine: Hygiene-Kits für vertriebene Familien

Volodymyr Vektov (49), seine sieben Kinder, seine Frau Olha (33) und seine Schwiegermutter sind im März 2022 aus der Region Luhansk geflohen. Ihr Haus wurde komplett zerbombt. Seitdem leben sie in Tsarichanka, nordwestlich von Dnipro, und sind dringend auf Hilfe angewiesen. Vor allem die Kinder sind völlig traumatisiert.