Co-Preisträger Friedensnobelpreis

UN-Sicherheitsrat erkennt die Rechte von Menschen mit Behinderung in bewaffneten Konflikten an

Inklusion Nothilfe Rechte von Menschen mit Behinderung
International

Zum ersten Mal überhaupt hat der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen eine Resolution über Menschen mit Behinderung in bewaffneten Konflikten verabschiedet. Dies ist ein bedeutender Fortschritt für Menschen mit Behinderung, die in Krisensituationen besonders gefährdet sind und bei der humanitären Hilfe oft übersehen werden.

Ein aus Mossul vertriebener Mann – er hat sein Bein während eines Artillerieangriffs verloren. Er bekommt psychosoziale Unterstützung und erhielt ein Zelt.

Ein aus Mossul vertriebener Mann – er hat sein Bein während eines Artillerieangriffs verloren. Er bekommt psychosoziale Unterstützung und erhielt ein Zelt. | © Martin Crep/HI

Die UN-Resolution bekräftigt, dass die Auswirkungen eines Konflikts auf Menschen mit Behinderung besonders hoch sind. Alle Konfliktparteien haben die Verantwortung, alle Zivilpersonen, einschließlich Menschen mit Behinderung, vor den Folgen des Krieges zu schützen. Die Akteure der humanitären Hilfe müssen die Vorstellungen und Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung in ihre Hilfe mit einbeziehen.

Besonderer Schutz für Menschen mit Behinderung

"Diese Resolution ist ein großer Fortschritt für Menschen mit Behinderung, die während eines Konflikts besonders gefährdet sind und unabsichtlich von humanitären Organisationen ausgeschlossen werden. Alle Zivilisten, einschließlich Menschen mit Behinderung, müssen während der Feindseligkeiten geschützt werden. Wir müssen die Schwierigkeiten verringern, mit denen sie bei der Flucht vor den Kämpfen, bei der Suche nach Schutz und beim Zugang zur humanitären Versorgung konfrontiert sind,“ sagt Elena Bertozzi, Advocacy Beauftragte von Handicap International.

Zusätzlich zu den Bedürfnissen von Menschen mit bereits bestehenden Behinderungen kommt es außerdem durch die Gewalt im Konfliktfall zu Verletzungen und weiteren Beeinträchtigungen. Eine Studie von HI und iMMAP[1] zeigt, dass in mehr als 60% der syrischen Flüchtlingshaushalte eine Person mit Behinderung lebt und 1/5 der Flüchtlinge im Libanon und in Jordanien eine Behinderung haben.

Krieg: Ursache von Behinderung

Mindestens 1,3 Millionen Menschen in Not in Syrien leben mit einer Behinderung[2]. Laut einer aktuellen Bewertung in West-Aleppo, Idleb und Ar-Raqqa haben 30% der Erwachsenen in Nordsyrien eine Behinderung. Das sind doppelt so viele wie der weltweite Durchschnitt von 15%. Viele neue Fälle pro Monat führen zu Tausenden von Beeinträchtigungen, die eine langfristige physische Rehabilitation erfordern[3].

Psychische Belastung extrem hoch[4]

In Jordanien sind 80% der durch Explosivwaffen verletzten Syrer/-innen psychologisch belastet. 66% von ihnen sind durch Angst, Wut, Müdigkeit, Desinteresse und Hoffnungslosigkeit nicht in der Lage, wesentliche tägliche Aktivitäten durchzuführen, 65% sind so belastet, dass sie Orte, Menschen, Gespräche oder Aktivitäten vermeiden, die sie an das traumatische Ereignis erinnern.

UN-Charta zur Eingliederung von Menschen mit Behinderung in humanitäre Maßnahmen

Im Mai 2016 hatten HI und mehrere Partnerorganisationen eine Charta zur Einbeziehung von Menschen mit Behinderung in humanitäre Maßnahmen lanciert. Sie wurde von mehr als 220 Staaten, Nichtregierungsorganisationen und Organisationen von Menschen mit Behinderung, internationalen Institutionen, UN-Agenturen, Mitgliedstaaten und Gebern unterstützt. HI fordert eine kontinuierliche Mobilisierung, um die Einbeziehung aller Menschen mit Behinderung, die in einer Krisensituation leben, zu ermöglichen.

"Staaten und humanitäre Organisationen müssen auf Menschen mit Behinderung hören und ihre Bedürfnisse berücksichtigen, zum Beispiel wenn es um Wiederaufbaupläne nach einem Konflikt geht", unterstreicht Elena Bertozzi.

 

 

[1] Studie von 2017-2018

[2] https://hno-syria.org/data/downloads/en/full_hno_2019.pdf

[3] https://hno-syria.org/data/downloads/en/full_hno_2019.pdf

[4] https://handicap-international.fr/sites/fr/files/documents/files/syria-mutilated-future_handicap-international.pdf

19 Juni 2019
Einsatz weltweit:
Helfen
Sie mit

Lesen sie weiter

DR Kongo: HI liefert lebenswichtige Güter
© HI
Nothilfe

DR Kongo: HI liefert lebenswichtige Güter

Die Gewalt in der Region Nord-Kivu in der Demokratischen Republik Kongo eskaliert. Rund 2,6 Millionen Menschen benötigen Unterstützung. Krankenhäuser, Schulen und Flüchtlingslager werden direkt angegriffen. Es fehlt an Wasser, Lebensmittel und Medikamenten. Unsere Teams versorgen die Menschen mit lebenswichtigen Gütern, Rollstühlen und Prothesen.

Hilfe in Mali: Wie wir auch die entlegensten Dörfer erreichen
© T. N'Daou / HI
Nothilfe

Hilfe in Mali: Wie wir auch die entlegensten Dörfer erreichen

In Mali stoßen Hilfsorganisationen oft an ihre Grenzen, und die nötige Hilfe kommt nicht immer da an, wo sie so dringend gebraucht wird. Die Not im Land ist groß. 8,8 Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, mehr als die Bevölkerung von Niedersachsen. Unser spezielles Logistik-Team schafft es, die dringend  benötigte Hilfe sogar in die entlegensten Ecken des Landes zu bringen.

150 Rollstühle für Verletzte in Gaza
© HI
Nothilfe

150 Rollstühle für Verletzte in Gaza

Der humanitäre Bedarf der Zivilbevölkerung im Gazastreifen ist immens. Vor allem Verletzte, chronisch Kranke und Menschen mit Behinderung brauchen Hilfe. Unserem Team ist es nun gelungen, 150 Rollstühle und weitere Hilfsgüter in ein Krankenhaus in Gaza-Stadt zu bringen. Diese helfen dabei, die Menschen wieder mobil zu machen und ihnen so den Zugang zur Gesundheitsversorgung zu erleichtern.