Co-Preisträger Friedensnobelpreis

Weltweit ignoriert: Die Humanitäre Katastrophe im Jemen

Nothilfe

Vor einem Jahr begann der Militäreinsatz von Koalitionsstreitkräften arabischer Staaten unter der Führung Saudi-Arabiens gegen die schiitischen Huthi-Rebellen in Jemen. Nun schlagen Handicap International und fünf weitere internationale Nicht-Regierungs-Organisationen, die im Jemen tätig sind, Alarm: über eine der schlimmsten humanitären Katastrophen dieser Zeit. Jemen stürzt ab ins Chaos. Doch dies wurde bisher weltweit ignoriert. Die Bombardierungen und Kämpfe haben die humanitäre Lage für die Bevölkerung weiter verschlimmert – in einem der ärmsten Länder der arabischen Halbinsel.

Ein Physiotherapeut behandelt eine Patientin

Die 24-jährige Bushra wurde bei einem Bombenangriff auf ihre Heimatstadt verletzt. Handicap International stellte ihr eine Gehhilfe zur Verfügung und unterstützte sie mit psychosozialer Behandlung. | Handicap International

Das Ausmaß der schweren humanitären Krise

Handicap International, Ärzte der Welt, Care, Action Contre la Faim, Acted und Premiere Urgence haben bei einer Konferenz am 17. März in Paris mit Sorge festgestellt, dass sich die Lage in Jemen seit Beginn des Militäreinsatzes drastisch verschlechtert hat. So verarmt die Bevölkerung zusehends und hat größtenteils keinen Zugang zu grundlegender Versorgung. Acht von zehn Menschen haben keinen Zugang zu Trinkwasser, sehr vielen fehlt die medizinische Versorgung. Seit Beginn des Konflikts wurden bereits 2,5 Millionen Menschen aus ihrem Zuhause vertrieben.

Diese rapide Verschlechterung der Zustände in Jemen wird weltweit gleichgültig hingenommen. Dabei hat der Konflikt eine beispiellose humanitäre Krise verursacht, in der mittlerweile schon 82 % der Bevölkerung humanitäre Hilfe benötigen. Etwa 14,4 Millionen Menschen, also die Hälfte der Bevölkerung, können nicht mehr für ihren eigenen Unterhalt aufkommen, weil sie ihre Einkommensquelle verloren haben oder von den eskalierenden Lebensmittelpreisen betroffen sind. Die Expertinnen und Experten der Organisationen warnen: „Wir haben bereits in Syrien erlebt, welche Auswirkungen die Untätigkeit der internationalen Gemeinschaft haben kann. Wir dürfen nicht auch dasselbe in Jemen passieren lassen!“

Überwindung zahlreicher Hürden in der Hilfsversorgung: unsere Forderungen

Die humanitären Organisationen in Jemen sind sehr besorgt über die Situation, denn die Bedürfnisse sind enorm hoch, und es wird immer schwieriger, in dem Land zu arbeiten. Unsere Teams und die der anderen Organisationen müssen täglich darüber verhandeln, dass ihnen Zugang gewährt wird und sie ihre Nothilfeprojekte durchführen können. Sie fordern, dass dringend gehandelt wird, weil sonst weiterhin die zivile Bevölkerung das große Opfer dieses Konflikts bleibt.

Angesichts der Lage rufen Handicap International und die anderen Organisationen international auch dazu auf, dass sich die Staatengemeinschaft für einen Waffenstillstand einsetzt und den ungehinderten Zugang zur Hilfsversorgung sicherstellt. Außerdem fordern sie, dass das humanitäre Völkerrecht während dieser Kriegshandlungen beachtet wird und schnell Friedensverhandlungen eingeleitet werden.

21 März 2016
Einsatz weltweit:
Helfen
Sie mit

Lesen sie weiter

Eskalation der Gewalt im Libanon: Wir bauen unsere Hilfe aus
© Mahmoud ZAYYAT / AFP
Nothilfe

Eskalation der Gewalt im Libanon: Wir bauen unsere Hilfe aus

Die humanitäre Krise im Libanon spitzt sich weiter zu: Massive Bombardierungen fordern Hunderte Todesopfer und verletzen Tausende. Handicap International (HI) verurteilt die Angriffe und setzt sich unermüdlich für die Unterstützung der Betroffenen ein. Besonders Menschen mit Behinderung sind stark betroffen. Wie wir helfen und welche Herausforderungen vor uns liegen, erfahren Sie hier.

Cox´s Bazar - Ajida schafft es nun ganz alleine!
© M. Monier / HI
Inklusion Nothilfe Rehabilitation und Orthopädie

Cox´s Bazar - Ajida schafft es nun ganz alleine!

Ajida aus Bangladesch ist 12 Jahre alt und hat seit ihrer Geburt Zerebralparese. Lange Zeit konnte sie weder stehen noch gehen. Die oft schlammigen Wege im Flüchtlingslager Cox‘s Bazar waren für sie unüberwindbare Hindernisse. Doch dank viel Physiotherapie, einer Gehhilfe und einer von Handicap International gebauten Rampe kann sie nun selbständig zur Schule gehen.

Mohamed aus Gaza: „Werde ich je wieder gehen können?“
© HI
Nothilfe Rehabilitation und Orthopädie

Mohamed aus Gaza: „Werde ich je wieder gehen können?“

Eigentlich wollte Mohamed Ende Februar nur nach Brennholz suchen – direkt neben seinem zerstörten Haus in Gaza. Doch plötzlich knallte es im Nachbarhaus, und er wachte im Krankenhaus wieder auf – sein linkes Knie war zertrümmert, die Schmerzen unerträglich, seine Verzweiflung groß. Die erste Operation scheiterte, doch dann begann das HI-Team mit den ersten Reha-Maßnahmen.