Vor allem Ältere leben oftmals ohne Strom und Wasser in Frontnähe
In den Gebieten nahe der Front sind die meisten Einwohner evakuiert worden oder sind vor den Kämpfen geflohen. Aber nach Informationen von HI ist die große Mehrheit der älteren Menschen, darunter auch ein hoher Anteil von Menschen mit Behinderung, trotz der Bombardierungen geblieben. „Die am stärksten gefährdeten Menschen bleiben unverhältnismäßig oft in den vom Konflikt besonders betroffenen Gebieten, weil sie diese entweder nicht verlassen wollen oder können. Isolation, ständiger Beschuss und der Mangel an medizinischer Grundversorgung wirken sich auch auf die psychische Gesundheit aus und werden die Menschen noch jahrelang belasten", erklärt Dr. Inez Kipfer-Didavi, Geschäftsführerin von Handicap International Deutschland. Die schwerwiegenden Folgen: Dadurch werden sie besonders häufig Opfer von Bombardierungen. Außerdem verschlechtert sich ihr Gesundheitszustand, chronische Krankheiten verschlimmern sich oder neue Krankheiten treten auf. Auch chronischer Stress in Kriegssituationen kann sich auf die Gesundheit der Menschen auswirken und sie sowohl psychisch als auch physisch schwächen.
Jahrzehntelange Bedrohung durch Minen und Blindgänger
„Einige Gebiete rund um Charkiw und Dnipro im Osten sowie Mykolajiw und Cherson im Süden der Ukraine sind durch Bombardierungen und Verseuchung mit Minen und Blindgängern vom Rest des Landes abgeschnitten. Viele Menschen trauen sich bisweilen gar nicht, die prekären Unterkünfte zu verlassen. Unzählige Felder können nicht bestellt werden“, unterstreicht Dr. Eva Maria Fischer, Leiterin der politischen Abteilung von Handicap International Deutschland.
Aufklärung über die Gefahren in Schulen in isolierten Dörfern
Die Teams von HI klären die Bevölkerung über die gefährlichen explosiven Kriegsreste auf. In Schulen und Gemeinden zeigen sie, wie sich die Menschen vor den Gefahren schützen können. „Ich war früher Minenräumerin und kann Ihnen sagen, dass es Jahrzehnte dauern wird, bis die Blindgänger hier beseitigt sind. Es ist wichtig, immer wieder in diese abgelegenen Dörfer zu fahren, um die Menschen über die Gefahren zu informieren. Das sind Gebiete, in die niemand gehen will, weil sie schwer zu erreichen sind. Viele Menschen sind sich der Gefahren nicht bewusst, und ich möchte so viele Leben wie möglich retten", betont Viktoria Vdovichuk, Leiterin des Gefahren-Aufklärungsteams von HI in der Region Charkiw. Manche Veranstaltungen können nur über das Internet abgehalten werden, weil es einfach zu gefährlich ist, in die Orte zu fahren.
Versorgung von Schwerstverletzten in der Ost-Ukraine
Derzeit leisten HI-Teams in neun ukrainischen Krankenhäusern Reha-Maßnahmen und psychosoziale Unterstützung, die meisten davon in der Nähe der Frontlinie in den Regionen Charkiw und Dnipro, wo es viele Kriegsverletzte gibt. Sie versorgen vor allem Schwerstverletzte, wie Menschen mit Brandwunden oder amputierten Gliedmaßen. Mobile Teams gehen auch in Zentren für Binnenvertriebene und machen Hausbesuche, um den Menschen zu helfen, die keine Gesundheitseinrichtungen erreichen können.
Folgende Expertinnen stehen Ihnen für Interviews zur Verfügung:
• Dr. Inez Kipfer-Didavi, Geschäftsführerin Handicap International Deutschland (Deutsch)
• Dr. Eva Maria Fischer, Leiterin der politischen Abteilung HI - Deutschland (Deutsch)
• Anne-Laure Bauby, Programmdirektorin HI-Ukraine - Kiew (Englisch)
• Rhiain Moses, Projektmanagerin Ukraine-Ost - Dnipro (Englisch)