Streumunition in Laos: Die stillen Gefahren nach dem Krieg
Streubomben bedrohen auch nach Jahrzehnten noch die Zivilbevölkerung, da bis zu 40 % der Streumunition nicht explodiert und als Blindgänger liegen bleiben. Dem neuen Streubomben-Monitor 2024 ist nun zu entnehmen, dass Streumunition in aktuellen Konflikten wieder vermehrt eingesetzt wird, wie in der Ukraine. Dies führt nicht nur zu vielen Opfern, sondern auch zu einer langfristigen Verseuchung.
Ein Blindgänger liegt versteckt im Unterholz und ist eine große Gefahr für spielende Kinder und Bauern. | © D.Kremer
So wie in Laos. Dort lebt On Keo. Sie ist 58 Jahre alt und lebt als Kautschukbäuerin im Dorf Thabuk im Bezirk Khoua. Sie erzählt von den Blindgängern, die lange ihre Gemeinde bedroht haben. Im Juli 2023 hat Handicap International ihr Dorf nun entmint. Viele weitere Dörfer warten noch auf die Entminerinnen und Entminer von Handicap International.
Können Sie uns mehr über die Auswirkungen auf ihr Dorf erzählen?
Unser Dorf hat viel durchgemacht, vor allem während des Konflikts Krieges zwischen 1962 und 1971. Flugzeuge haben Bomben, darunter auch Streumunition, auf unsere Felder und in die Berge abgeworfen. Wir mussten fliehen und uns in Löchern und Höhlen verstecken, um zu überleben. Nach dem Krieg blieb viel Munition zurück, was es extrem gefährlich machte, unser Land zu bewirtschaften.
„Ich habe oft Teile von Streumunition gefunden“
Welche Folgen hatte die nicht explodierte Munition in ihrem täglichen Leben und auf Ihre Arbeit?
Früher habe ich bei der Arbeit auf dem Feld oft Teile von Streumunition gefunden – manchmal 10 oder 20 Stück. Damals sammelte ich sie ein und warf sie in den Fluss, weil ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte. Später habe ich erfahren, wie gefährlich das eigentlich war. Als ich von Unfällen hörte, bei denen auch ein Nachbar verletzt wurde, wurde ich noch vorsichtiger. Die Angst vor der Munition hat mich davon abgehalten, Maniok oder Gummibäume zu pflanzen. Ich machte mir ständig Sorgen, dass etwas passieren könnte.
Erinnern Sie sich an bestimmte Unfälle?
Ja, 1989 waren drei Jungs in den Bergen und gruben wilde Kartoffeln aus. Dabei stießen sie mit ihrer Gabel auf eine Streumunition, die explodierte. Zwei der Jungen starben, und der dritte hat bis heute ein Schrapnell im Kopf.
Wie hat sich die Räumung der Munition auf Ihr Dorf ausgewirkt?
Seit Handicap International das Gebiet geräumt hat, fühle ich mich viel sicherer. Ich kann mein Land wieder nutzen, um Kautschuk anzubauen, und wir haben jetzt ein besseres Einkommen. Die Dorfbewohner wissen nun, wie sie sich verhalten müssen, und die Sorgen über die Munition sind deutlich geringer. Früher war uns die Gefahr nicht bewusst, und es kam zu Unfällen – vor allem Kinder haben oft mit gefundenen Gegenständen gespielt. Jetzt wissen wir, dass wir solche Sachen nicht anfassen dürfen.
Was sind Ihre Pläne für die Zukunft, jetzt wo das Land geräumt ist?
Ich möchte mehr Gummibäume pflanzen und vielleicht ein Haus bauen. Ich hoffe, dass Handicap International und die Regierung weiterhin bei der Räumung des Landes helfen, denn es gibt noch viele ungeräumte Gebiete. Die Räumung muss weitergehen.