Co-Preisträgerin Friedensnobelpreis

1 Jahr nach dem Erdbeben: Haiti immer noch stark auf Nothilfe angewiesen

Nothilfe Rehabilitation und Orthopädie
Haiti

Ein Jahr nach dem Erdbeben in Haiti vom 14. August 2021 benötigen tausende Verletzte weiterhin Hilfe. Das Gesundheitssystem ist schwach, zahlreiche Kliniken wurden zerstört und viele der über 12.000 Verwundeten haben weiterhin keinen Zugang zu medizinischer Versorgung. Die Hilfsorganisation Handicap International (HI) unterstützt die Bedürftigsten und Schwächsten in der anhaltenden Krise.

Mit der mobilen Klinik versorgt HI seit dem Erdbeben Patient*innen, die keinen Zugang zu medizinischen Diensten haben.

HI stellt nach dem Erdbeben Ausrüstung, Rollstühle, Prothesen sowie Hygienekits zur Verfügung. | © Rawley Crews/HI

Am 14. August 2021 wurde Haiti von einem Erdbeben der Stärke 7,2 erschüttert, von dem etwa 800.000 Menschen im Süden des Landes betroffen waren. 2.200 Menschen kamen bei der Umweltkatastrophe ums Leben, und mehr als 650.000 Menschen waren unmittelbar nach der Erschütterung auf humanitäre Hilfe angewiesen. Gesundheitszentren, Schulen und Häuser wurden schwer beschädigt. Die humanitäre Lage ist auch nach einem Jahr für Tausende weiterhin dramatisch.

„Das haitianische Gesundheitssystem ist nicht robust genug, um diese Art von Krise zu bewältigen. Viele Überlebende haben keinen Zugang zu Gesundheitsdiensten, sei es aus finanziellen Gründen oder wegen der nicht flächendeckenden ärztlichen Versorgung in ländlichen Gebieten. Verzögerungen bei der medizinischen Versorgung nach dem Erdbeben können die Verletzungen der Menschen aber verschlimmern und das Risiko dauerhafter Behinderungen erhöhen", erklärt Pierre-Marie Wagon, HI-Regionalleiter für die Notfallmaßnahmen in Haiti. 

„Der Schock des Erdbebens ist für die Bevölkerung verheerend"

Die Teams von Handicap International bauen lokale Gesundheitszentren aus, stellen Ausrüstungen bereit, schulen Gesundheitspersonal und verteilen Rollstühle, Prothesen und Hygienekits. Darüber hinaus unterstützt HI die Zentren auch finanziell, damit sie die Gehälter der medizinischen Fachkräfte zahlen können. Zudem wurde ein Projekt zur Unterstützung der psychischen Gesundheit ins Leben gerufen, da viele Menschen durch das Erdbeben und dessen Nachwirkungen stark traumatisiert sind. „Der Schock des Erdbebens und seine Folgen sind für die Bevölkerung verheerend", erklärt Marie Tellange Lestin von HI-Haiti. „Außerdem müssen sie mit der Armut fertig werden. Das war schon vor der Katastrophe ein großes Problem, aber es hat sich seitdem noch verschlimmert. Die Deckung des täglichen Bedarfs kann extrem anstrengend sein. Die Gemeinden brauchen umfassende Unterstützung, sowohl für die körperliche als auch für die geistige Gesundheit der Bevölkerung.“

HI in Haiti: Einsatz in Zahlen (zwischen August 2021 und Mai 2022)

  • Unterstützung von 1.400 Personen durch das Gesundheitsprojekt (Rehabilitation und psychosoziale Unterstützung)
  • Mehr als 170 Gemeinschaftsaktivitäten (Sensibilisierungsveranstaltungen, Workshops, therapeutische Spiele) für mehr als 4.300 Menschen
  • Versorgung von über 2.300 Menschen durch die mobile Klinik
  • Verteilung von 1.500 Hygienesets an 1.500 vom Erdbeben betroffene Haushalte
  • Lieferung von 1.143 Tonnen humanitärer Güter in 132 Bootstransporten
  • Räumung von 9.000 m³ Straßenschutt
  • Verteilung von 119 Mobilitätshilfen direkt an Patient*innen in Gesundheitszentren
11 August 2022
Einsatz weltweit:
Helfen
Sie mit

Lesen sie weiter

Syrien: Die Mine lag zwischen den Olivenbäumen
© T. Mayer / HI
Minen und andere Waffen Rehabilitation und Orthopädie

Syrien: Die Mine lag zwischen den Olivenbäumen

Ahmed Kasom ist einer von vielen, die nach Ende des Krieges in ihr syrisches Heimatdorf zurückkehren. Der 29-Jährige lebt in einem Flüchtlingscamp nahe Idlib und versucht seine Familie mit Gelegenheitsjobs zu ernähren. So auch zu Beginn des Jahres, als er bei der Olivenernte mithilft. Doch er tritt auf eine Landmine, die ihm sein Bein abreißt – ein unglaublicher Schock.

Ukraine: „Mein Mann dachte, ich sei tot“
© L. Hutsul / HI
Rehabilitation und Orthopädie

Ukraine: „Mein Mann dachte, ich sei tot“

Yuliia verlor durch eine Minenexplosion beide Beine und ihr Augenlicht. Unsere Teams helfen ihr, auf ihrem schwierigen Weg zurück in den Alltag. Ein Physiotherapeut besucht sie regelmäßig, um ihr mit den Prothesen zu helfen und ihre Muskeln zu stärken. Yuliia wünscht sich endlich Frieden, eine Familie und hofft durch die Unterstützung von Handicap International auf ein selbstständiges Leben.

Blindgänger und Landminen in Syrien – Amers Geschichte
© N. Bimbashi / HI
Minen und andere Waffen Nothilfe Rehabilitation und Orthopädie

Blindgänger und Landminen in Syrien – Amers Geschichte

Inmitten der zerstörten und halb zerstörten Gebäude von Khasham im Nordosten Syriens sitzt Amer im Rollstuhl vor dem Haus seiner Familie. Ein Bein fehlt ihm, das andere baumelt voller Bewegungsdrang hin und her. Vor wenigen Monaten spielte er hier noch mit seinen Cousins, bis ein Blindgänger explodierte. Amer überlebte schwer verletzt und wird von Handicap International (HI) betreut.