Co-Preisträger Friedensnobelpreis

Haiti

In Haiti führt Handicap International (HI) Projekte zur Eindämmung der zurzeit wütenden Cholera-Epidemie durch und setzt sich für einen breiteren und umfassenderen Zugang zur Gesundheitsversorgung ein.

Ein Junge mit bei einer Physiotherapie-Sitzung mit einer Expertin von HI.

Villereson, 14, wurde bei dem Erdbeben 2021 verletzt und hat sich einen Arm und ein Bein gebrochen. Hier bekommt er von HI Physiotherapie. | © G. H. Rouzier / HI

Laufende Aktivitäten

Angesichts des Ausbruchs einer neuen Cholera-Epidemie Ende 2022 hat HI ein Projekt zur Eindämmung dieser Krankheit gestartet. Unsere Teams unterstützen die Gemeinden mit Sensibilisierungsmaßnahmen, Maßnahmen zur Verhinderung von Krankheitsübertragung und durch die Förderung guter Hygienepraktiken.  Außerdem führen sie eine Dekontamination mit Chlor durch und verteilen Hygieneartikel wie Seife und Chlorprodukte. Die Teams arbeiten mit lokalen Akteuren zusammen, um die Maßnahmen gegen die Epidemie zu koordinieren und sicherzustellen, dass sie inklusiv gestaltet sind.

Seit Jahren hilft Handicap International bei der Entwicklung des haitianischen Rehabilitationssektors, indem es Gesundheitszentren im ganzen Land unterstützt. Diese Maßnahmen wurden nach dem Erdbeben vom 14. August 2021 intensiviert, und unsere Teams führen weiterhin Schulungen durch und geben Fachwissen in den Westen, Südosten, Norden und Nordosten des Landes weiter. HI bemüht sich auch um die weltweite Anerkennung von Rehabilitationsfachkräften und die Stärkung der Pflege. Das Projekt arbeitet mit den lokalen Behörden zusammen, um die bestehenden Rehabilitationsdienste zu erfassen und ein Überweisungssystem für Menschen, die sie benötigen, zu entwickeln.

Im Rahmen des HI-Programms wird auch ein Projekt zur wirtschaftlichen Eingliederung durchgeführt, welches Menschen mit Behinderung ermöglicht, Arbeit zu finden und ein nachhaltiges Einkommen zu erwirtschaften. Unsere Teams helfen den Menschen, ihre Projekte zu definieren und ihre Aktivitäten zu entwickeln. Außerdem schulen sie Unternehmen darin, die Inklusion voranzutreiben, indem sie insbesondere angemessene Vorkehrungen am Arbeitsplatz ihrer Mitarbeiter*innen treffen. Schließlich unterstützt Handicap International wir Organisationen, die sich für Menschen mit Behinderung einsetzen, bei ihrer nationalen Lobbyarbeit, um die Entwicklung eines integrativeren Arbeitsumfelds im Land zu fördern.

Um die Katastrophenvorsorge und den Katastrophenschutz zu stärken, schult und sensibilisiert HI Behörden und Partnerorganisationen, damit bei Evakuierungsmaßnahmen die am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen berücksichtigt werden. Es werden Risikobewertungen durchgeführt und analysiert, wie gut die Bevölkerung auf potenzielle Katastrophen vorbereitet ist. Anhand von Simulationsübungen werden entsprechend angepasste Einsatzpläne entwickelt. Außerdem arbeiten die Teams mit lokalen Akteuren zusammen, um Wettervorhersagen zu analysieren und Vorgaben zu entwickeln, die im Falle einer Katastrophe schnell angewendet werden können. Bei all diesen Maßnahmen steht die Inklusion im Mittelpunkt.

Darüber hinaus wird im Rahmen des Programms eine Logistikplattform für den Transport von humanitären Gütern und Waren mithilfe von Segelbooten entwickelt. Dieser Abhol- und Einlagerungsdienst wird anderen humanitären Organisationen zur Verfügung gestellt. Auf diese Weise wird die sichere Lieferung lebenswichtiger Güter entlang der gesamten haitianischen Küste gewährleistet. Dieser Dienst ist besonders nützlich in einer Zeit, in der das Land von einer noch nie dagewesenen Welle der Gewalt heimgesucht wird, in der Banden die Straßen sperren und jeglichen Straßenverkehr blockieren. Um den Transport über das Meer auszubauen, schulen Teams haitianische Transport-Dienstleister und verbessern ihre Navigationstechniken und somit die Sicherheit auf See.

Neues aus den Projekten

1 Jahr nach dem Erdbeben: Haiti immer noch stark auf Nothilfe angewiesen
© Rawley Crews/HI
Nothilfe Rehabilitation und Orthopädie

1 Jahr nach dem Erdbeben: Haiti immer noch stark auf Nothilfe angewiesen

Ein Jahr nach dem Erdbeben in Haiti vom 14. August 2021 benötigen tausende Verletzte weiterhin Hilfe. Das Gesundheitssystem ist schwach, zahlreiche Kliniken wurden zerstört und viele der über 12.000 Verwundeten haben weiterhin keinen Zugang zu medizinischer Versorgung. Die Hilfsorganisation Handicap International (HI) unterstützt die Bedürftigsten und Schwächsten in der anhaltenden Krise.

Haiti 6 Monate nach dem Erdbeben
© GH.ROUZIER/ HI
Nothilfe Rehabilitation und Orthopädie

Haiti 6 Monate nach dem Erdbeben

Sechs Monate nach dem schweren Erdbeben am 14. August 2021 in Haiti sind weiterhin viele Menschen auf Hilfe angewiesen. Handicap International (HI) behandelt Verletzte, deren Beine amputiert werden mussten oder die noch immer an Knochenbrüchen oder offenen Wunden leiden. Auch benötigen zahlreiche Erdbebenopfer psychosoziale Hilfe angesichts der Verwüstung und Verzweiflung.

HAITI: Niemanden vergessen
© Rawley Crews/HI
Nothilfe Rehabilitation und Orthopädie

HAITI: Niemanden vergessen

Zwei Monate nach dem Erdbeben sind die Menschen in Haiti noch immer auf Nothilfe angewiesen.

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Hintergrund

Karte des HI-Einsatzes in Haiti

Haiti sieht sich seit mehreren Jahrzehnten immer wieder mit politischen, wirtschaftlichen, sozialen und sicherheitspolitischen Herausforderungen konfrontiert, eine Situation, die sich seit 2018 noch verschärft hat und 2023 ein noch nie dagewesenes Ausmaß an Gewalt erreicht hat.

Organisierte Verbrechergruppen oder „Gangs" kontrollieren immer mehr Gebiete, insbesondere in der Hauptstadt Port-au-Prince, wo sie inzwischen 80 % des Ballungsraums beherrschen. Sie begehen Gewalttaten, darunter Morde und Massentötungen, Entführungen und Vergewaltigungen. Diese chaotische Situation hat seit Anfang des Jahres zu über 200.000 Umsiedlungen in verschiedene provisorisch hergerichtete Orte (Schulen, öffentliche Plätze usw.) geführt. Angesichts der Bandenkriege um die Kontrolle über neue Stadtviertel müssen die Menschen immer wieder erneut umgesiedelt werden. 

Außerdem wird das Land aufgrund seiner geografischen Lage häufig von Naturkatastrophen (Wirbelstürmen, Überschwemmungen und Erdbeben etc.) heimgesucht, darunter das jüngste Erdbeben am 14. August 2021 mit katastrophalen Folgen für die Bevölkerung: Fast 650.000 Menschen waren auf humanitäre Soforthilfe angewiesen. 

In den ländlichen Gebieten ist die Grundversorgung (Schulen, Gesundheitszentren, etc.) dürftig, was die Bevölkerung noch fragiler macht. Angesichts der weit verbreiteten Armut ist die Situation der Menschen mit Behinderung noch alarmierender, und ihre grundlegendsten Bedürfnisse – Nahrung, Wohnung, Gesundheitsdienste, Zugang zu Hilfsmitteln, Sicherheit – sind oftmals nicht gedeckt.

Anzahl der HI-Mitarbeiter*innen: 87
Eröffnungsdatum des Programms: 2008

Einsatz weltweit: