Co-Preisträger Friedensnobelpreis

11 Jahre Syrien-Krieg

Minen und andere Waffen
Syrien

Die Entminung und der Wiederaufbau Syriens wird Generationen in Anspruch nehmen. Der Bedarf an humanitärer Hilfe ist immens und der Zugang zu den Bedürftigen eine große Herausforderung. Dieses Fazit zieht die humanitäre Hilfsorganisation Handicap International (HI) elf Jahre nach dem Ausbruch des Konflikts.

Ein leerstehendes, zerfallendes Wohngebäude in Syrien.

Die Entminung und der Wiederaufbau Syriens wird Generationen in Anspruch nehmen | © A. Rodgers

Die Konsequenzen von jahrelangen Bombardierungen sind entsetzlich: Tausende von Toten und schlimme Verletzungen, psychologische Traumata, auseinandergerissene Familien, Millionen von Obdachlosen und Vertriebenen, Zwangsumsiedlungen, Zerstörung lebenswichtiger Infrastrukturen wie Krankenhäuser, Schulen, Brücken usw. sowie eine immer größere Armut. Großstädte wie Rakka, Aleppo und Homs wurden durch den massiven und intensiven Einsatz von Sprengstoff weitgehend zerstört.

„Nach 11 Jahren wird die humanitäre Krise in Syrien immer schlimmer. Die Zahl der Menschen, die humanitäre Hilfe benötigen, ist im Vergleich zum letzten Jahr um über 20 % gestiegen. Einer der Hauptgründe für diese Katastrophe ist der massive und systematische Bomben- und Granatenbeschuss in Wohngebieten“, unterstreicht Dr. Eva Maria Fischer, Leiterin der politischen Abteilung von Handicap International Deutschland.

Immer mehr Menschen brauchen Hilfe

14 Millionen Menschen in Syrien benötigen nach Angaben von humanitäre Hilfe. 6,7 Millionen Menschen sind innerhalb des Landes vertrieben - viele von ihnen mehrfach -, was die größte Zahl von Binnenvertriebenen weltweit darstellt (Angaben von UN OCHA). 5,7 Millionen Syrer und Syrerinnen sind Flüchtlinge in den Nachbarländern und auf humanitäre Hilfe angewiesen. 30 % der Bevölkerung über 12 Jahre haben laut HNAP (Humanitarian Needs Assessment Programme) eine Behinderung. Nach Angaben der WHO sind nur die Hälfte der Krankenhäuser und Zentren der medizinischen Grundversorgung in ganz Syrien voll funktionsfähig. Die derzeitige humanitäre Krise wird durch eine akute Wirtschaftskrise und die Corona-Pandemie noch verschärft.

Millionen durch Blindgänger bedroht

Das Ausmaß der Verseuchung mit Blindgängern ist in der Geschichte der Minenräumung beispiellos: Die Kontamination durch nicht explodierte Kampfmittel, d. h. Bomben, Raketen und Mörsergranaten, die beim Aufprall nicht explodiert sind, und andere explosive Kriegsreste wie Landminen und Sprengfallen, ist so schwerwiegend, dass es Generationen dauern wird, Syrien sicher zu machen. Laut Internationalem Roten Kreuz leben 11,5 Millionen Menschen derzeit in Gebieten, die durch explosive Kriegsreste kontaminiert sind.  Diese verhindern außerdem die sichere Rückkehr von Geflüchteten und Vertriebenen. Der Wiederaufbau der Städte und der Infrastruktur in Syrien wird komplexe und kostspielige Räumungsarbeiten erfordern.

14 März 2022
Einsatz weltweit:
Helfen
Sie mit

Lesen sie weiter

Senegal: Minenräumung ermöglicht Rückkehr nach 30 Jahren
© A. Faye / HI
Minen und andere Waffen

Senegal: Minenräumung ermöglicht Rückkehr nach 30 Jahren

Dank  der wirkungsvollen Minenräumung von Handicap International ist ein sicheres Leben in Bissine im Süden Senegals nun wieder möglich. Vor 30 Jahren musste die Zivilbevölkerung ihr Dorf fluchtartig verlassen. Da das Gebiet nun nicht mehr gefährlich ist, sind die ersten Bewohnerinnen und Bewohner bereits zurückgekehrt und haben erfolgreich damit begonnen, ihr Zuhause wiederaufzubauen. 

Syrien nach dem Erdbeben: Noors Lebensfreude kehrt zurück
© HI 2023
Rehabilitation und Orthopädie

Syrien nach dem Erdbeben: Noors Lebensfreude kehrt zurück

Ein Jahr ist nun vergangen, seit die schweren Erdbeben vom 6. Februar 2023 Syrien und die Türkei erschütterten. Die Überlebenden sind noch immer von der Katastrophe gezeichnet. Viele benötigen weiterhin Krankengymnastik und psychologische Unterstützung. So wie die 3-jährige Noor, die bei den Beben fast ihre gesamte Familie und ein Bein verlor.

Burkina Faso: Aufklärung vor Blindgängern trotz Überfällen
© HI
Minen und andere Waffen

Burkina Faso: Aufklärung vor Blindgängern trotz Überfällen

Unsere Expertinnen und Experten arbeiten in Burkina Faso in einer sehr angespannten Sicherheitslage. Ihre Aufgabe: die Bevölkerung über die Gefahr von Blindgängern aufzuklären, um die oft tödlichen Unfälle zu verhindern. Dabei müssen sie selbst immer wieder mit Überfällen und Ausschreitungen rechnen. In manchen Regionen können sie die Menschen nur über lokale Radiosender erreichen.