Co-Preisträgerin Friedensnobelpreis

AOAV-Report: Zahl der getöteten Zivilist/-innen steigt 2017 um 38 Prozent

Minen und andere Waffen Öffentlichkeitsarbeit
International

42.972 Menschen sind 2017 durch Angriffe mit explosiven Waffen getötet oder verletzt worden. Allein 31.904 Opfer sind Zivilist/-innen. Diese Zahlen gab die internationale Beobachtungsstelle Action on Armed Violence (AOAV) in London bekannt. So ist die Zahl der Getöteten um 38 Prozent im Vergleich zu 2016 gestiegen. Die meisten wurden in Wohngebieten getroffen. Eines der vielen Kinder, das durch explosive Waffen verletzt oder getötet wurde, ist Abdel Rahman. Dem irakischen Jungen musste nach einer Bombardierung in Mossul ein Bein amputiert werden.

Explosive Kriegsreste in einer zerstörten Stadt

Explosive Kriegsreste in einer zerstörten Stadt | Ph. Houliat / HI

Noch nie seit Beginn der Aufzeichnung im Jahre 2011 hat die Organisation AOAV so viele getötete Zivilist/-innen gezählt. Dies bedeutet eine Steigerung von 165 Prozent. 92 Prozent aller Getöteten und Verletzten im Jahr 2017 kamen aus der Zivilbevölkerung; fast alle Opfer kamen in Wohngebieten ums Leben oder wurden verletzt. Die am schlimmsten betroffenen Länder waren Syrien, Irak, Afghanistan, Pakistan und Jemen. Allein im Bürgerkriegsland Syrien gab es mindestens 15.319 Tote und Verletzte, davon 13.062 aus der Zivilbevölkerung. 2017 gab es über doppelt so viele Angriffe auf Wohngebiete (2.601) wie auf nicht-besiedelte Gebiete (1.224).

Nach einem Bombenangriff musste Abdels Bein amputiert werden

Die Familie saß gerade beim Frühstück, als eine Bombe auf ihr Haus fiel. Ein Sohn starb, Abdel wurde schwer verletzt. „Nach ein paar Tagen sah ich, dass sein Bein völlig blau anlief. Als wir endlich in ein Krankenhaus kamen, war sein Zustand schon sehr schlecht“, sagt Abdels Vater. Trotz sechs Operationen konnten die Ärzte das Bein nicht retten. Es musste amputiert werden. Inzwischen lebt die Familie in einem Flüchtlingslager, wo sich Handicap International um den Jungen kümmert. Abdel erhielt eine Prothese und ein Physiotherapeut unterstützt ihn dabei, die Balance zu finden. Ein Psychotherapeut hilft dem Jungen, die seelischen Folgen zu lindern.

Kampf gegen Explosivwaffen

Handicap International kämpft gegen die menschenverachtenden Bombardierungen von unbeteiligten Kindern, Frauen und Männern. Explosivwaffen töten und verstümmeln. Überlebenden tragen dauerhafte Behinderungen davon und sind schwer traumatisiert. Wohnhäuser, Schulen oder Krankenhäuser werden großflächig zerstört. Da einzelne Waffen oder Teile ihrer Munition nicht sofort explodieren, leben die Menschen mit der alltäglichen Angst vor einer Detonation. Dies gefährdet den Wiederaufbau und die Rückkehr der Bevölkerung in ihre Wohngebiete. Explosivwaffen haben eine ähnlich langfristige, verheerende Wirkung wie Landminen und improvisierte Sprengsätze. Beispiele für Explosivwaffen sind Mörsergranaten, Raketen, Artilleriegranaten, Fliegerbomben oder Streubomben.

HI ruft alle Staaten dazu auf, dem Einsatz von explosiven Waffen in Wohngebieten sofort ein Ende zu setzen und internationale Initiativen mit diesem Ziel zu unterstützen. Unterzeichnen Sie unsere Petition und helfen Sie uns eine Millionen Unterschriften zu sammeln!

Action on Armed Violence (AOAV) ist Mitglied des International Network on Explosive Weapons INEW, einer von Handicap International mitgegründeten Koalition aus NGOs, die gegen den Einsatz von Explosivwaffen in bewohnten Gebieten eintritt.

20 April 2018
Einsatz weltweit:
Helfen
Sie mit

Lesen sie weiter

Syrien: Minen in verlassenen Dörfern – Osamas Geschichte
© HI
Minen und andere Waffen Politische Kampagnenarbeit

Syrien: Minen in verlassenen Dörfern – Osamas Geschichte

Die Rückkehr in ein syrisches Dorf kann lebensgefährlich sein. Das musste auch der 22-jährige Osama Hussein erfahren. Als er ein verlassenes Haus betrat, trat er auf eine Mine – und verlor dabei sein Bein. In Rakka und in vielen Regionen Syriens lauern Landminen und explosive Kriegsreste – in Häusern, auf Feldern, am Straßenrand. Diese unsichtbaren Gefahren töten, verletzen und verstümmeln.

Jahresbericht 2024 – Humanitäre Hilfe wirkt!
© FilmAid Kenya / HI
Öffentlichkeitsarbeit

Jahresbericht 2024 – Humanitäre Hilfe wirkt!

Wir haben viel erreicht – trotz aller Krisen und Herausforderungen! Unsere Teams haben tausende Prothesen angepasst, traumatisierte Menschen betreut, Dörfer und Felder im Irak, in Laos oder Syrien von Minen befreit sowie bei Konflikten in den Palästinensischen Gebieten, der Ukraine oder der Demokratischen Republik Kongo Nothilfe geleistet. Hier finden Sie Infos zu unserem aktuellen Jahresbericht.

HI untersucht explosive Kriegsreste wie Bomben und Munition in Gaza
©HI
Minen und andere Waffen

HI untersucht explosive Kriegsreste wie Bomben und Munition in Gaza

Die Teams von Handicap International haben im Dezember ein Gebiet in Deir el-Balah untersucht, um die Gefahren durch explosive Kriegsreste einschätzen zu können. Die Menschen nutzen das Gelände für die Landwirtschaft, sammeln Feuerholz und holen Wasser. Acht Personen wurden dort bereits durch explosive Überreste verletzt. Es ist durch die Bombardierungen stark belastet.