Co-Preisträger Friedensnobelpreis

Baraah Amarat arbeitet als Physiotherapeutin für Handicap International in Jordanien

Nothilfe Rehabilitation und Orthopädie Vorsorge und Gesundheit
Jordanien

Die 23-Jährige ist seit Januar 2013 für Handicap International in Mafraq, Jordanien tätig. Für uns bersicht Baraah Amarat über ihre Arbeit.

Bitte beschreiben Sie kurz Ihren Job bei Handicap International!

Ich begann bei Handicap International als Physiotherapeutin und habe Rehabilitationseinheiten und Standard-Physiotherapieeinheiten für verletzte und besonders schutzbedürftige Menschen im Flüchtlingscamp Zaatari abgehalten. So arbeitete ich für 10 Monate, bis ich wechselte und nun als Physiotherapeutin auf dem Gebiet der Prothesen und Orthesen im Camp Zaatari arbeite.

Was ist Ihre wichtigste Motivation in der Arbeit für Handicap International?

Eines Tages, noch bevor ich für Handicap International arbeitete, sah ich einen Fernsehbericht über das Camp Zaatari und die syrischen Flüchtlinge und erkannte, wie schwer sie es hatten, überhaupt nur zu überleben. Ich sagte zu mir selbst, dass meine Expertise hilfreich für sie sein könnte und dass ich meine Unterstützung anbieten könnte – so klein sie auch sein möge.

Beschreiben Sie bitte die wichtigste Erfahrung während dieser Zeit. Wie fühlen Sie sich?

Physiotherapieeinheiten und Trainingseinheiten für Flüchtlinge mit Verletzungen und/oder Amputationen ist das Wichtigste, was wir hier tun. Ich bin dankbar und fühle mich gesegnet, wenn ich sehe, wie die Patienten am Ende ihrer Sitzungen wieder unabhängig ihrem täglichen Leben nachgehen können.

Was war die wichtigste Erfahrung, die sie mit einem Hilfsempfänger hatten?

Da kommen viele Erfahrungen und Beispiele auf, aber am meisten hat mich die Arbeit mit den Menschen mit Amputationen beeindruckt. Da gab es zum Beispiel Safa, ein sechsjähriges Mädchen, das seinen Unterschenkel nach einer Splitterattacke verloren hat. Ich machte mit ihr Physiotherapie und bereitete sie auf ihre Prothese sowohl physisch als auch psychisch (mit der Unterstützung eines psychosozialen Arbeiters von Handicap International) vor, da sie psychische Probleme hatte. Es war eine große Herausforderung für mich und ihre Familie, da diese sie unbedingt wieder laufen sehen wollte. Als sie dann ihre Prothese erhielt und zum ersten Mal wieder laufen konnte, waren wir schwer von ihrem Fortschritt beeindruckt, da sie sich viel schneller anpasste als erwartet und auch sehr bald korrekt lief.

Berichten die Unterstützen von irgendwelchen Schwierigkeiten im Zugang zu humanitärer Hilfe?

Natürlich. Jeden Tag sprechen sie über die Schwierigkeiten, das zu bekommen, was sie brauchen – vor allem verletzte Menschen, die alleine und ohne Versorgende in das Camp kamen. Ein Beispiel ist ein 20-jähriger Mann, der diverse Brüche an Armen und Beinen hatte. Er konnte sich kaum im Camp bewegen, um zu den Verteilungsstellen zu kommen und musste sehr lange warten, um das zu bekommen, was er benötigte – und all das während er extrem geschwächt war, unter Schmerzen litt und auch emotional darunter zu leiden hatte, dass er sich nicht einfach frei und unabhängig bewegen konnte.

Was denken Sie über die aktuelle Krise. Wie haben sich die Umstände der Flüchtlinge verändert?

Diese Krise hat dazu geführt, dass viele Menschen ihr Zuhause verloren haben und nun Hilfe benötigen.

Warum denken Sie, dass Ihre und die Arbeit von Handicap International insgesamt wichtig sind?

Als Physiotherapeutin für Handicap International zu arbeiten, bedeutet zusammenzuarbeiten, da die Organisation all die Dienste anbietet, die die Bedürftigen zur Deckung ihrer Bedürfnisse benötigen – und ich bin für die Physiotherapie zuständig. Handicap International hat mir die Möglichkeit gegeben, meine Expertise auf den Gebieten der Physiotherapie und der Prothesen und Orthesen zu erweitern. Die Organisation hat mir außerdem geholfen, meine Behandlungsweise der Flüchtlinge zu verbessern. Mein Job ist es nicht nur Physiotherapie zu leisten, sondern auch Menschen zu unterstützen, ihre Gefühle zu respektieren, mich um sie zu kümmern und ihnen auch etwas zurückzugeben.

13 März 2014
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