Haiti: Tausende Verletzte – Krankenhäuser überlastet
Handicap International (HI) hat nach dem schweren Erdbeben in Haiti die Notfallteams mobilisiert. Unsere Einsatzkräfte kümmern sich vorrangig um die vielen Verletzten, die zerschmetterte Gliedmaßen, Knochenbrüche oder Amputationen erlitten haben. Wie schon bei dem Erdbeben von 2010 sind vor allem die Schutzbedürftigsten - darunter Menschen mit Behinderung, Kinder und ältere Menschen - betroffen.
Krankenversorgung in Haiti nach dem Erdbeben 2021 | © Rawley Crews/HI
Warum wir?
Die Situation ähnelt stark dem Erdbeben von 2010, das das Land verwüstet hatte. Damals mussten über 2.000 Menschen Gliedmaßen amputiert werden. Unsere Reha-Spezialistin Sibille Buehlmann berichtet aus Port-au-Prince:
„Bei vielen Menschen ruft das Erdbeben das Trauma des schrecklichen Erdbebens von 2010 wieder wach, bei dem über 200 000 Menschen ums Leben kamen“, berichtet Sibille Buehlmann. Die Bevölkerung habe schon so viele Katastrophen miterlebt. „Warum wir? Warum müssen wir das alles durchmachen? fragen sich die Menschen“, erzählt Buehlmann.
Die Situation in Haiti habe sich seit etwa zwei Jahren verschlechtert. Das Leben sei von Bandenkriegen geprägt, die unkontrollierbar sind, und von politischer Gewalt, die in diesem Sommer mit der Ermordung des Präsidenten ihren Höhepunkt erreichte. „Wir leben in einem Klima voller Angst und das neue Erdbeben ist ein weiterer Prüfstein“, so Buehlmann.
Tausende Verletzte brauchen Hilfe
Bisher sind über 2000 Tote zu verzeichnen sowie fast 12.300 Verletzte, 130.000 zerstörte Häuser, viele Schäden bei Straßen, Brücken, Schulen, Kirchen und Gesundheitseinrichtungen. Nach dem verheerenden Erdbeben von 2010 und dem Hurrikan Matthew im Jahr 2016 stehen die Menschen in Haiti vor einer weiteren Katastrophe inmitten von sozialen Unruhen und der Corona-Pandemie. Für die kommenden Tage gilt außerdem eine Warnung vor dem Tropensturm Grace. Die Krankenhäuser sind bereits jetzt überfordert. Es gibt Tausende von Verletzten, und viele dieser Verletzungen können sich verschlimmern oder zu dauerhaften Behinderungen führen. Darüber hinaus haben die Menschen ein schweres Trauma erlitten und werden neben den Grundbedürfnissen wie Nahrung, Wasser, Unterkunft und Hygieneartikeln auch psychosoziale Unterstützung benötigen. Derzeit sind unsere Teams dabei, den Nothilfeeinsatz in engem Austausch mit den lokalen Partnern und Behörden zu koordinieren.