Co-Preisträger Friedensnobelpreis

Flüchtlinge aus Myanmar in Thailand – Landminen bedrohen die Rückkehr

Minen und andere Waffen Nothilfe Rehabilitation und Orthopädie Vorsorge und Gesundheit
Myanmar Thailand

Nach jahrelanger Unterdrückung und Bürgerkrieg in Myanmar sind viele Menschen nach Thailand geflüchtet. Viele möchten nun zurückkehren - unter Ihnen auch Htee. Doch für ihn ist die Reise nicht leicht, er hat durch eine Unfall mit einer Landmine ein Bein verloren. Ein ähnliches Schicksal könnten auch viele andere Rückkehrende erleiden...

Htee steht vor dem Spiegel und hat seine Prothese in der Hand. Er hat immernoch einen ängstlichen Gesichtsausdruck.

Htee Soe Ehs wurde bei seiner Rückkehr in die Heimat von einer Landmine erwischt. In einem Rehabilitationszentrum von Handicap International wurde er behandelt und bekam eine Prothese. | © Till Mayer / Handicap International

Der 19- jährige Htee Soe Ehs möchte wie viele andere Flüchtlinge endlich wieder zurück nach Myanmar kommen. Aus diesem Grund machte er sich auf dem Weg, um die Lage in seinem Heimatdorf Wa Bor Joh einzuschätzen.

Auf den ersten Blick scheinen die Wege und Grenzen frei und einer Rückkehr scheint nichts im Wege zu stehen. Zwar führt es ihn durch den Dschungel und Trampelpfade, aber die Vorfreude über eine Rückkehr siegt. Die größte Gefahr der Rückkehr ist jedoch nicht die Wildnis, durch die es die Flüchtlinge treibt, sondern versteckte Landminen, die großflächig zwischen Myanmar und Thailand in den Konflikten verteilt wurden.

So eine Landmine kostete auch Htee Soe Ehs beinahe das Leben. Versteckt unter dichtem Gras sind die Minen kaum zu erkennen. Durch die Explosion verlor er ein Bein. Zum Glück konnten ihn seine Freunde wieder zurück nach Thailand bringen, wo er von Handicap International in einem kleinen Rehabilitationszentrum behandelt wurde. Hier erhält er Physiotherapie und lernt zu gehen. Man erkennt immer noch die Fassungslosigkeit in seinem Gesicht, wenn er sich im Spiegel betrachtet:

„Ich bin froh überlebt zu haben. Ich kann nur jeden warnen, der zurückgeht. Passt auf, im Boden kann der Tod auf euch warten.“

Man erkennt immernoch Htees Fassungslosigkeit in seinem Gesicht, wenn er in den Spiegel schaut. © Till Mayer / Handicap International

Neben der Errichtung von Rehabilitationseinrichtungen gibt es auch noch eine kleine Prothesenwerkstatt von Handicap International in dem Ma Ra Ma Lung Camp. Hier erhielt Htee Soe Ehs eine für ihn angepasste Prothese.

Handicap Internationals Mitarbeiter Mr. Kwan Kyi arbeitet seit 20 Jahren in einer Prothesenwerkstatt im Flüchtlingslader Mae Ra Ma Lung. © Till Mayer / Handicap International

Handicap International setzt sich außerdem besonders für die Minenräumung und Sensibilisierung sein, um weitere Opfer von Landminen zu vermeiden. Es werden Fachkräfte für Minenräumung ausgebildet, die dann langfristig kontaminierte Gebiete von Minen befreien können und Aufklärungsmaßnahmen zum Beispiel in Schulen und Flüchtlingslagern angeboten, um die Bevölkerung vor der Gefahr von versteckten Anti-Personen-Minen zu warnen und ihnen ein richtiges Verhalten nahezulegen.

Doch nicht nur die Rückkehr nach Myanmar bereitet den Flüchtlingen in Thailand sorgen: Viele Flüchtlingslager bestehen schon seit 30 Jahren, obwohl diese offiziell nur als vorübergehende Lager dienen sollten. So auch das Ma Ra Ma Lung Camp, in dem Htee Soe Ehs lebte. Baumaterialen in den Lagern gibt es nur aus dem umliegenden Dschungel. Mehr können sich die Bewohner nicht leisten und wird von der Regierung auch nicht toleriert.

Viele Flüchtlinge haben Angst ihre Hütten in naher Zukunft verlassen zu müssen. Sie fürchten die Regierung in Rangun und haben Angst vor weiteren Konflikten. Außerdem ist es für besonders schutzbedürftige Menschen und Menschen mit Behinderung schwierig und zu gefährlich die weite Reise durch den Dschungel aufzunehmen.  Viele Lager könnten in geraumer Zeit von der Regierung aufgelöst werden, denn Flüchtlinge zählen in Thailand nahezu als rechtlos. Thailand hat kein Flüchtlingsgesetz und auch kein funktionierendes Asylverfahren. Sollten die Camps aufgelöst werden, müssten die Flüchtlinge illegal außerhalb der Lager unterkommen.

Auf Spiegel Online finden Sie einen ausführlichen Artikel von Till Mayer über die Problematik der Flüchtlinge in Thailand und der Menschen, die in ihre Heimat zurückkehren möchten.

15 Juni 2015
Einsatz weltweit:
Helfen
Sie mit

Lesen sie weiter

Myanmar nach dem Erdbeben: Eine Überlebende erzählt
© HI 2025
Nothilfe

Myanmar nach dem Erdbeben: Eine Überlebende erzählt

Nach dem heftigen Beben in Myanmar sind Tausende obdachlos und in improvisierten Notunterkünften untergekommen. Die Bedingungen sind äußerst prekär und die Menschen sind weiterhin dringend auf Hilfe angewiesen. Die mobilen Teams von Handicap International (HI) unterstützen gezielt Verletzte und Ältere. Eine von ihnen berichtet von ihren schlimmen Erlebnissen während und nach dem Erdbeben.

Syrien: Mohammad schützt Leben durch Aufklärung
© HI
Minen und andere Waffen

Syrien: Mohammad schützt Leben durch Aufklärung

Nach einem Unfall mit einem Blindgänger verlor Mohammad seine Hand. Er wusste damals noch nicht, wie gefährlich explosive Kriegsreste sind. Heute klärt er andere über die tödlichen Risiken auf, die überall in Syrien lauern. Mit seiner Arbeit trägt er dazu bei, dass Blindgänger nicht noch mehr Opfer fordern. Besonders gefährdet sind vor allem die Menschen, die in ihre Heimat zurückkehren.

Kolumbien: Versteckte Gefahr im grünen Paradies
© Till Mayer / HI
Minen und andere Waffen

Kolumbien: Versteckte Gefahr im grünen Paradies

In den Bergen bei San Mateo im Norden Kolumbiens arbeitet die mutige Gloria daran, ihre Heimat von gefährlichen Minen zu befreien. Ihre Arbeit ist hart, riskant und anstrengend. Sie ist eine von 36 Entminer*innen, die derzeit in Kolumbien für Handicap International Landminen, Blindgänger und Sprengfallen räumen. Zu viele Menschen wurden schon getötet, verletzt oder verstümmelt.