Co-Preisträger Friedensnobelpreis

Frauen in der Entminung – in Mosambik an vorderster Front

Minen und andere Waffen Öffentlichkeitsarbeit Vorsorge und Gesundheit
Mosambik

Seit über 20 Jahren ist Handicap International in der humanitären Räumung in Ländern aktiv, die von Landminen und Streubomben verseucht sind. Diese Kampfmittelräumungen ermöglichen den betroffenen Bevölkerungen, ihre Lebensräume wieder zurück zu gewinnen. Denn die meisten Unfälle mit explosiven Kriegsresten finden im Alltag und im unmittelbaren Umfeld der Menschen statt: bei der Landwirtschaft oder beim Holz sammeln. Manche Bauern nehmen ganz bewusst ein tödliches Risiko auf sich und arbeiten auf verminten Feldern, weil sie keine andere Wahl haben, um sich und ihre Familien zu ernähren.

Mosambik, ein schwer betroffenes Land

Nach 30 Jahren Unabhängigkeits- und anschließendem Bürgerkrieg galt Mosambik lange als eines der am stärksten verminten Länder der Welt. Seit 1998 ist Handicap International hier in der Entminung tätig. „Mosambik hat sich verpflichtet, die Entminung bis 2014 abzuschließen“, erklärt Adérito Ismaël, der Entminungsleiter von Handicap International. „Die Tatsache, dass das Problem fast aus der Welt geschaffen ist, bedeutet noch lange nicht, dass wir aufhören können, im Gegenteil: Die Bevölkerung vergisst allmählich die Risiken, die sie eingeht.“

Die Entminung ist außerdem ausschlaggebend für den sozioökonomischen Fortschritt des Landes: Minen und Blindgänger verhindern die Kultivierung vieler Landstriche, die Konstruktion von Infrastruktur wie Straßen oder Stromleitungen und schränkt Personen- und Güterverkehr ein. Auch der Tourismus und ausländische Investitionen werden durch das eventuelle Vorhandensein von Minen gefährdet.

Entminung ist eine langwierige und schwierige Aufgabe, die sehr arbeitsintensiv ist. Um der Aufgabe gerecht zu werden, hat Handicap International 2010 eine große Rekrutierungskampagne gestartet. Dabei bewarben sich viele Frauen ? für diese Arbeit, die lange Zeit Männern vorbehalten schien. Dynamisch und hochmotiviert bewiesen sie bald, dass sie den Männern mehr als gewachsen sind, um ihr Land von der Gefahr zu befreien.

Bewusstsein für die Gefahr

Zwölf Frauen wurden von Handicap International in Mosambik für die Entminung rekrutiert. Sie durchliefen eine Grundausbildung von 45 Tagen, bevor sie zu arbeiten beginnen konnten. Es ist vorgeschrieben, dass jede Entminerin einen 4 kg schweren Schutzanzug trägt – und das bei Temperaturen, die in Mosambik häufig 40 Grad erreichen. Die Arbeitsbedingungen sind sehr schwierig und die Aufgabe ist natürlich sehr gefährlich. Wichtig sind eine hohe Konzentration, besonders sorgfältige Bewegungsabläufe und viel Geduld. Dies sind Eigenschaften, die häufig eher Frauen zugeschrieben werden. Es kann bis zu mehrere Stunden dauern, bis ein Quadratmeter gesäubert ist.

Zehn Stunden sind die Entminerinnen an jedem Arbeitstag auf dem Feld, wobei sie viele Pausen machen müssen, um die Konzentration zu erhalten. Die Arbeit ist intensiv, doch die Frauen sind stolz auf ihren Job. „75 Prozent der Bevölkerung leben von der Landwirtschaft. Jahrelang mussten wir Hunger leiden, weil wir uns nicht auf unsere Felder getraut haben. Als ich klein war, habe ich häufig erlebt, dass Menschen durch Minen verstümmelt wurden, weil sie Maniok schneiden gingen. Ich bin stolz darauf, für Handicap International zu arbeiten“, betont die 21-jährige Raufa.

Natürlich kennen diese Frauen auch Angst, aber sie haben sich alle entschieden, sich der Gefahr zu stellen – indem sie das Risiko verringern, unabsichtlich auf eine Mine zu treten. Ihre Belohnung erhalten sie jeweils an dem Tag, an dem sie ein Gelände sicher an die Bevölkerung zurückgeben können. Rosa Maria, 26 Jahre, erzählt: „Dieser Moment ist so schön, wenn wir das Land zurückgeben und die Menschen es wieder in Besitz nehmen und kultivieren können. Schritt für Schritt gewinnt das Leben wieder Terrain und die Menschen können ihren Hunger stillen.“

 

6 März 2012
Einsatz weltweit:
Helfen
Sie mit

Lesen sie weiter

Syrien: Mohammad schützt Leben durch Aufklärung
© HI
Minen und andere Waffen

Syrien: Mohammad schützt Leben durch Aufklärung

Nach einem Unfall mit einem Blindgänger verlor Mohammad seine Hand. Er wusste damals noch nicht, wie gefährlich explosive Kriegsreste sind. Heute klärt er andere über die tödlichen Risiken auf, die überall in Syrien lauern. Mit seiner Arbeit trägt er dazu bei, dass Blindgänger nicht noch mehr Opfer fordern. Besonders gefährdet sind vor allem die Menschen, die in ihre Heimat zurückkehren.

Kolumbien: Versteckte Gefahr im grünen Paradies
© Till Mayer / HI
Minen und andere Waffen

Kolumbien: Versteckte Gefahr im grünen Paradies

In den Bergen bei San Mateo im Norden Kolumbiens arbeitet die mutige Gloria daran, ihre Heimat von gefährlichen Minen zu befreien. Ihre Arbeit ist hart, riskant und anstrengend. Sie ist eine von 36 Entminer*innen, die derzeit in Kolumbien für Handicap International Landminen, Blindgänger und Sprengfallen räumen. Zu viele Menschen wurden schon getötet, verletzt oder verstümmelt.

Kolumbien: Von Minen zu Tomaten
© C. Maldonado / HI
Minen und andere Waffen

Kolumbien: Von Minen zu Tomaten

Stellen Sie sich vor: Eine junge Frau pflückt in den frühen Morgenstunden frische Tomaten. Die Sonne steigt über den Cañón de las Hermosas in Kolumbien – eine Region, die noch vor einigen Jahren von Minen verseucht und stellenweise unbetretbar war. Dank Spenden und der Arbeit von Handicap International hat sich hier vieles verändert.