Ukraine: Hilfe für Helferinnen & Helfer
In Bohoduchiw, einer Stadt in der Region Charkiw, die 100 Kilometer von der Front entfernt liegt, führt Handicap International (HI) Schulungen für Gesundheitspersonal durch – mit dem Ziel, Fähigkeiten im Bereich der psychischen Gesundheit zu stärken.

Durch gezielte Schulungen hilft Handicap International dem Fachpersonal und Patientinnen und Patienten gleichermaßen. | © H.Kostenko / HI 2025
In der westlichen Region Charkiw, in der Stadt Bohoduchiw, befindet sich eine kleine Klinik, in der engagierte Mitarbeitende im Gesundheitswesen besonders stark unter den Folgen des Krieges leiden. Viele Patient*innen kommen mit sichtbaren und unsichtbaren Wunden – und stellen das Personal vor große Herausforderungen: Neben der medizinischen Versorgung ist zunehmend auch psychologische Unterstützung gefragt.
Um diesen Bedarf zu decken, stärkt HI das Krankenhauspersonal in Bohoduchiw im Bereich psychische Gesundheit und psychosoziale Unterstützung. In Schulungen, die vom Auswärtigen Amt finanziert und in Zusammenarbeit mit dem Dänischen Flüchtlingsrat (DRC) durchgeführt werden, vermittelt HI dem Gesundheitspersonal praktische, trauma-informierte* Techniken. Diese befähigen das Personal nicht nur, Patient*innen besser zu unterstützen – sondern auch sich selbst und die Kolleg*innen.
Schulungen für Selbstschutz und Hilfe
„Viele unserer Patienten kommen mit mehr als nur körperlichen Schmerzen“, sagt Liubov, Krankenschwester mit jahrzehntelanger Erfahrung. „Sie haben Familienmitglieder verloren, ihr Zuhause – sie leben in ständiger Angst. Dank der HI-Schulungen habe ich gelernt, wirklich zuzuhören und echte Unterstützung zu bieten – statt nur Mitleid.“
Im Fokus der Schulungen stehen einfache, aber wirksame Techniken: psychische Belastungen erkennen, angemessen kommunizieren und psychosoziale Erste Hilfe leisten. Diese Kompetenzen sind besonders in ländlichen Regionen wichtig, wo spezialisierte Angebote kaum verfügbar sind.
Für Valentyna, Buchhalterin im Krankenhaus und Psychologiestudentin, waren die Sitzungen eine sehr persönliche Erfahrung.
„Seit der Eskalation des Krieges und schon während der Corona-Pandemie war ich isoliert. Ich hatte vergessen, wie man wirklich kommuniziert“, erzählt sie. „Die Sitzungen haben mir geholfen, wieder Verbindung zu anderen – und zu mir selbst – aufzubauen.“
HI hilft: Interaktiv und praxisnah
Im Gegensatz zu vielen anderen Online-Kursen, an denen sie zuvor teilgenommen hatte, fand Valentyna den Ansatz von HI sehr gut und auf reale Situationen anwendbar.
„Die Schulungen waren interaktiv und praxisnah. Ich habe endlich Atemtechniken gefunden, die mir tatsächlich helfen, mich in Stresssituationen zu beruhigen.“
Die Initiative ist Teil des umfassenden Engagements von HI, die vom Krieg betroffene Bevölkerung durch den Aufbau lokaler Kapazitäten zu stärken. In einem Land, in dem schätzungsweise 10 Millionen Menschen durch den Krieg einem hohen Risiko für psychische Erkrankungen ausgesetzt sind, ist die Unterstützung von Mitarbeitenden an vorderster Front besonders entscheidend.
„Unser Ziel ist es, die beruflichen Fähigkeiten des Gesundheitspersonals zu stärken, damit sie trauma-informierte* und einfühlsame Unterstützung leisten können“, erklärt Diana, Spezialistin für psychische Gesundheit bei HI.
Für Liubov und Valentyna ist der Effekt der Schulungen schon heute spürbar – beruflich wie privat:
„Diese Schulungen haben uns Werkzeuge an die Hand gegeben, die wir jeden Tag nutzen können“, sagt Valentyna. „Bei der Arbeit, zu Hause, im Umgang mit Freunden – sie haben verändert, wie wir mit anderen in Kontakt treten.“
* Trauma-informiert bedeutet: Unterstützung berücksichtigt mögliche traumatische Erfahrungen und schützt vor zusätzlicher Belastung.
Das Auswärtige Amt unterstützt humanitäre Hilfsprojekte in der Ukraine.