Co-Preisträgerin Friedensnobelpreis

Gaza: Heba baut Prothesen – mitten im Chaos des Krieges

Nothilfe Rehabilitation und Orthopädie
Palästinensische Gebiete

Zwischen Luftangriffen, Verantwortung und Hoffnung: Inmitten des Krieges im Gazastreifen versorgt Prothesentechnikerin Heba Menschen mit Amputationen – und balanciert dabei täglich zwischen ihrer humanitären Arbeit, der Sorge um ihre Familie und der Pflege ihrer kranken Mutter. Ihre Geschichte zeigt, wie Helferinnen wie Heba selbst unter extremen Bedingungen für andere da sind.

Eine Frau mit einem Kopftuch mit Sonnenblumen darauf steht in einer Werkstatt und schraubt an einer Beinprothese.

Heba ist Prothesentechnikerin, Mutter von zwei Töchtern – und jeden Tag für andere da. Trotz eigener Sorgen versorgt sie im Reha-Zentrum in Gaza Menschen, die Gliedmaßen verloren haben

Wenn Heba morgens zur Arbeit geht, weiß sie nie, ob sie ihre kleinen Töchter abends wieder in die Arme schließen kann. Die 34-Jährige lebt mit ihrer Familie in Deir al-Balah im Zentrum des Gazastreifens – einer Region, die täglich unter Beschuss steht. Trotzdem fährt sie jeden Morgen zum HI-Prothesenzentrum in Chan Yunis. Dort versorgt sie Menschen mit Amputationen - und gibt ihnen ein Stück Selbstständigkeit zurück.

„Ich werde weiterarbeiten, solange ich pendeln kann und die Sicherheitslage es zulässt.“

Eineinhalb Stunden dauert der tägliche Weg zur Arbeit - begleitet von der Angst vor Drohnen, Raketen oder Granatsplittern. Doch Heba weiß, warum sie das auf sich nimmt: für die Menschen, die ihre Hilfe brauchen.

Gaza: helfen und überleben im Krieg

Heba ist verheiratet und Mutter von zwei Töchtern, eine sieben, die andere zwei Jahre alt. Während sie im Zentrum arbeitet, kümmert sich ihr Mann um die Kinder, er hat durch den Krieg seine Arbeit verloren.

„Wenn ich im Zentrum bin, denke ich ständig an meine Familie - wir wohnen nahe der östlichen Grenze. Unser Haus könnte jederzeit getroffen werden.“

Trotzdem versucht Heba, ihren Kindern ein Stück Normalität zu geben. In ihrer Freizeit bringt sie ihrer Tochter Sham Lesen und Schreiben bei - wegen des Krieges kann sie nicht zur Schule gehen. Außerdem pflegt sie ihre Mutter, die im Krieg einen Schlaganfall erlitten hat.

„Meine Mutter kann ich nur am Wochenende sehen. Sie wohnt ganz im Westen der Stadt, wir im Osten. Es gibt kaum Benzin, daher laufe ich oft mit meinen Kindern zu ihr - in ständiger Angst, unterwegs beschossen zu werden.“

„Für meine Töchter. Für meine Mutter.“

Mittlerweile arbeitet Heba fünf Tage die Woche - denn die Zahl der Patientinnen und Patienten steigt stetig. Für viele ist das „Nahla-Zentrum“ die einzige Hoffnung. Benannt wurde das Zentrum nach Hebas Kollegin Nahla, die im Dezember 2023 zusammen mit ihren Kindern bei einer Bombardierung getötet wurde.

„Die größte Herausforderung ist, alles unter einen Hut zu bekommen - die Arbeit, die Kinder, die Pflege meiner Mutter. Nach der Arbeit muss ich stundenlang auf offenem Feuer kochen - weil es keinen Strom gibt.“ berichtet Heba erschöpft.

Jeder Tag ist eine neue Herausforderung - körperlich, emotional, existentiell. Doch Heba macht weiter.
„Für meine Töchter. Für meine Mutter. Für die Menschen, die mich brauchen.“

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