Co-Preisträger Friedensnobelpreis

Palästinensische Gebiete

Handicap International (HI) setzt sich im Gazastreifen und im Westjordanland, einschließlich Ostjerusalem, dafür ein, das tägliche Leben der schutzbedürftigsten Menschen, darunter Menschen mit Behinderung, zu verbessern.

Viele Menschen stehen um einen Informationsstand in Gaza. Es sind Flyer und andere Dokumente ausgelegt. Zwei Expert*innen von HI sind mit den Besuchenden im Gespräch.

Ein Informationsstand von HI bei einem Event in Gaza, April 2015 | © Tom Shelton / HI

Laufende Aktivitäten

HI arbeitet seit 1996 in den palästinensischen Gebieten. Der Schwerpunkt des Programms liegt auf der Unterstützung von Behindertenorganisationen. 1999 startete HI eine Aufklärungsinitiative über die Risiken von Landminen und anderen explosiven Kriegsresten. Seitdem gab es eine Vielzahl von Entwicklungsmaßnahmen in Partnerschaft mit lokalen Verbänden in den Bereichen Rehabilitation, psychosoziale Unterstützung, Zugang zu Bildung und behindertengerechte Anpassung von Wohnungen.

Im Jahr 2023 umfassen die Projekte die Verbesserung des Zugangs zu grundlegenden Dienstleistungen für Menschen mit Behinderung, einschließlich Rehabilitation und psychosozialer Unterstützung. Wir unterstützen die Inklusion von Kindern mit Behinderung in Regelschulen und leiten ein Programm zur besseren Einbeziehung von Menschen mit Behinderung in die Notfallpläne für den Krisenfall. Außerdem unterstützt Handicap International arme Haushalte, die von der Corona-Pandemie besonders betroffen sind und in denen eine Person mit Behinderung lebt, zum Beispiel durch vorübergehende Lebensmittelhilfen und die Unterstützung bei einer nachhaltigen wirtschaftlichen Erholung. 

Seit dem 7. Oktober und der Eskalation des Konflikts zwischen der israelischen Regierung und der militanten Palästinenserorganisation Hamas führt Handicap International im Gazastreifen unter anderem Nothilfemaßnahmen, die Verteilung von Hilfsmitteln und psychosoziale Unterstützungs-Maßnahmen für die vertriebenen Menschen durch.

Neues aus den Projekten

Mohamed aus Gaza: „Werde ich je wieder gehen können?“
© HI
Nothilfe Rehabilitation und Orthopädie

Mohamed aus Gaza: „Werde ich je wieder gehen können?“

Eigentlich wollte Mohamed Ende Februar nur nach Brennholz suchen – direkt neben seinem zerstörten Haus in Gaza. Doch plötzlich knallte es im Nachbarhaus, und er wachte im Krankenhaus wieder auf – sein linkes Knie war zertrümmert, die Schmerzen unerträglich, seine Verzweiflung groß. Die erste Operation scheiterte, doch dann begann das HI-Team mit den ersten Reha-Maßnahmen.

„Die Arbeit hält mich am Leben“ – Physiotherapeutin Doa'a in Gaza
© HI
Nothilfe Rehabilitation und Orthopädie

„Die Arbeit hält mich am Leben“ – Physiotherapeutin Doa'a in Gaza

Die 24-jährige Doa'a Al-Naqeeb ist HI-Physiotherapeutin und Teil des Notfallteams in den Vertriebenenunterkünften im Lager Nuseirat. In den vergangenen Monaten hat sie geliebte Menschen aus ihrer Familie verloren, wurde mehrfach vertrieben und musste in ständiger Angst leben. Doch ihre Arbeit gibt ihr Kraft, denn sie kann so vielen Menschen helfen, denen es so geht wie ihr.

HI entsetzt über wiederholte Vertreibung in Gaza
© HI
Öffentlichkeitsarbeit

HI entsetzt über wiederholte Vertreibung in Gaza

Handicap International (HI) verurteilt den Evakuierungsbefehl der israelischen Streitkräfte vom 22. Juli aufs Schärfste, der etwa 150.000 Menschen zur Flucht aus Ost-Khan Younis zwingt. HI weist daraufhin, dass nahezu 85 % der palästinensischen Bevölkerung im Gazastreifen seit dem 7. Oktober bereits mehrfach vertrieben wurden.

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Hintergrund

Karte des HI-Einsatzes in Palästina - HI
Angesichts der anhaltenden Krise mit Israel und einer langjährigen Blockade im Gazastreifen, lebt die palästinensische Bevölkerung unter schwierigen Bedingungen, das gilt besonders für Menschen mit Behinderung.

Bis Oktober 2023 wurden die Lebensbedingungen in den palästinensischen Gebieten immer angespannter, und die im Gazastreifen und im Westjordanland lebenden Palästinenser*innen wurden immer vulnerabler. Die ohnehin prekäre sozioökonomische Situation hat sich seit der Corona-Pandemie noch verschärft. Aufgrund des Mangels an Beschäftigungsmöglichkeiten, den strengen Beschränkungen des Waren- und Personenverkehrs etc., schnellte die Arbeitslosenquote im Laufe des Jahres in die Höhe. Unzureichende Dienstleistungssektoren und fehlende Ressourcen erschweren es den Palästinenser*innen, ihre Grundbedürfnisse zu decken. Dies betrifft insbesondere Menschen mit Behinderung, die bei Entwicklungs- und Hilfsmaßnahmen oft vernachlässigt werden.

Seit dem 7. Oktober hat die humanitäre Lage im Gazastreifen aufgrund der Eskalation des Konflikts zwischen der israelischen Regierung und der militanten Palästinenserorganisation Hamas ein katastrophales Ausmaß erreicht. Etwa 75 Prozent der Bevölkerung des Gazastreifens, insgesamt 2,3 Millionen Menschen, wurden vertrieben, und es herrscht ein gravierender Mangel an Lebensmitteln, Wasser, Unterkünften und Medikamenten. Bis zum 6. Februar wurden mindestens 30.000 Palästinenser*innen im Gazastreifen getötet und 70.000 verletzt, was aufgrund des Mangels an Hygiene und medizinischer Versorgung ein hohes Risiko für weitere Komplikationen und langfristige Behinderungen birgt.
Auch im Westjordanland, einschließlich Ostjerusalem ist die Gewalt seit dem 7. Oktober eskaliert: 380 Palästinenser*innen wurden getötet und 4.500 verletzt (letzter Stand: Feb. 2024).

Anzahl der HI-Mitarbeiter*innen: 37
Eröffnungsdatum des Programms: 1996
 

Einsatz weltweit: