Co-Preisträger Friedensnobelpreis

Humanitäre NGOs fordern Schutz der Zivilbevölkerung in Kachin und Nordshan, Myanmar

Nothilfe
Myanmar

Als nationale und internationale Nichtregierungsorganisationen (NGOs), die in Kachin und Nordshan, Myanmar, arbeiten, sind wir sehr besorgt über die weitere Eskalation des bewaffneten Konflikts. Im Monat April und Anfang Mai fanden gewaltsame Zusammenstöße statt, die sich direkt auf die Zivilbevölkerung auswirken und die tausende Zivilisten mehrmals zur Flucht zwangen. Es muss dringend gehandelt werden, um Menschenleben zu retten und die umfassenden und wachsenden humanitären Bedürfnisse zu decken.

Humanitäre NGOs fordern sofortiges Ende der Kampfhandlungen, den Schutz der Zivilbevölkerung und den humanitären Zugang in Kachin und Nordshan, Myanmar

Infolge der Eskalation des bewaffneten Konflikts Anfang 2018, durch den Tausende in Kachin und im Norden des Staates Shan fliehen mussten, sind wir zutiefst erschüttert über die neuesten Ereignisse, in denen es unter anderem zu Auseinandersetzungen in der Nähe von Flüchtlingscamps und zivilen Siedlungen kam. Dabei wurden Zivilisten getötet und verletzt; zudem sind sie nach wie vor in aktiven Kampfgebieten eingeschlossen. Wir sind ernsthaft besorgt über die Sicherheit und Versorgung von über 2.000 Zivilisten, insbesondere die Schutzbedürftigsten unter ihnen, die aktuell in den Dörfern Awng Lawt, Sut Ra und Sut Ring Yang, im Township Tanai, im Dorf Man Wai, der Gegend Lainawng Hku und im Sub-Township Kamai im Staat Kachin eingesperrt sind. Ihr Leben ist in Gefahr, da wiederholte Forderungen nach einem sicheren Evakuierungsweg und dem Zugang zu lebensrettender humanitärer Hilfe weiterhin abgelehnt werden. Diese Zivilisten zählen zu den über 5.000 Geflüchteten, die allein im Monat April vertrieben wurden. Sie haben Angst, zu früh und ohne Garantie für ihre Sicherheit zur Rückkehr in ihre Dörfer gezwungen zu werden. Eine Rückkehr darf aber nur dann erfolgen, wenn sie freiwillig ist und die Sicherheit der Menschen gewährleistet wird.

Im Laufe der letzten Monate sind die Vorfälle mit zivilen Opfern und Verletzungen innerhalb des bewaffneten Konflikts unter anderem durch Luftangriffe, Mörser und Landminen weiter gestiegen. Es ist jetzt entscheidend, dass alle Konfliktparteien den Schutz der Zivilbevölkerung gewährleisten und die internationalen Menschenrechte sowie humanitäres Völkerrecht einhalten – in diesem Fall besonders die Vorschrift der Unterscheidung zwischen zivilen und militärischen Zielen.

Die aktuelle Eskalation des bewaffneten Konflikts mit den Luftangriffen durch die Regierungsstreitkräfte Myanmars zählt zu den schlimmsten der letzten Jahre. Im April wurden bewaffnete Auseinandersetzungen in den Townships Hpakant, Tanai, Mogaung, Sumprabum, Injayang, Momauk, Chipwe und Waingmaw berichtet. Dies verschlimmert die Angst und Sorge im ganzen Staat Kachin. Aktuell ist die Kapazität von Nichtregierungsorganisationen, effektiv auf die humanitären Bedürfnisse einzugehen, überdehnt, da sie bereits über 100.000 Geflüchtete versorgen, die vorher in Kachin und Nordshan geflohen waren. Die finanzielle Ausstattung der humanitären Hilfe schafft es nicht mit den humanitären Bedürfnissen mitzuhalten. Es ist nun entscheidend, dass angemessene Mittel zur Verfügung gestellt werden, um den eskalierenden Bedarf zu decken und dass die humanitären Akteure alles in ihrer Macht Stehende tun, um sich für den Schutz der zivilen Bevölkerung und den uneingeschränkten Zugang der humanitären Hilfe einzusetzen. Darüber hinaus müssen sie die Bemühungen verstärken, um Frieden und Gerechtigkeit in Kachin und Nordshan wiederherzustellen.

In Anbetracht der Notlage und des akuten humanitären Bedarfs fordern wir als nationale und internationale Organisationen, die sich den Prinzipien der Menschlichkeit, Unabhängigkeit, Neutralität und Unparteilichkeit verschrieben haben, alle bewaffneten Akteure und Autoritäten in Kachin und dem nördlichen Staat Shan dazu auf:

1) Die Feindseligkeiten in zivilen Gebieten unverzüglich einzustellen und die sichere Evakuierung der Zivilisten aus den Konfliktgebieten zu garantieren.

2) Alle Einschränkungen für Zivilisten beim Zugang zur humanitären Hilfe und die Einschränkungen für humanitäre Organisationen bei der Bereitstellung von humanitären Gütern und Leistungen zu beseitigen.

3) Sich an alle Verpflichtungen aus dem humanitären Völkerrecht und den Menschenrechten zu halten und diese zu erfüllen und die Verstöße gegen Menschenrechte sowie die Unsicherheit für Zivilisten umgehend zu beenden.

4) Die Bemühungen und das Engagement hinsichtlich einer dauerhaften und gerechten politischen Lösung zu verdoppeln, statt einen bewaffneten Konflikt zu führen.

Unterzeichnende Organisationen des Statements

4 Mai 2018
Einsatz weltweit:
Helfen
Sie mit

Lesen sie weiter

Tschad: „Wir mussten kriechen, um irgendwo hinzukommen“
© T. Nicholson / HI
Nothilfe Rehabilitation und Orthopädie

Tschad: „Wir mussten kriechen, um irgendwo hinzukommen“

Heute besuchen Kaltouma und Hassaneih den Markt, treffen Freundinnen und feuern ihr Team bei Fußballspielen an. Kaum vorstellbar, dass sie vor wenigen Monaten noch nicht einmal aus dem Zelt kamen. Ihre Flucht aus Darfur war brutal – doch im Flüchtlingslager Aboutengué begann für die beiden Schwestern mit Behinderung ein neuer Abschnitt.

10 Jahre nach dem Erdbeben in Nepal
© Till Mayer/HI
Finanzierungen Nothilfe Rehabilitation und Orthopädie

10 Jahre nach dem Erdbeben in Nepal

Vor zehn Jahren bebt die Erde in Nepal. Um 11.56 Uhr Ortszeit am 25. April 2015. Für den damals 17-jährigen Ramesh ändert das alles. Er verliert seine beiden Beine. Heute steht das Land vor einer neuen Katastrophe. Das Versiegen der US-Hilfen trifft Menschen mit Behinderung wie Ramesh besonders stark. Handicap International macht weiter – so gut es möglich ist.

Myanmar nach dem Erdbeben: Eine Überlebende erzählt
© HI 2025
Nothilfe

Myanmar nach dem Erdbeben: Eine Überlebende erzählt

Nach dem heftigen Beben in Myanmar sind Tausende obdachlos und in improvisierten Notunterkünften untergekommen. Die Bedingungen sind äußerst prekär und die Menschen sind weiterhin dringend auf Hilfe angewiesen. Die mobilen Teams von Handicap International (HI) unterstützen gezielt Verletzte und Ältere. Eine von ihnen berichtet von ihren schlimmen Erlebnissen während und nach dem Erdbeben.