Co-Preisträger Friedensnobelpreis

Irak: „Randy liebt Zeichentrickfilme“

Nothilfe Rechte von Menschen mit Behinderung Rehabilitation und Orthopädie
Irak

Randy, 14, hat seit seiner Geburt Zerebralparese. Im vergangenen August floh seine Familie vor den Gefechten und fand in Erbil Zuflucht. Handicap International hat Randy einen Rollstuhl gegeben, um seinen Alltag zu erleichtern

Randy lacht ausgelassen während seiner Rehabilitationssitzung

Randy, 14, hat seit seiner Geburt Zerebralparese. Im vergangenen August floh seine Familie vor den Gefechten und fand in Erbil Zuflucht. | © Sarah Pierre / Handicap International

Im August flohen Randy, seine Eltern und seine vier Geschwister vor den Gefechten und der Ankunft der bewaffneten Gruppen und suchten im Gouvernement Erbil Zuflucht. Zunächst verbrachten sie einige Wochen in verlassenen Räumlichkeiten, dann zogen sie in den Klassenraum einer Schule um. Zwar fühlen sie sich dort relativ geschützt vor dem nahenden Winter, doch die Lebensbedingungen sind hart. „Vor der Flucht war ich Polizist. Wir hatten ein gutes Leben. Jetzt leben wir hier, in diesem Klassenraum. Bis vor zwei Wochen brachte die nächstgelegene Kirche noch Lebensmittel. Unser Lebensunterhalt besteht aktuell nur noch aus den Ersparnissen, die uns bleiben. Aber für wie lange noch?“ sagt Magid, Randys Vater, besorgt.

Randy benötigt mindestens einmal in der Woche Physiotherapiesitzungen. Das ist wichtig, um seine Muskeln und seinen Körper in Bewegung zu halten. Rafid Shikwana, Sozialarbeiter von Handicap International, erklärt: „Randys Einschränkung ist vor allem neurologischer Natur. Daher können wir nicht sehr viel für ihn tun. Dennoch ist es wichtig, dass sein Körper weiterhin so viel wie möglich gefordert wird. Daher braucht er möglichst regelmäßig Physiotherapiesitzungen. Wir haben Randys Fall an ein spezialisiertes und kostenloses Zentrum für Kinder mit Behinderung herangetragen, das diese Art von Leistungen anbieten kann. Das Personal wird Randy betreuen und Handicap International übernimmt die Fahrtkosten, falls die Familie nicht mehr dafür aufkommen kann.“ Randys Angehörige lernen dort ebenfalls, wie sie selbst mit ihm regelmäßig Übungen durchführen können. Magid scheint angesichts dieser Möglichkeit erleichtert: „Noch vor kurzem konnte ich sicherstellen, dass sich jede Woche ein Arzt um Randy gekümmert hat. Jetzt ist das nicht mehr möglich. Ich habe Angst, dass sich seine Situation verschlechtert, da er nun schon seit Wochen keine Behandlung mehr erhalten hat. Es ist wichtig, dass Randy wieder regelmäßig von Ärzten betreut wird.“

Die Teams von Handicap International haben Randy auch einen neuen Rollstuhl zur Verfügung gestellt, mit dessen Hilfe man den Bedürfnissen des Jungen besser gerecht werden und seinen Alltag verbessern kann. „Wir sind sehr froh über den neuen Rollstuhl. An seinem alten Modell gab es keine Stütze für den Kopf. Das war sehr unbequem für Randy. Jetzt wird er von Kopf bis Fuß gestützt. Und die Beweglichkeit der Lehne ist sehr praktisch, vor allem beim Essen“, sagt Rawa, Randys Mutter.

In derart schwierigen Bedingungen mit einer Behinderung zu leben, kann ernsthafte Komplikationen hervorbringen: „Bei der Zerebralparese ist es wichtig, dass Betroffene sehr regelmäßig von PhysiotherapeutInnen betreut werden. Im Rahmen des Möglichen muss die Rückenmuskulatur gestärkt werden, um Verformungen der Wirbelsäule zu verhindern. Eine schlechte Haltung des Körpers kann nämlich zu einer Einengung der inneren Organe führen“, betont Marine, die für das Projekt DVFP von Handicap International für die Vertriebenen im Gouvernement Erbil zuständig ist. Randys Vater erhofft sich eine bessere Zukunft für seinen Sohn: „Ich hätte gerne die Chance, mit ihm nach Deutschland zu gehen. Soweit ich weiß, sind dort die Möglichkeiten für Kinder wie Randy besonders gut. Ich möchte das Bestmögliche für meinen Sohn.“ Ein Lächeln huscht über sein Gesicht. Er verrät, dass es etwas gibt, das Randy besonders glücklich macht:  Er liebt es, Zeichentrickserien im Fernsehen anzuschauen!

23 Oktober 2014
Einsatz weltweit:
Helfen
Sie mit

Lesen sie weiter

"Wäre ich in meiner Hütte geblieben, wäre ich jetzt tot"
© HI 2023
Nothilfe

"Wäre ich in meiner Hütte geblieben, wäre ich jetzt tot"

Zyklon Mocha ist am 14. Mai über weite Gebiete in Bangladesch und Myanmar hinweggefegt. Besonders schlimm hat es das Flüchtlingslager in Cox’s Bazar getroffen. Unsere Teams hatten vorher rund um die Uhr gearbeitet, um möglichst viele Menschen mit Behinderung rechtzeitig zu evakuieren. Nun begutachten wir die Schäden, um möglichst schnell vor allem denjenigen zu helfen, die alles verloren haben.

„Das HI Reha-Zentrum ist eine Quelle der Hoffnung"
© Jaweed Tanveer / HI
Minen und andere Waffen Rehabilitation und Orthopädie

„Das HI Reha-Zentrum ist eine Quelle der Hoffnung"

Sanaullah aus Afghanistan saß vor zwei Jahren gerade auf dem Arm seines Vaters, der durch ihr Dorf spazierte. Plötzlich explodierte eine Mörsergranate und verletzte Vater und Sohn schwer. Sanaullahs Bein musste amputiert werden. Dank einer Prothese von HI und regelmäßigen Reha-Sitzungen kann der Fünfjährige heute wieder laufen und sich selbstständig bewegen.

Emilie erhielt 1982 eine der allerersten Prothesen von HI – Sie veränderte ihr Leben
© Hi / © MKE Production / HI
Minen und andere Waffen Rehabilitation und Orthopädie

Emilie erhielt 1982 eine der allerersten Prothesen von HI – Sie veränderte ihr Leben

Als ihre Familie vor dem Krieg in Kambodscha floh, trat Emilie Pin Vath auf eine Antipersonen-Mine und verlor ihren linken Fuß. Im Flüchtlingslager Khao I Dang bekam sie eine Prothese aus Bambus und konnte so sechs Monate nach dem Unfall wieder auf zwei Füßen stehen. Heute lebt Emilie in Frankreich, träumt aber davon in ihre Heimat zurückzukehren.