Jemen: Fußballspielen auf Prothesen
Abdullah tritt auf eine Mine, als er zwei Kameraden an der Front retten will. Er kennt die Gefahr, als er ins Minenfeld läuft – die Explosion reißt seinen rechten Fuß ab, Splitter bohren sich in seinen Körper. Nach seiner Heldentat ist Abdullah verzweifelt und weiß nicht, wie er weiterleben soll. Doch inzwischen ist er Familienvater, hat kleinere Jobs und spielt Fußball – mit seiner Prothese.
Abdullah, Zyiad und Afif kicken sich im Rehazentrum von HI in Aden gerne einen Ball zu und sind füreinander da. | © T. Mayer / HI
Das Reha-Team von Handicap International in Aden im Jemen hat die Behandlung von Abdullah übernommen. Er erhält kostenlos eine Prothese, psycho-soziale Unterstützung und eine physiotherapeutische Behandlung. „Das hat mir geholfen, an meine Zukunft zu glauben“, sagt der 26-Jährige. Rund 70 Prozent der Bevölkerung im Jemen sind auf eine Versorgung mit Hilfsgütern durch internationale Hilfsorganisationen angewiesen. Die Gewalt ist allgegenwärtig. Es gibt viele Menschen mit amputierten Gliedmaßen: Überlebende von Minen-Explosionen, von Schussverletzungen, von schlecht behandelter Diabetes und Unfällen.
„Jeden Montag haben wir hier lange Schlangen. Wir brauchen mehr Physiotherapeuten, mehr ausgebildetes heimisches Personal und mehr Einrichtungen wie diese im ganzen Land“, erklärt Abdullah Al- Quaisi, Leiter des Reha-Zentrums und der Prothesenwerkstatt.
„Er ist ein tapferer Mann!“
Abdullah steht im Übungsraum. Das Reha-Zentrum ist eine staatliche Einrichtung. Prothesen werden hier unter anderem für Handicap International produziert. Ausrüstung und laufende Kosten finanziert HI auch mit Geldern des Auswärtigen Amtes. Der 26-Jährige trifft die beiden HI-Mitarbeiterinnen Khadijah Mohammed und Tahani Al-Kebsi. Die Projekt-Managerin und ihre Reha-Expertin kennen Abdullah. „Er ist ein tapferer Mann“, sagt Tahani. In dem Raum sind große Spiegel an der Wand, Barren für die Gleichgewichtsübungen, Bälle zum Trainieren. „Die Übungen hier waren wichtig für mich. Die Gespräche, die mir viel Mut gaben. Und natürlich die Anpassung der Prothese. Ich lernte wieder, meine Hand besser zu bewegen“, erklärt der junge Jemenit.
Chance auf ein besseres Leben dank Prothesen
„Afif kann mit seiner Prothese als Bauer wieder seine Familie ernähren, Ziyad ist Jahrgangsbester in der Abschlussklasse und will Medizin studieren. Abdullah hat wieder Vertrauen zu sich und ist für seine Familie da, arbeitet, wo immer sich ihm eine Möglichkeit bietet. Wir konnten den Dreien zumindest eine Chance für ein besseres Leben im Jemen geben“, sagt die 33-Jährige.
Dieses Projekt wird kofinanziert vom Auswärtigen Amt.