Co-Preisträger Friedensnobelpreis

Kaschmir: unsichtbare Bedrohung durch explosive Kriegsreste

Minen und andere Waffen Nothilfe Vorsorge und Gesundheit
Indien

Unfälle mit Landminen und explosiven Kriegsresten sind in Kaschmir normal. Schuld ist der Grenzkonflikt zwischen Indien und Pakistan. Um die Bevölkerung zu schützen, organisiert Handicap International in Srinagar und Jammu Risikoaufklärung.

Eine Gruppe von Schülern und Schülerinnen verfolgt einen Vortrag. Sie sitzen auf dem Boden und hören einem Mann zu, der vor einer großen Tafel steht.

Sitzung zur Risikoaufklärung im Bezirk von Rajouri Anfang Mai. | © Handicap International

Im indischen Bundesstaat Jammu und Kashmir, besonders im Grenzgebiet zu Pakistan, gibt es große mit Minen verseuchte Zonen. Oft sind diese zwar mit Stacheldraht abgesperrt und Schilder warnen vor der tödlichen Gefahr. Doch diese Schilder sind nicht für alle lesbar. Die Dorfbevölkerung spricht und liest Urdu, aber die Hinweise sind auf Hindi geschrieben, sie richten sich an die SoldatInnen. 50 % der Opfer sind ortsansässige Angestellte des Militärs, sie tragen Lasten oder geben ihre Ortskenntnis weiter. Gerade das macht ihre Arbeit so gefährlich, denn vermeintlich kennen Sie die Gegend – doch wo die Minen liegen oder dass diese überhaupt irgendwo liegen, ist ihnen nicht bewusst.

Die Bevölkerung kennt die Gefahr häufig nicht, die von den explosiven Kriegsresten ausgeht. Wenn Kindern Bilder von Minen sehen, denken Sie oft, dass das Spielsachen seien. Jüngere Menschen sind generell weniger gut informiert als die ältere Generation. Der Konflikt schwelt seit 60 Jahren – und so fügen sich viele in ihr vermeitliches Schicksal und akzeptieren die gefährliche Präsenz der lautlosen Killer im Boden.

Zu sehen sind viele Jugendliche, die sich melden. Es herrscht ausgelassene Stimmung.

Mit vollem Eifer erweiteren diese Jugendlichen ihr Wissen, das über Leben und Tod entscheiden kann © Hanan Zahoor / Handicap International

Kaschmir ist ein gebirgiger Landstrich. Es kommt dort regelmäßig zu Überflutungen und Erdrutschen. In Sariya, einem Bezirk von Rajouri, wurden drei ortsansässige Bauern durch eine Mine getötet und einer wurde schwer verwundet. Sie wurden zu Opfern eines weit verbreiteten Problems: Unwetter transportierte die Mine von ihrem Ursprungsort weg. Da die Mine leicht war und wenig Metall enthielt, rutschte sie bei starkem Regen einen Abhang hinunter und landete auf dem Feld eines Bauern. Als die Männer versuchten, die Mine zu entfernen, explodierte sie.

Solche Unfälle sind vermeidbar, wenn die Menschen wissen, wie sie sich verhalten müssen, wenn sie einen explosiven Kriegsrest finden – und wo die Wahrscheinlichkeit dafür am höchsten ist (ehemalige Kampfgebiete, Kontrollpunkte an Grenzübergängen und im Umfeld strategischer Einrichtungen wie Brücken usw.).

Handicap International informiert die Bevölkerung mit einer groß angelegten Kampagne

Handicap International hat gemeinsam mit einer lokalen Nicht-Regierungsorganisation (NGO) eine groß angelegte Kampagne zur Sensibilisierung gestartet. Es wurden 30.000 Broschüren und Poster verteilt und Trainingseinheiten für 500 Menschen in den vier Distrikten an der Grenze zu Pakistan (Baramulla, Rajouri, Kupwara und Poonch) abgehalten. Einhundert Freiwillige und Regierungsangestellte des Gesundheitswesens wurden ebenfalls unterwiesen . Das Ziel: Zwischenfälle, die durch explosive Kriegsüberreste verursacht werden, zu reduzieren. Handicap International wird alles daran setzen, dass die Menschen in Kaschmir in Zukunft sicherer leben, weil sie wissen, welche Gefahr im Boden lauert.

17 Juni 2015
Einsatz weltweit:
Helfen
Sie mit

Lesen sie weiter

Senegal: Minenräumung ermöglicht Rückkehr nach 30 Jahren
© A. Faye / HI
Minen und andere Waffen

Senegal: Minenräumung ermöglicht Rückkehr nach 30 Jahren

Dank  der wirkungsvollen Minenräumung von Handicap International ist ein sicheres Leben in Bissine im Süden Senegals nun wieder möglich. Vor 30 Jahren musste die Zivilbevölkerung ihr Dorf fluchtartig verlassen. Da das Gebiet nun nicht mehr gefährlich ist, sind die ersten Bewohnerinnen und Bewohner bereits zurückgekehrt und haben erfolgreich damit begonnen, ihr Zuhause wiederaufzubauen. 

DR Kongo: HI liefert lebenswichtige Güter
© HI
Nothilfe

DR Kongo: HI liefert lebenswichtige Güter

Die Gewalt in der Region Nord-Kivu in der Demokratischen Republik Kongo eskaliert. Rund 2,6 Millionen Menschen benötigen Unterstützung. Krankenhäuser, Schulen und Flüchtlingslager werden direkt angegriffen. Es fehlt an Wasser, Lebensmittel und Medikamenten. Unsere Teams versorgen die Menschen mit lebenswichtigen Gütern, Rollstühlen und Prothesen.

Hilfe in Mali: Wie wir auch die entlegensten Dörfer erreichen
© T. N'Daou / HI
Nothilfe

Hilfe in Mali: Wie wir auch die entlegensten Dörfer erreichen

In Mali stoßen Hilfsorganisationen oft an ihre Grenzen, und die nötige Hilfe kommt nicht immer da an, wo sie so dringend gebraucht wird. Die Not im Land ist groß. 8,8 Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, mehr als die Bevölkerung von Niedersachsen. Unser spezielles Logistik-Team schafft es, die dringend  benötigte Hilfe sogar in die entlegensten Ecken des Landes zu bringen.