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Landminen-Monitor 2022: Einsatz von Antipersonen-Minen durch Russland und Myanmar

Minen und andere Waffen Öffentlichkeitsarbeit
International

Der neue Landminen-Monitor 2022 meldet das siebte Jahr in Folge eine hohe Anzahl von Opfern durch Landminen. Der Monitor, der am 17. November in Genf präsentiert wird, verzeichnet im Berichtszeitraum insgesamt 5.544 Tote und Verletzte. Außerdem dokumentiert er den Einsatz von Landminen durch Russland und Myanmar sowie durch nicht-staatliche bewaffnete Gruppen in fünf Ländern.

Experte für Opferhilfe und Rehabilitation in Uganda, Alex Munyambabazi, der auf die Versäumnisse

Experte für Opferhilfe und Rehabilitation in Uganda, Alex Munyambabazi, der auf die Versäumnisse bei der Unterstützung von Landminen-Überlebenden hinweist. | © Jared Bloch/ICBL-CMC

Anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Ottawa-Vertrags zum Verbot von Landminen fordert die humanitäre Hilfsorganisation Handicap International (HI) die internationale Staatengemeinschaft auf, die Konfliktparteien dazu zu drängen, den Einsatz dieser barbarischen Waffen zu beenden. Außerdem müsse die Finanzierung der Opferhilfe erhöht werden, da diese trotz des wachsenden Bedarfs und der hohen Opferzahlen in den letzten Jahren rückläufig ist.

Der Landminen-Monitor 2022 erfasst die Umsetzung der Ottawa-Konvention, die den Einsatz, die Herstellung, die Weitergabe und die Lagerung von Antipersonen-Minen verbietet, für das Kalenderjahr 2021 und enthält außerdem Informationen bis Oktober 2022 (wo möglich).

„Anlässlich des 25. Jahrestags der Ottawa-Konvention ist der erneute Einsatz von Antipersonen-Minen ein Rückschlag. Die Menschen in den betroffenen Ländern müssen noch Jahrzehnte mit der Bedrohung von Minen und Blindgängern leben. Die Zahl der Opfer ist erneut hoch, aber die Unterstützung für die betroffenen Menschen ist extrem gesunken. Die Vertragsstaaten müssen sich mehr engagieren und die Konvention konsequent umsetzen“, fordert Dr. Eva Maria Fischer, Leiterin der politischen Abteilung von Handicap International Deutschland.

Einsatz von Minen durch Russland und Myanmar

Der Landminen-Monitor 2022 dokumentiert neue Einsätze von Antipersonen-Minen durch zwei Staaten, die nicht dem Ottawa-Vertrag angehören, nämlich Russland und Myanmar, sowie durch nicht-staatliche bewaffnete Gruppen in mindestens fünf Ländern: Zentralafrikanische Republik, Kolumbien, Demokratische Republik Kongo, Indien und Myanmar. Der Monitor hebt hervor, dass Russland in der Ukraine mindestens sieben Arten von Antipersonen-Minen eingesetzt hat. Es gibt bestätigte Hinweise dafür, dass russische Streitkräfte auch Sprengfallen und improvisierte Sprengsätze an zahlreichen Orten platziert haben. Dies ist eine noch nie dagewesene Situation, in der ein Land, das nicht Vertragspartei des Minenverbotsvertrags ist, diese Waffe auf dem Gebiet eines Vertragsstaates (Ukraine) einsetzt.

Weitere Fakten aus dem Landminen-Monitor 2022

  • Mindestens 5.544 Opfer von Minen und explosiven Kriegsresten: 2.182 Menschen wurden getötet und 3.355 Menschen verletzt (bei sieben Opfern ist der Status unbekannt).
  • Mehr als 75 % der registrierten Opfer waren Zivilist*innen. Fast die Hälfte aller zivilen Opfer, deren Alter bekannt war, waren Kinder (1.696).
  • Die meisten der 5.544 vom Landminen-Monitor 2022 erfassten Unfälle ereigneten sich in Ländern, die mit improvisierten (selbst gebauten) Minen verseucht sind.
  • Menschen in 50 Staaten und anderen Gebieten wurden verletzt oder getötet.
  • Syrien verzeichnete im dritten Jahr in Folge die meisten Opfer (1.227), gefolgt von Afghanistan (1.074). Weitere Vertragsstaaten mit mehr als 100 registrierten Opfern waren Kolumbien, Irak, Mali, Nigeria und Jemen.
  • Mindestens 60 Staaten und andere Gebiete sind durch Antipersonen-Minen verseucht.
  • Fortschritte: Bis heute haben 94 Vertragsstaaten mehr als 55 Millionen gelagerte Antipersonen-Minen vernichtet. Sri Lanka ist der jüngste Vertragsstaat, der die Zerstörung seiner Bestände im Jahr 2021 abgeschlossen hat.

Fazal hat durch eine Rakete sein Bein verloren.Landminen werden in zwei Gruppen unterteilt: Antipersonen-Minen, die direkt gegen Menschen gerichtet sind, und Antifahrzeug-Minen, die sich gegen Fahrzeuge richten. Minen, die der Konstruktion nach gegen Personen gerichtet sind, sind durch den Vertrag von Ottawa verboten. Minen, die nicht gegen Personen, sondern gegen Fahrzeuge gerichtet sind, fallen nicht unter das Verbot. Dennoch treffen sie oft auch unschuldige Zivilist*innen z.B. in Fahrzeugen. Im aktuellen Krieg in der Ukraine werden Antifahrzeug-Minen nicht nur von russischen, sondern auch von ukrainischen Truppen eingesetzt.

Der komplette Landminen-Monitor 2024 in englischer Sprache ist hier abrufbar.
Das Faktenblatt auf Deutsch ist hier einzusehen.

 

17 November 2022
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