Co-Preisträger Friedensnobelpreis

Leben für Menschen mit Behinderung im Jemen katastrophal

Rechte von Menschen mit Behinderung Rehabilitation und Orthopädie
Jemen

Im Jemen ist das Leben für Menschen mit Behinderung besonders prekär und gefährlich. Viele leben in ständiger Angst, verletzt zu werden, da sie nicht in der Lage sind, vor Explosionen oder bewaffneten Zusammenstößen zu fliehen. Außerdem werden sie oftmals ausgegrenzt, nicht ausreichend versorgt und haben kaum Zugang zu Hilfsmaßnahmen.

Zwei Mädchen, 4 und 7 Jahre, sitzen auf der Liege eines Reha Zentrums.

Die beiden Cousinen Erada (r.) und Hala (l.) wurden Opfer eines Luftangriffs. Hier werden sie im Rehabilitationszentrums in Sana'a behandelt. | © ISNA Agency / HI

Zahlreiche Menschen mit Behinderung kämpfen zudem mit psychischen Belastungen. Dies ist das Ergebnis der Studie „Unshielded, Unseen", die Handicap International (HI) zusammen mit der Arab Human Rights Foundation erstellt hat. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation haben mindestens 4,8 Millionen Menschen im Jemen eine Behinderung. Diese Zahl hat seit Beginn des Krieges erheblich zugenommen. Grund dafür sind die vielen Verletzungen durch Explosivwaffen, die schlechte Gesundheitsversorgung und die zahlreichen zerstörten Gesundheitseinrichtungen.

In der Studie wird die Umsetzung der „Resolution 2475“ des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen über den Schutz von Menschen mit Behinderung in bewaffneten Konflikten im Jemen untersucht. 81 Prozent der von Handicap International befragten Menschen mit Behinderung gaben an, dass sie keinen Zugang zu humanitärer Unterstützung haben: Sie leben zu weit entfernt, sie können sich den Transport nicht leisten oder die Straßen sind zu gefährlich, weil sie mit Landminen und Blindgängern übersät sind. Darüber hinaus werden sie oftmals stigmatisiert und ihre besonderen Bedürfnisse werden nicht beachtet.

„Menschen mit Behinderung haben uns berichtet, dass sie Angst haben, nach draußen zu gehen. Sie leben in ständiger Furcht, verletzt zu werden, da sie nur schwer vor Bombenangriffen oder Explosionen fliehen können. Viele Menschen mit Hörbehinderungen beispielsweise wurden in Konflikten verletzt, weil sie nicht hören und verstehen konnten, was vor sich ging“, sagt Yasmine Dealman, HI-Expertin in Aden.

Außerdem lebten viele in Lagern für Binnenflüchtlinge unter prekären Bedingungen, da diese nicht auf die Bedürfnisse für behinderte Menschen ausgerichtet seien, so Dealman weiter.

HI fordert mehr internationales Engagement und mehr finanzielle Mittel

Die „Resolution 2475“ legt mehrere konkrete Maßnahmen fest, die von Staaten, Konfliktparteien, den Vereinten Nationen und der internationalen Gemeinschaft zusammen ergriffen werden müssen, um die Probleme von Menschen mit Behinderung in bewaffneten Konflikten anzugehen. Ihr Erfolg hängt jedoch von ihrer tatsächlichen Umsetzung ab. Handicap International fordert von der internationalen Staatengemeinschaft, ihr Engagement für die Umsetzung der Resolution zu verstärken. Außerdem müssten die Staaten auch dafür sorgen, dass den Partnern der humanitären Hilfe und der Entwicklungszusammenarbeit entsprechende Mittel zur Verfügung stehen, damit sie die Inklusion in allen Bereichen berücksichtigen und gewährleisten können.

30 Mai 2022
Einsatz weltweit:
Helfen
Sie mit

Lesen sie weiter

Jemen: Fußballspielen auf Prothesen
© T. Mayer / HI
Rehabilitation und Orthopädie

Jemen: Fußballspielen auf Prothesen

Abdullah tritt auf eine Mine, als er zwei Kameraden an der Front retten will. Er kennt die Gefahr, als er ins Minenfeld läuft – die Explosion reißt seinen rechten Fuß ab, Splitter bohren sich in seinen Körper. Nach seiner Heldentat ist Abdullah verzweifelt und weiß nicht, wie er weiterleben soll. Doch inzwischen ist er Familienvater, hat kleinere Jobs und spielt Fußball – mit seiner Prothese.

Dank psychologischer Hilfe: Beatrice und Rose schöpfen neue Hoffnung
© HI
Rehabilitation und Orthopädie

Dank psychologischer Hilfe: Beatrice und Rose schöpfen neue Hoffnung

Ihre traumatischen Erlebnisse verfolgen die 49-jährige Beatrice (Name geändert) noch immer. Der Krieg und die Flucht aus ihrer Heimat, der Demokratischen Republik Kongo, lasten schwer auf ihr. Jetzt lebt sie in einem Flüchtlingslager in Uganda und erhält psychosoziale Unterstützung von HI. Wir kümmern uns auch um Beatrices Tochter Rose (Name ebenfalls geändert), die Opfer sexueller Gewalt wurde. 

Syrien nach dem Erdbeben: Noors Lebensfreude kehrt zurück
© HI 2023
Rehabilitation und Orthopädie

Syrien nach dem Erdbeben: Noors Lebensfreude kehrt zurück

Ein Jahr ist nun vergangen, seit die schweren Erdbeben vom 6. Februar 2023 Syrien und die Türkei erschütterten. Die Überlebenden sind noch immer von der Katastrophe gezeichnet. Viele benötigen weiterhin Krankengymnastik und psychologische Unterstützung. So wie die 3-jährige Noor, die bei den Beben fast ihre gesamte Familie und ein Bein verlor.