Myanmar nach dem Erdbeben: Eine Überlebende erzählt
Nach dem heftigen Beben in Myanmar sind Tausende obdachlos und in improvisierten Notunterkünften untergekommen. Die Bedingungen sind äußerst prekär und die Menschen sind weiterhin dringend auf Hilfe angewiesen. Die mobilen Teams von Handicap International (HI) unterstützen gezielt Verletzte und Ältere. Eine von ihnen berichtet von ihren schlimmen Erlebnissen während und nach dem Erdbeben.

Reha-Sitzung mit Daw Myint Myint Than, 58, die beim Erdbeben verletzt wurde, in einem improvisierten Lager in einem Kloster in Mandalay. | © HI 2025
„Wie durch ein Wunder haben wir es rausgeschafft“
„Ich war mit meinen drei Enkelkindern beim Mittagessen, als die Erde zu beben begann", erinnert sich Daw Myint Myint Than, 58, eine Einwohnerin von Mandalay. Durch das Erdbeben war sie in ihrem Haus gefangen, das einzustürzen drohte.
„Wir entkamen wie durch ein Wunder, aber als wir draußen waren, warf mich das zweite Beben zu Boden. Mein Kopf schlug gegen ein Tuk-Tuk. Plötzlich hatte ich schreckliche Schmerzen in meinem Arm und Bein", berichtet die traumatisierte Daw Myint Myint Than.
Leben in provisorischen Lagern
Daw Myint Myint Than und ihre Familie fanden Zuflucht im Kloster Nan Oo, einem wichtigen Zentrum der buddhistischen Lehre in der Region. Seit dem Erdbeben ist es zu einer improvisierten Unterkunft für mehr als 280 Menschen geworden. Auch wenn die Menschen im Lager sehr zusammenhalten und sich umeinander kümmern, sind die Lebensbedingungen äußerst prekär.
„Es gibt nur fünf ‚Hocktoiletten‘ für alle. Und mit meinem gebrochenen Bein kann ich sie nicht benutzen. Ich kann mich nur bewegen, wenn meine Tochter mir hilft, mich aufzusetzen. Ich bin völlig abhängig“, beklagt die Überlebende.
Unermüdliche Unterstützung der HI-Teams
Die HI-Teams sind seit drei Wochen rund um die Uhr im Einsatz, um möglichst vielen Menschen zu helfen. Unsere Spezialistinnen und Spezialisten für Rehabilitation und psychosoziale Unterstützung betreuen Verletzte in Notunterkünften. Handicap International verteilt außerdem Krücken und Rollstühle, schult die Verletzten in den wichtigsten Übungen und ermittelt weitere Bedürfnisse in den Lagern.
„Sie gaben mir einen Rollstuhl und brachten mir vor allem bei, selbständig aufzustehen. Ich habe das Gefühl, dass ich große Fortschritte gemacht habe", erklärt Daw Myint Myint Than sehr gerührt.
Eine ungewisse Zukunft für die Überlebenden
Die Menschen in Myanmar brauchen dringend auch langfristige Unterstützung:
„Unser Haus ist zerstört, ebenso wie unsere Werkstatt. Wir wissen nicht, wann wir wieder an die Arbeit gehen können. Im Moment denken wir nur ans Überleben", sagt Daw Myint Myint Than.