Co-Preisträger Friedensnobelpreis

Nansen-Flüchtlingspreis: Arbeit von Handicap International gewürdigt

Minen und andere Waffen

Vor zwanzig Jahren, am 4. Oktober 1996, verlieh das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) Handicap International den Nansen-Flüchtlingspreis für „den Einsatz für Flüchtlinge und den Beitrag zur Kampagne gegen Antipersonenminen“. Heute wirft Jean-Baptiste Richardier, Mitbegründer von Handicap International, einen Blick zurück auf ein wichtiges Kapitel in der Geschichte unserer Organisation.

 

Die Kommissarin für Flüchtlinge der Vereinten Nationen, Frau Sadako Ogata, übergibt den Nansen Flüchtlingspreis an Dr Jean-Baptiste Richardier, Gründer von Handicap International, und Patrick Segal, den damaligen stellvertretenden Vorsitzenden der Organisation

Die UN-Kommissarin für Flüchtlinge, Frau Sadako Ogata, überreicht den Nansen-Flüchtlingspreis an Dr. Jean-Baptiste Richardier und Patrick Segal, den damaligen stellvertretenden Vorsitzenden von Handicap International | A. Hollmann / UNHCR

Was ist der Nansen-Flüchtlingspreis?

Jean-Baptiste Richardier: Der Nansen-Flüchtlingspreis wird jedes Jahr vom UN-Flüchtingshilfswerk, dem UNHCR vergeben. Mit ihm werden Einzelpersonen oder Organisationen für ihr Engagement und ihre Hilfe für Flüchtlinge geehrt.  

Wie wichtig war dieser Preis für Handicap International im Jahr 1996?

J-B.R: Erst einmal war es eine große Überraschung. Wir wussten noch nicht einmal, dass wir nominiert worden waren! Wir waren sehr bewegt, es hat uns sehr viel bedeutet. 1996 war Handicap International  noch eine relativ junge Organisation – wir arbeiteten seit 15 Jahren – mit einem rebellischen und entschlossenen Charakter. Wir kämpften dafür, dass die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung mehr und effektiver Beachtung fänden, ganz besonders wenn sie auf der Flucht waren. Wir arbeiteten in einer Reihe von Projekten sehr eng mit dem UNHCR zusammen, aber wir hatten trotzdem eine sehr unabhängige Geisteshaltung. Wir hatten den UNHCR mehr als einmal kritisiert, deshalb unsere Überraschung. Der Preis brachte uns die Aufmerksamkeit der Fachleute von ähnlichen internationalen und humanitären Organisationen.

Welche Rolle spielte Handicap International neben dem UNHCR?

J-B.R: Eine der größten Flüchtlingskrisen in der Mitte der 1990er Jahre fand an der Grenze zwischen Thailand, Laos, Kambodscha und Burma statt. Große humanitäre Einsätze gab es auch in den afghanischen Flüchtlingslagern in Pakistan. Diese beiden Krisen stellten für den UNHCR eine große organisatorische und finanzielle Herausforderung dar. Sie wurden von Partnern wie Handicap International unterstützt, und man übertrug uns die Verantwortung für eine Reihe von großen humanitären Projekten. Der Preis kam auch nur wenige Jahre, nachdem wir unsere erste Abteilung für „Minenaktion“ gegründet hatten. Wir hatten unseren ersten Einsatz zur Räumung von Landminen in Kambodscha gestartet, und konnten damit die UN unterstützen. Denn sie hatten mit der ganzen Bandbreite der Gefahren zu kämpfen, die die Minen für die Flüchtlinge in Thailand darstellten. Das war der Moment, als Handicap International das erste humanitäre Minenräumprogramm startete, und wir sind stolz darauf, unter den Pionieren im diesem Bereich gewesen zu sein. Der UNHCR wollte unsere Arbeit anerkennen. Ich würde auch sagen, dass der Preis 1996 unsere Legitimität innerhalb der internationalen Kampagne zum Verbot von Landminen verstärkte – nur ein Jahr, bevor die Ottawa-Konvention das Verbot von Landminen besiegelte.

Woran erinnern Sie sich am meisten von der Zeremonie?

J-B.R: Es war eine sehr feierliche Angelegenheit, auch Mitglieder von “Geneva International” waren dabei. Frau Ogata hielt eine sehr starke Rede: „Meine Organisation verdankt Handicap International viel. Ihr arbeitet unermüdlich an der Seite von Menschen mit Behinderung […] – eure Organisation verkörpert das Beste, was humanitäre Arbeit leisten kann.“

Was hat dieser Preis für Handicap International verändert?

J-B.R: Er gab uns eine dauerhafte Sichtbarkeit in den Medien. Das Bild einer seriösen nicht-staatlichen Organisation, auf die sich die UN-Flüchtlingshilfe stützt, verstärkte zusätzlich unsere Glaubwürdigkeit bei den Spenderinnen und Spendern. Dies war ein Wendepunkt in der Geschichte unserer Organisation und vielleicht die Aufnahme in die Gruppe der Nichtregierungsorganisationen, die wirklich zählen. 

23 September 2016
Einsatz weltweit:
Helfen
Sie mit

Lesen sie weiter

Senegal: Minenräumung ermöglicht Rückkehr nach 30 Jahren
© A. Faye / HI
Minen und andere Waffen

Senegal: Minenräumung ermöglicht Rückkehr nach 30 Jahren

Dank  der wirkungsvollen Minenräumung von Handicap International ist ein sicheres Leben in Bissine im Süden Senegals nun wieder möglich. Vor 30 Jahren musste die Zivilbevölkerung ihr Dorf fluchtartig verlassen. Da das Gebiet nun nicht mehr gefährlich ist, sind die ersten Bewohnerinnen und Bewohner bereits zurückgekehrt und haben erfolgreich damit begonnen, ihr Zuhause wiederaufzubauen. 

Burkina Faso: Aufklärung vor Blindgängern trotz Überfällen
© HI
Minen und andere Waffen

Burkina Faso: Aufklärung vor Blindgängern trotz Überfällen

Unsere Expertinnen und Experten arbeiten in Burkina Faso in einer sehr angespannten Sicherheitslage. Ihre Aufgabe: die Bevölkerung über die Gefahr von Blindgängern aufzuklären, um die oft tödlichen Unfälle zu verhindern. Dabei müssen sie selbst immer wieder mit Überfällen und Ausschreitungen rechnen. In manchen Regionen können sie die Menschen nur über lokale Radiosender erreichen.

Senegal: Wie Hunde Kira, Storm, Fisti und Tini helfen, Minen aufzuspüren
© A. Stachurski / HI
Minen und andere Waffen

Senegal: Wie Hunde Kira, Storm, Fisti und Tini helfen, Minen aufzuspüren

Aufgeregt und gespannt hält Storm seine Nase in den Wind. Seine Augen leuchten. Der belgische Schäferhund trainiert seit Monaten in der Region Casamance, wie er Sprengkörper aufspüren kann.  Bald sind Storm und die anderen drei Hunde bereit für ihren ersten Einsatz. Dann unterstützen sie unsere Teams bei der Minenräumung. Entminerin Elisabeth Sambou freut sich schon auf die vierbeinigen Kollegen.