Co-Preisträgerin Friedensnobelpreis

Nicole Atieno in Kenia: Rührende Begegnungen

Inklusion Rehabilitation und Orthopädie
Kenia

Supermodel Nicole Atieno aus Dresden besucht für HI das Flüchtlingslager in Kakuma, im Grenzdreieck zu Südsudan und Uganda. Die aus Kenia stammende 21-Jährige kommt direkt von ihrem letzten Shooting in New York, fährt Stunden über staubige und holprige Sandpisten, um auf das Schicksal der über 180.000 Geflüchteten aufmerksam zu machen. Insgesamt betreut HI mehr als 6.000 Geflüchtete in den Lagern. Physiotherapie, Prothesenanpassung und psychische Therapie sind Schwerpunkte. Aber HI hilft auch mit Kleinkrediten, damit sich Frauen mit Behinderung ein eigenes Leben aufbauen können. Für sie ist es oftmals unmöglich, Wasser oder Essensrationen abzuholen. So führt Anett Poni, die als 4-Jährige Kinderlähmung hatte und aus dem Südsudan geflohen ist, inzwischen ein kleines Restaurant und versorgt damit ihre 6 Kinder.

Das Gehirn der kleinen Aline aus dem Kongo ist von Geburt an geschädigt. Mit Nicole Atieno hat sie sich direkt angefreundet.

Das Gehirn der kleinen Aline aus dem Kongo ist von Geburt an geschädigt. Mit Nicole Atieno hat sie sich direkt angefreundet. | © Neil Thomas/HI

Nicole besucht verschiedene Therapiezentren. Sie möchte sich persönlich einen Eindruck verschaffen. Die kleine Asmina Osman aus Somalia ist ihr sofort ans Herz gewachsen. Das geistig und körperlich mehrfach behinderte Mädchen fühlt sich besonders wohl in den Armen von Nicole.

„Es ist so traurig, ihre Geschichten zu hören. Aber irgendwie strahlen sie auch eine positive Energie aus. Vielleicht ist das so, weil sie noch nicht wissen, wie das Leben ist“, sagt Nicole nach dem Besuch des Zentrums  nachdenklich und wischt sich ein paar Tränen aus den Augenwinkeln.

Nicole hält die mehrfach behinderte kleine Asmina im Arm.

Viele Kinder können nicht laufen, sind geistig behindert, taub oder blind. Aber trotzdem schallt ein fröhliches Lachen durch das Therapiezentrum. Aline Nespont ist eine andere kleine Freundin von Nicole. Die Vierjährige ist mit ihrer Familie vor einem Jahr aus dem Kongo gekommen. Die Mutter hat sie sofort zu HI gebracht und dank der vielen Übungen im Zentrum wie auch zuhause kann sie fast schon laufen. Alines Gehirn ist seit der Geburt geschädigt. Die Kleine im rosa gestreiften Kleidchen schiebt energisch den kleinen Rollator vor sich her, lässt ihn plötzlich stehen, um an Nicoles Händen auf und ab zu wippen. Sie strahlt.

"Das Leben ist manchmal so ungerecht"

Tief berührt ist Nicole vom Schicksal von Anett Poni. Die 28-Jährige bekam mit 4 Jahren Kinderlähmung. Ihr linkes Bein ist seitdem verkrüppelt. Ihr Mann ist im Krieg in Südsudan ums Leben gekommen, so packte sie ihre sechs Kinder, schaffte es irgendwie an die Grenze und ins Flüchtlingslager. Dank der Hilfe von HI hat sie jetzt ein kleines Restaurant, hat sogar eine Angestellte. Anett brät in der brütenden Hitze in zischendem Öl Schmalzgebackenes für den Verkauf. Gelegentlich wischt sich die Frau, die ihr erstes Kind bereits mit elf Jahren bekam, den Schweiß aus der Stirn. Wofür sie ihr kleines Einkommen ausgibt? Für die Schulbücher ihrer Kinder und für ein neues Dach. Das alte Blechdach ist beim letzten Wüstensturm weggeflogen. Noch steht sie auf der Warteliste für einen chirurgischen Eingriff in Nairobi. Zu Voruntersuchungen war sie schon dort. Noch 2019 soll sie eine Prothese bekommen und sehr viel mobiler werden. Nicole muss sich wegdrehen, die Tränen unterdrücken, als Anett ausdruckslos ihre Geschichte erzählt.

„Das Leben ist manchmal so ungerecht“, flüstert sie. „Das ist so beeindruckend, dass diese Frau so stark ist und so viel Hoffnung hat. Viele würden einfach aufgeben, aber sie macht immer weiter“, sagt Nicole beeindruckt.

Anett Poni mit Nicole vor ihrem Restaurant

Anett Poni mit Nicole Atieno vor ihrem Restaurant

21 Dezember 2018
Einsatz weltweit:
Helfen
Sie mit

Lesen sie weiter

Blindgänger und Landminen in Syrien – Amers Geschichte
© N. Bimbashi / HI
Minen und andere Waffen Nothilfe Rehabilitation und Orthopädie

Blindgänger und Landminen in Syrien – Amers Geschichte

Inmitten der zerstörten und halb zerstörten Gebäude von Khasham im Nordosten Syriens sitzt Amer im Rollstuhl vor dem Haus seiner Familie. Ein Bein fehlt ihm, das andere baumelt voller Bewegungsdrang hin und her. Vor wenigen Monaten spielte er hier noch mit seinen Cousins, bis ein Blindgänger explodierte. Amer überlebte schwer verletzt und wird von Handicap International (HI) betreut.

Gaza: Prothesen für Geschwister Mena und Fayez
© Khalil Nateel
Minen und andere Waffen Nothilfe Rehabilitation und Orthopädie

Gaza: Prothesen für Geschwister Mena und Fayez

Bei einem Bombenangriff wurden Fayez (24) und seine kleine Schwester Mena (12) schwer verletzt. Beide haben ein Bein verloren. Nun stehen sie Seite an Seite im Rehazentrum von Handicap International (HI) im Gazastreifen und lernen mit ihren neuen Prothesen zu laufen - trotz aller Schmerzen und trotz aller Verzweiflung: Schritt für Schritt in ein neues Leben.

Ukraine: Ein Familienbesuch wird zur Tragödie
© Sylvie Roche / HI
Minen und andere Waffen Nothilfe Rehabilitation und Orthopädie

Ukraine: Ein Familienbesuch wird zur Tragödie

„Ich dachte, ich erlebe meine letzten Momente.“ Als eine Bombe in der Nähe einschlägt, verliert Oleksandr alles, was sein Leben bis dahin ausmachte – seine Gesundheit, seine Arbeit, seine Sicherheit. Seit dem Angriff ist er querschnittsgelähmt. Doch mit Hilfe von Handicap International (HI) findet er in einen neuen Alltag zurück.