Co-Preisträgerin Friedensnobelpreis

„Für mich ist die Prothese ein echtes Bein“

Nothilfe Rehabilitation und Orthopädie
Haiti

Maryse, 44 Jahre, wurde bei dem Erdbeben vor zehn Jahren in Haiti verletzt und verlor ihr rechtes Bein. Seither kämpft sie sich mutig durchs Leben. Und sie schämt sich nicht für ihre Prothese.

Maryse sitzt in einem Plastikstuhl und bekommt Hilfe mit ihrer Prothese von einer HI-Physiotherapeutin.

Maryse bekommt Hilfe mit ihrer Prothese von einer HI-Physiotherapeutin. | © Davide Preti/HI

„Meine Prothese ist für mich nicht wirklich ein Problem. Im Gegenteil: Ich bin stolz darauf! Ohne die Prothese wäre mein Leben viel komplizierter“, erklärt Maryse, die Lebensmittel und Holzkohle an einem kleinen Stand vor ihrem Haus verkauft.

Maryse wurde das rechte Bein zwei Wochen nach dem Erdbeben amputiert. Da sich eine lebensbedrohliche Infektion entwickelt hatte, blieb den Ärzten keine andere Wahl. Vier Monate nach der Operation erhielt Maryse ihre erste Prothese und lernte im Reha-Zentrum, das von Handicap International (HI) unterstützt wird, wieder laufen. HI half Maryse auch bei der Eröffnung eines kleinen Ladens.

Mein Leben hat sich nicht sehr verändert

„Ich dachte an meine Kinder und mir war schnell klar, dass ich nicht zulassen durfte, dass meine Amputation alles kaputt macht. Ich habe keine einzige Träne vergossen. Ich habe immer die positive Seite gesehen und wurde viel unterstützt.“

Für Maryse hat sich das Leben seit dem Erdbeben nicht stark verändert: „Ja, ich konnte vorher schneller laufen und mich bewegen, aber abgesehen davon ist mein Leben so ziemlich dasselbe. Ich schaffe es. Ich habe meinen kleinen Laden. Meine Kinder gehen zur Schule. Und das Beste daran ist, dass ich noch am Leben bin. Natürlich habe ich eine Behinderung. Aber heute ist meine Prothese zu einem echten Bein geworden - meinem Bein.“

Wenn sie andere Menschen mit Behinderung trifft, schlägt sie ihnen vor, sich ebenfalls eine orthopädische Gehhilfe zu besorgen. Maryse kann sich das Leben ohne Prothese nicht mehr vorstellen. Doch das ist auch beunruhigend:

„Ich bin auf meine Prothese angewiesen. Sie nutzt sich mit der Zeit ab und muss regelmäßig angepasst werden. Das macht mir ständig Sorgen.“ 

Deshalb ist die kontinuierliche Unterstützung wichtig und Handicap International hilft Maryse langfristig. So hat sie 2019 eine neue Prothese bekommen.

2 Januar 2020
Einsatz weltweit:
Helfen
Sie mit

Lesen sie weiter

Landminen-Monitor 2025: Zivile Opferzahlen alarmierend hoch
© A. Rahhal / HI
Minen und andere Waffen Rehabilitation und Orthopädie

Landminen-Monitor 2025: Zivile Opferzahlen alarmierend hoch

Minen töten und verstümmeln noch über Generationen hinweg – auch wenn der Krieg längst vorbei ist. Der Landminen-Monitor 2025 meldet die höchste Zahl an zivilen Opfern seit dem Jahr 2020. Ein Betroffener ist Mohamed aus Syrien. Der 12-Jährige trat vor vier Jahren auf einen Blindgänger. Sein Bein konnte nicht gerettet und musste amputiert werden.

Afghanistan: Die Landmine lauerte im Gras
© E. Blanchard / HI
Rehabilitation und Orthopädie

Afghanistan: Die Landmine lauerte im Gras

Omaid aus der Nähe von Kunduz spielte draußen mit seinen Freunden, als er auf eine Landmine trat – die Explosion verletzte ihn schwer. Sein rechtes Bein konnte nicht gerettet werden und musste amputiert werden. Da war Omaid mal gerade fünf Jahre alt.

Syrien: Die Mine lag zwischen den Olivenbäumen
© T. Mayer / HI
Minen und andere Waffen Rehabilitation und Orthopädie

Syrien: Die Mine lag zwischen den Olivenbäumen

Ahmed Kasom ist einer von vielen, die nach Ende des Krieges in ihr syrisches Heimatdorf zurückkehren. Der 29-Jährige lebt in einem Flüchtlingscamp nahe Idlib und versucht seine Familie mit Gelegenheitsjobs zu ernähren. So auch zu Beginn des Jahres, als er bei der Olivenernte mithilft. Doch er tritt auf eine Landmine, die ihm sein Bein abreißt – ein unglaublicher Schock.