Südsudan: Nothilfe-Team entsendet
Ein fünfköpfiges Team ist unterwegs, um den vertriebenen Menschen im Südsudan zu helfen. Zusammenstöße bewaffneter Gruppen zwangen knapp 200.000 Menschen zur Flucht. Die Bevölkerung des Südsudan lebt bereits in extremer Armut und benötigt deshalb sofortige Hilfe.
„Der Südsudan schlittert mitten in einen Bürgerkrieg. Das wird ohne Zweifel vor allem die besonders schutzbedürftigen Menschen hart treffen“, erklärt Lucile Papon, Leiterin der Aktivitäten von Handicap International in der Region. Der fragile Frieden im Südsudan, der seit der erklärten Unabhängigkeit im Juli 2011 hielt, ist nun zusammengebrochen. Ein Anstieg der Kämpfe zwischen Regierungstruppen auf der einen und Oppositionstruppen auf der anderen Seite zwang bereits Tausende Menschen zur Flucht. Laut Vereinten Nationen wurden bisher 200.000 Menschen im Südsudan vertrieben, davon 76.000 in der Region Bor, im Norden der Hauptstadt Juba. Sogar Truppen der Vereinten Nationen wurden bereits attackiert und so kann auch die Sicherheit der relativ geringen Anzahl von 57.000 Menschen, die in Lagern Unterkunft gefunden haben, nicht mehr garantiert werden. Abgesehen von einer Kampfpause in Juba in der vergangenen Woche ist die allgemeine Situation extrem instabil und Kämpfe brechen regelmäßig aus.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Handicap International, die im Südsudan bereits lange vor Ausbruch der aktuellen Krise aktiv waren, mussten ihre Aktivitäten einstellen und einige Teams mussten sogar evakuiert werden. Das Büro von Handicap International in Bor, wie auch die Büros der meisten anderen NGO, wurde komplett zerstört. Ein fünfköpfiges Team ist unterwegs, um die Büros wiederzueröffnen und um die Bedürfnissee der besonders schutzbedürftigen Flüchtlinge zu ermitteln. „Wir sind sehr besorgt über das Fehlen wichtiger Einrichtungen vor Ort und die Schwierigkeiten, die Betroffenen zu erreichen. Aufgrund dieser Umstände fehlt es an den grundlegendsten Dingen wie Nahrungsmitteln, Unterkünften und medizinischer Versorgung“, erklärt Lucile. „Wir richten unseren Fokus auf die besonders Schutzbedürftigen, wie Menschen mit Behinderung, ältere Menschen, alleinstehende Frauen etc. Wenn Recht und Ordnung zusammenbrechen, sind sie immer die ersten, die leiden, da sie sich oft nicht alleine fortbewegen können und so sehr schwer Zugang zur benötigten Hilfe finden.“ Handicap International, oftmals in schwierigen Bedingungen aktiv, plant, diesen Menschen Hilfe über sogenannte Anlaufstellen für besonders schutzbedürftige Menschen (DVFP – Disability and Vulnerability Focal Points) zukommen zu lassen. Diese DVFP identifizieren die besonders Schutzbedürftigen und helfen direkt (Versorgung, Verteilung von Hilfsgütern etc.) oder indirekt, durch Überweisung an andere Hilfsorganisationen im Südsudan. Handicap International kann außerdem Rehabilitationsmaßnahmen für die durch die Kämpfe Verletzten anbieten. „Es ist sehr wichtig die Verletzten zu versorgen und ihnen richtige Nachsorge anzubieten, da sich ihr Gesundheitszustand sonst weiter verschlechtern könnte oder sie dauerhafte Behinderungen davontragen könnten.“
Handicap International schickte bereits 2006 ein erstes Team in das Gebiet, aus dem der Südsudan hervorgegangen ist. Flüchtlinge, die in ihre von den Kämpfen verwüsteten Heimatregionen zurückkehrten, befanden sich in gravierenden Notsituationen. Diese Nothilfeaktivitäten haben sich mittlerweile in längerfristige Projekte entwickelt.