Co-Preisträgerin Friedensnobelpreis

Syrien: Mit Prothese geht Enas ihren Weg

Rehabilitation und Orthopädie
Syrien

Ein fehlendes Bein. Ein kleines Mädchen. Und eine enge Freundschaft, die alles verändert: Enas wurde mit einer Fehlbildung geboren – in einem Land, in dem der Alltag ohnehin voller Herausforderungen ist. Doch dann trifft sie auf Physiotherapeutin Fatima. Und plötzlich beginnt Enas zu laufen. Zu rennen. Zu träumen.

Prothesentechnikerin Fatima unterstützt Enas seit ihren ersten Schritten mit der Prothese - heute sind die beiden ein eingespieltes Team.

Prothesentechnikerin Fatima unterstützt Enas seit ihren ersten Schritten mit der Prothese - heute sind die beiden ein eingespieltes Team. | © A. Rahhal / HI

Wenn Enas mit ihren Schwestern spielt oder mit ihren Freunden lacht, ist kaum zu erahnen, welchen Weg sie hinter sich hat. Sie kam mit einer Fehlbildung am linken Bein zur Welt – oberhalb des Knies. In einem Land wie Syrien, in dem das Gesundheitssystem nur schlecht ausgebaut ist, ist das eine große Herausforderung.

„Es war schwer für sie. Sie konnte nicht laufen oder mit ihren Freunden nach draußen gehen“, erzählt ihr Vater Mustafa.

Mit zwei Jahren konnte Enas sich nicht selbstständig bewegen. Ihre Familie fand Hilfe im Aqrabat-Krankenhaus im Nordwesten Syriens – einem Partner von Handicap International. Dort bekam sie ihre erste Prothese. Ein lebensverändernder Moment.

Dank der Physiotherapeutinnen und Techniker vor Ort lernte Enas, ihr Gleichgewicht zu halten, zu stehen – und schließlich zu laufen. Schritt für Schritt entdeckte sie die Welt um sich herum.

Kinder wachsen, Prothesen nicht

Seit ihrer ersten Prothese ist Enas gewachsen – so wie natürlich auch ihr Beinstumpf. Insgesamt vier verschiedene Prothesen hat sie bislang erhalten, jede angepasst an ihren Körper und ihre Entwicklung. Und jedes Mal bedeutete das: neu lernen, neu laufen, neu vertrauen.

Fatima, die Prothesentechnikerin im Aqrabat-Krankenhaus, begleitet Enas seit dem ersten Tag. Sie kennt die kleine Patientin gut – und bewundert ihren Mut:

„Enas sieht ihre Prothese als festen Teil von sich selbst.“

Für Fatima und das Team ist jede Prothese mehr als nur ein Hilfsmittel. Sie soll sitzen, bequem sein und Enas genau das Maß an Freiheit geben, das sie braucht, um Kind zu sein: zu spielen, zu klettern, zu rennen. Heute flitzt Enas mit ihren Freundinnen über den Spielplatz – auf zwei Beinen.

Rehabilitation: Mehr als nur laufen lernen 

Rehabilitation bedeutet im Aqrabat-Krankenhaus mehr als nur Physiotherapie. Kinder wie Enas bekommen psychologische Unterstützung, machen gemeinsame Aktivitäten mit anderen Kindern mit Behinderung und erfahren: Ich bin nicht allein.
Zwischen Enas und Fatima ist eine ganz besondere Beziehung gewachsen.
 

„Enas hat mich sehr lieb – und ich sie auch“, sagt Fatima mit einem Lächeln.

Enas großer Traum

Enas ist heute ein fröhliches Kind. Sie geht in den Kindergarten und spielt mit ihren Schwestern. Sie hat einen Traum:

„Ich werde einmal Prothesen für Menschen bauen, die sie dringend brauchen.“

Der Weg dorthin mag weit sein. Aber Enas hat schon gezeigt: Sie geht ihn – Schritt für Schritt.
 

 

Einsatz weltweit:
Helfen
Sie mit

Lesen sie weiter

Landminen-Monitor 2025: Zivile Opferzahlen alarmierend hoch
© A. Rahhal / HI
Minen und andere Waffen Rehabilitation und Orthopädie

Landminen-Monitor 2025: Zivile Opferzahlen alarmierend hoch

Minen töten und verstümmeln noch über Generationen hinweg – auch wenn der Krieg längst vorbei ist. Der Landminen-Monitor 2025 meldet die höchste Zahl an zivilen Opfern seit dem Jahr 2020. Ein Betroffener ist Mohamed aus Syrien. Der 12-Jährige trat vor vier Jahren auf einen Blindgänger. Sein Bein konnte nicht gerettet und musste amputiert werden.

Afghanistan: Die Landmine lauerte im Gras
© E. Blanchard / HI
Rehabilitation und Orthopädie

Afghanistan: Die Landmine lauerte im Gras

Omaid aus der Nähe von Kunduz spielte draußen mit seinen Freunden, als er auf eine Landmine trat – die Explosion verletzte ihn schwer. Sein rechtes Bein konnte nicht gerettet werden und musste amputiert werden. Da war Omaid mal gerade fünf Jahre alt.

Syrien: Die Mine lag zwischen den Olivenbäumen
© T. Mayer / HI
Minen und andere Waffen Rehabilitation und Orthopädie

Syrien: Die Mine lag zwischen den Olivenbäumen

Ahmed Kasom ist einer von vielen, die nach Ende des Krieges in ihr syrisches Heimatdorf zurückkehren. Der 29-Jährige lebt in einem Flüchtlingscamp nahe Idlib und versucht seine Familie mit Gelegenheitsjobs zu ernähren. So auch zu Beginn des Jahres, als er bei der Olivenernte mithilft. Doch er tritt auf eine Landmine, die ihm sein Bein abreißt – ein unglaublicher Schock.