Co-Preisträgerin Friedensnobelpreis

Akute Notfallversorgung und Reha für Schwerverletzte

Nothilfe Rehabilitation und Orthopädie
Ukraine

Unsere Notfall-Teams unterstützen die akute Versorgung von Brandopfern und Menschen mit Amputationen im Kriegsgebiet. Zusätzlich arbeiten Reha-Spezialist*innen in ukrainischen Krankenhäusern. Sie helfen Verletzten wie Vladimir, der eine schwere Explosion überlebt hat und sofort mit speziellen Übungen angefangen hat, damit seine Hände nicht steif werden.

HI unterstützt die akute Versorgung von Brandopfern

HI unterstützt die akute Versorgung von Brandopfern, da solche Verletzungen eine besondere Behandlung benötigen. | © HI

In Lwiw und in Dnipro arbeiten unsere Notfallexpert*innen mit Krankenhäusern zusammen, um die Versorgung von Menschen zu verbessern, die durch Explosivwaffen verletzt wurden. Unsere Spezialist*innen kümmern sich vor allem um Brandopfer und Menschen mit Amputationen, die aus belagerten Städten wie Charkiw und Mariupol evakuiert werden konnten. Für die spezielle Versorgung der Betroffenen hat HI Physiotherapeut*innen, medizinisches Personal sowie Medizinstudierende geschult. Darüber hinaus wurden in Dnipro rund 30 medizinische Mitarbeiter*innen in der Behandlung von Traumata und kriegsbedingten Krankheiten trainiert.

Schwere Verbrennungen durch Explosion von Granaten und Sprengfallen

Anfang März hat Vladimir die Explosion eines Gastanks überlebt. Er erlitt schwere Verbrennungen, darunter auch an seinen Händen, seinem Gesicht, an beiden Armen und an seinem Hals.

„Die Ärzte mussten Haut von meinem Rücken transplantieren", berichtet er. "In der ersten Woche, nachdem ich aus der Intensivstation entlassen worden war, begann ich mit der Physiotherapie, die von Handicap International begleitet wird ", sagt Vladimir. "Ich mache Übungen zum Dehnen der Haut an meinen Fingern, damit ich sie wieder bewegen kann."   

Langfristige Nachsorge notwendig

Verbrennungen sind sehr spezielle Wunden. Wenn sie nicht von Beginn an richtig behandelt werden, besteht die Gefahr, dass die Gelenke nicht mehr funktionieren.

"Dies ist typisch für die Art von Kriegsverletzungen, die wir in der Ukraine beobachten", sagt Violette Van Bever, Leiterin der Notfallrehabilitation bei HI. "Explosionen von Granaten und Sprengfallen können zu schweren Verbrennungen und Amputationen führen. In solchen Fällen ist die Rehabilitation das A und O, damit die Haut richtig heilen kann. Andernfalls können sich die Gelenke verkürzen, verdicken und ihre Flexibilität verlieren, so dass sich die Patient*innen nicht mehr bewegen können."

Sowohl Amputations- als auch Verbrennungspatient*innen benötigen eine langfristige Nachsorge, die bis zu einem Jahr dauern kann, um Komplikationen zu vermeiden. „Wir rechnen mit großen Herausforderungen bei der langfristigen Nachsorge. Reha-Maßnahmen auf kommunaler Ebene sind hier ziemlich unbekannt, so dass die Verwundeten, wenn sie das Krankenhaus verlassen, keine Möglichkeit haben, ihre Behandlung fortzusetzen", so Van Bever.

Hilfe in Sammelunterkünften

In der Westukraine, wo inzwischen Millionen von Geflüchteten auf der Suche nach Sicherheit vor gewalttätigen Bombenangriffen leben, kümmert sich HI um Menschen mit Behinderung und andere Gruppen, die besondere Hilfe benötigen, wie ältere Menschen oder Schwangere. Hierbei arbeiten wir mit mehr als einem Dutzend Sammelunterkünften zusammen.

„In einem Zentrum, in dem viele ältere Menschen leben, besteht wirklich ein enormer Bedarf an Unterstützung", erklärt Virginie Duclos. „Weil sie durch die Flucht keine Mobilitätshilfen mehr haben, müssen sich die Leute an Wänden festhalten, um sich in der Einrichtung überhaupt bewegen zu können.“

Unsere Teams haben bereits damit begonnen, Blindenstöcke, Gehhilfen und Unterarmstützen an Krankenhäuser und Sammelunterkünfte zu verteilen. Wir unterstützen diese Zentren auch mit grundlegenden Produkten wie Handschuhen und Masken sowie durch psychosoziale Unterstützung für die vom Konflikt betroffenen Menschen.

Personal arbeitet am Limit

„Auch das Personal ist psychisch stark belastet", sagt Virginie Duclos. „Sie arbeiten wie verrückt, haben viele schwerverletzte Patient*innen und leiden auch unter dem Krieg. Einige von ihnen haben Familie in der Ost-Ukraine und sind besorgt. Es kommt sehr oft vor, dass das Personal Tränen in den Augen hat. Viele unserer Mitarbeitenden haben sich außerhalb ihrer Arbeit freiwillig engagiert, um den Vertriebenen zu helfen. Aber ihre Kapazitäten zur Unterstützung sind erschöpft“, so Duclos. Sie fügt hinzu, dass der Bedarf noch mehr steigen wird, wenn die Verletzten in derzeit noch blockierten Städten erreicht werden können.

Unsere Teams sind derzeit vorrangig in Czernowitz, Dnipro, Winnyzja  und Lwiw im Einsatz, um die vom Krieg betroffenen Menschen zu unterstützen.

 

 

12 Mai 2022
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