Welttag der Zerebralparese
Am 6. Oktober ist Welttag der Zerebralparese. Grund genug, auf diese Krankheit, ihre Folgen und unsere Behandlungsansätze aufmerksam zu machen.
Kennedy hat Zerebralparese. Die Übungen meistert er mit seinem Physiotherapeuten | © D. Komakech und Q. Neely / HI
Zerebralparese ist die häufigste motorische Störung bei Kindern, mit der unsere Reha-Teams in den Einsatzländern zu tun haben. Die Unterstützung von Kindern mit zerebraler Lähmung ist daher eine große Herausforderung.
Weltweit leben 17 Millionen Menschen mit Zerebralparese.
Sie führt zu Bewegungsstörungen und Haltungsproblemen und ist manchmal mit schweren kognitiven und sensorischen Beeinträchtigungen verbunden. Dies kann die Kommunikation mit einem Kind erschweren sowie seine Betreuung beeinträchtigen. Auch wird das Kinder oftmals von seiner Umwelt abgelehnt. Wenn die Zerebralparese jedoch sehr früh erkannt wird, sind die Aussichten auf Besserung gut. Eine rasche Behandlung der Behinderung kann das Leben sowohl des Kindes als auch dessen Familie verändern und seine Chancen erhöhen, gehen zu können, die Schule zu besuchen und später auf dem Arbeitsmarkt eine Stelle zu finden.
Früherkennung von Zerebralparese
„Zerebralparese wird durch Komplikationen während der Schwangerschaft oder kurz nach der Geburt verursacht. Die Symptome hängen davon ab, welcher Teil des Gehirns betroffen ist und sie verändern sich mit der Zeit. Wenn ein Baby nicht behandelt wird, entwickelt es Spastiken und kann seine Bewegungen nicht mehr koordinieren. Je schneller es richtig behandelt wird, desto weniger Hirnschäden erleidet das Kind",
erklärt Uta Prehl, Reha-Spezialistin von Handicap International (HI) in Westafrika.
„Leider ist das Pflegepersonal in unseren Projektländern oft nicht darin geschult, diese Behinderung frühzeitig zu erkennen. Hebammen müssen zum Beispiel wissen, wie sie die Reflexe von Neugeborenen testen können. Diese Tests müssen alle drei Monate durchgeführt werden, um festzustellen, ob das Kind betroffen ist. Daher schult HI das medizinische Personal in der Früherkennung dieser Behinderung. Auch die Eltern sollten Informationen und Hinweise erhalten, damit sie mit ihrem Baby unverzüglich ein Gesundheitszentrum aufsuchen."
Sensibilisierung der Eltern
HI verfolgt bei der Behandlung einen ganzheitlichen Ansatz und arbeitet so eng wie möglich mit der Familie der Betroffenen zusammen. Besonders Kinder aus armen Ländern sind häufig benachteiligt. Viele Familien besuchen nie oder zu spät ein Gesundheits- oder Rehabilitationszentrum. Manchmal sind die Eltern zu arm, um ihre Arbeit für eine Behandlung zu unterbrechen. Andere schämen sich und haben Angst, dass ihre Kinder als anders angesehen werden könnten. In einigen Ländern werden Kinder mit zerebralen Lähmungen versteckt oder ausgegrenzt.
Deshalb führen wir Aufklärungsmaßnahmen für Familien durch, um Eltern und ihre Gemeinden zu sensibilisieren und ihnen zu helfen, mehr über die Krankheit und die Behandlungsmöglichkeiten für ihr Kind zu erfahren.
Rehabilitation: ein wichtiger Schritt zur Inklusion
Der größte Teil der frühen Lern- und Gehirnentwicklung eines Kindes findet vor dem fünften Lebensjahr statt. Eine frühzeitige Erkennung ist entscheidend, um rechtzeitig die richtigen Reha-Maßnahmen zu ergreifen.
„Wir oder unsere Partner arbeiten in direktem und engem Kontakt mit den Familien, oft den Müttern, um sicherzustellen, dass die Rehabilitationsmaßnahmen die richtigen Ergebnisse bringen. Wir müssen dem Kind angepasste Geräte oder orthopädische Hilfsmittel zur Verfügung stellen. Diese werden nach Maß angefertigt, um dem Kind die richtige Körperhaltung zu ermöglichen. Wir stellen die Diagnose und entscheiden über die Behandlung und die orthopädische Versorgung anhand eines internationalen Klassifizierungssystems. Der Erfolg der Übungen hängt jedoch stark von der Beziehung zwischen Mutter und Kind und davon, wie motiviert sie sind ab",
fügt Uta Prehl hinzu. Viele Menschen mit zerebralen Lähmungen führen ein langes und erfülltes Leben dank der Arbeit, die HI seit fast vier Jahrzehnten weltweit leistet.