Co-Preisträger Friedensnobelpreis

Bolivien und Andenländer

Das Programm von Handicap International (HI) möchte die Integration von Menschen mit Behinderung in die bolivianische Gesellschaft fördern und insbesondere Kindern und heranwachsenden Menschen den Zugang zu Reha- und Schutzmaßnahmen erleichtern.

Ein Mann in traditioneller Kleidung auf dem internationalen Tag der Menschen mit Behinderung in Bolivien, mit Musik und Tanzfestival.

Internationaler Tag der Menschen mit Behinderung in Bolivien, Musik und Tanzfestival | © J. Tusseau / HI

Laufende Aktivitäten

In Bolivien engagiert sich Handicap International (HI) für die Verbesserung der Gesundheit und den Zugang zur Gesundheitsversorgung von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung oder einem erhöhten Risiko für eine Behinderung. Unsere Teams unterstützen vor allem Familien mit Kleinkindern, um ihnen den Zugang zu Gesundheitsdiensten zu erleichtern. Dabei arbeiten sie Hand in Hand mit Fachleuten aus dem Behindertenbereich. HI gibt Schulungen und organisiert Kompetenzerweiterungen für Fachkräfte im Gesundheitswesen, um eine bessere Versorgung von Kindern mit Behinderung zu gewährleisten. Dank HI haben Kinder und ihre Familien besseren Zugang zu Entwicklungs- und Ernährungsdiensten.

Des Weiteren unterstützen unsere Teams Eltern und Betreuer*innen von Menschen mit Behinderung durch ein psychosoziales Unterstützungsprogramm. In Sitzungen bekommen Angehörige Gelegenheit, über alltäglichen Schwierigkeiten zu sprechen und Wege zu finden, diese zu bewältigen. Zudem organisiert HI Veranstaltungen zur Sensibilisierung für Behinderungen in den Gemeinden, um Vorurteile zu bekämpfen und die Entwicklung einer inklusiveren Gesellschaft zu fördern.

Um die Inklusion von Menschen mit Behinderung in die bolivianische Gesellschaft zu fördern, klärt HI lokale Entscheidungsträger über das Thema Behinderung auf und berät auch andere Organisationen in Bezug auf eine inklusive Gestaltung von Hilfsmaßnahmen. Außerdem arbeiten unsere Teams mit Behörden auf nationaler und kommunaler Ebene zusammen, um Dienstleistungen für Menschen mit Behinderung auszubauen und zu verbessern, um auf diese Weise sicherzustellen, dass die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung bei der Entscheidungsfindung und in der nationalen Politik berücksichtigt werden.

Neues aus den Projekten

Höhere Gewaltraten bei Frauen mit Behinderung
© L. PEREIRA /HI
Rechte Vorsorge und Gesundheit

Höhere Gewaltraten bei Frauen mit Behinderung

Frauen und Mädchen mit Behinderung sind deutlich häufiger von körperlicher oder sexueller Gewalt betroffen als Frauen und Mädchen ohne Behinderung.

Nachhaltige Unterstützung: Gracielas Empanadas
HI
Inklusion Rechte von Menschen mit Behinderung

Nachhaltige Unterstützung: Gracielas Empanadas

Dank ihrer Ausbildung zur Konditorin hat Graciela aus Bolivien auch während der Corona-Pandemie ein sicheres Einkommen. Unterstützt wurde sie dabei von HI.

Ismael, 15 Jahre: „Als ich vier war, schlief ich auf den Bahngleisen ein. Der Unfall hat mich einen Arm und ein Bein gekostet.“
© J.Tusseau / Handicap International
Rehabilitation und Orthopädie

Ismael, 15 Jahre: „Als ich vier war, schlief ich auf den Bahngleisen ein. Der Unfall hat mich einen Arm und ein Bein gekostet.“

Ismael, 15 Jahre, lebt in der bolivianischen Stadt Oruro im Westen des Landes. Bei einem Zugunfall im Alter von vier Jahren verlor Ismael sein rechtes Bein und seinen linken Arm. Dank der Unterstützung durch Handicap International und mehrerer Rehabilitationszentren erhielt er Physiotherapie und konnte lernen, wie er seine Prothese benutzt. Mehr als zehn Jahre später geht Ismael, nun ein eifriger Jugendlicher, zur Schule und liebt den Sport. Er fährt Fahrrad, spielt Fußball und würde gerne schwimmen können.

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Hintergrund

Karte des HI-Einsatzes in Bolivien

Trotz Fortschritten in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Armutsbekämpfung gehört Bolivien nach wie vor zu den ärmsten Ländern in Lateinamerika. Menschen mit Behinderung werden häufig ausgegrenzt. Sie sind nur unzureichend in die bolivianische Gesellschaft integriert.

Seit Evo Morales 2005 zum Präsidenten gewählt wurde, haben sich die bolivianische Gesellschaft und ihre Institutionen grundlegend verändert. Diese Wahl stellte auch in Bezug auf die Anerkennung und Inklusion der 36 ethnischen Gruppen und indigenen Kulturen des Landes eine entscheidende Zäsur dar. Seitdem wurden soziale und wirtschaftliche Reformen durchgeführt, die vor allem im Bildungs- und Gesundheitsbereich Verbesserungen brachten. Auch trugen sie dazu bei, die Zahl der Menschen, die unterhalb der Armutsgrenze leben, zu verringern.

Doch ungeachtet der erzielten Fortschritte hat Bolivien weiterhin eine der weltweit höchsten Raten für Armut (38,6%) und extreme Armut (16,8%). Darüber hinaus ist die Anzahl der Gewalttaten gegen Frauen und Mädchen besonders hoch, ebenso wie die Anzahl der Teenagerschwangerschaften. Ungleichheit und Arbeitslosigkeit bestehen fort, und Menschen mit Behinderung werden weiterhin ausgegrenzt, diskriminiert und haben keinen Zugang zum Bildungssystem und zur Berufsausbildung. Die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung in der öffentlichen Politik des Landes werden noch nicht ausreichend berücksichtigt, was den Zugang zu Dienstleistungen und die Achtung der Rechte von Menschen mit Behinderung untergräbt. 

Bolivien ist außerdem ein Land, das regelmäßig von Naturkatastrophen betroffen ist und unter den Folgen des Klimawandels leidet. Seine Auswirkungen auf die Landwirtschaft erschüttern die Wirtschaft des Landes, insbesondere die Dürren und Überschwemmungen, die in regelmäßigen Abständen aufgrund des El-Niño-Phänomens auftreten.

Anzahl der HI-Mitarbeiter*innen: 8
Eröffnungsdatum des Programms: 2011

Einsatz weltweit: