Togo
Das Ziel von Handicap International (HI) in Togo ist es, Ungleichheiten abzubauen, um die Lebensbedingungen schutzbedürftiger Menschen, insbesondere Menschen mit Behinderung, zu verbessern. HI möchte die Entwicklung einer inklusiven Gesellschaft fördern.
Bei der Vorführung eines Mitmach-Theaters des Vereins Nyagbé ("das Wort") am Gymnasium Gbodjomé. | © A. Surprenant / MYOP / HI
Laufende Aktivitäten
Das Schulsystem in Togo ist nicht ausreichend an die Bedürfnisse von Kindern mit Behinderung angepasst. Handicap International führt daher ein Projekt durch, das den inklusiven Zugang zur Grund- und Sekundarschulbildung sicherstellen und die Berufsausbildung für Kinder und Jugendliche mit Behinderung fördern soll. Gemeinsam mit Schulen und Behörden sensibilisiert HI für inklusive Bildung und angepasste Lehrmethoden, bildet Lehrer*innen aus, unterstützt Schulen und richtet Lehrmittelzentren ein, insbesondere im Rahmen des Ausbildungsprogramms für togoische Lehrer*innen und Grundschullehrer*innen. Außerdem helfen die Teams von HI jungen Menschen mit Behinderung bei der Arbeitssuche und entwickeln inklusive Berufsbildungsangebote.
HI setzt sich darüber hinaus dafür ein, dass Behinderungen und die erforderlichen Anpassungen in den Richtlinien der Regierung berücksichtigt werden, um den Zugang zu Dienstleistungen zu erleichtern.
Im Rahmen des Programms wird auch ein Projekt zur psychischen Gesundheit durchgeführt, das Menschen mit psychischer Erkrankung oder in psychischen Notlagen psychosoziale Unterstützung bietet. In einem Land, in dem der Zugang zur psychosozialen Versorgung durch einen Mangel an medizinischen Fachkräften und fehlenden Kenntnissen zu diesem Thema erschwert wird, setzt sich HI für die Aufnahme des Themas psychische Gesundheit in den Lehrplan für die Ausbildung von Fachkräften in diesem Bereich ein. Darüber hinaus kartiert das Programm bestehende Dienste und schult Partner*innen und Gemeindemitglieder, um mehr Nutzer*innen zu gewinnen. Außerdem unterstützen unsere Teams Kampagnen zur Sensibilisierung für psychische Gesundheit in Schulen und arbeitet an der Einführung mobiler Gesundheitsteams.
Im Norden des Landes setzt sich Handicap International für die Stärkung der Widerstandsfähigkeit und des Zusammenhalts der von Konflikten und Gewalt betroffenen Bevölkerung ein. Das Projekt schafft Räume für den Austausch und sensibilisiert die Gemeinschaft für eine friedliche Konfliktlösung. Unsere Teams arbeiten mit lokalen Mitarbeitenden zusammen, die von den Gemeinden selbst finanziert werden. Gemeinsam wollen sie den Frieden, die wirtschaftliche Integration arbeitsloser Jugendlicher und die Entwicklung von Strukturen für den sozialen Zusammenhalt fördern.
Darüber hinaus baut HI seine logistische Kompetenz aus, um den Zugang der humanitären Hilfe zu sehr abgelegenen oder isolierten Gebieten zu erleichtern, lokale Mitarbeitende in der Logistik zu schulen und andere NGOs bei der Lieferung humanitärer Güter zu unterstützen. Auf diese Weise arbeitet HI mit den anderen humanitären Akteuren des Landes zusammen, um deren Maßnahmen inklusiver zu gestalten und die besonderen Bedürfnisse der am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen stärker zu berücksichtigen.
Nicht zuletzt setzt HI sich für die Förderung und Stärkung der Rechte von Menschen mit Behinderung ein, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf geschlechtsspezifischer Diskriminierung liegt. Zu diesem Zweck unterstützt das Projekt zivilgesellschaftliche Organisationen, die Gewalt gegen Frauen bekämpfen. Die Kompetenzen der Frauen sollen gestärkt werden und sie sollen ermutigt werden, sich über ihre Erfahrungen auszutauschen.
Neues aus den Projekten
Corona in Togo: Obdachlose Kinder leiden besonders
Rund 15.000 Menschen leben nach Angaben des Sozialministeriums von Togo allein in der Hauptstadt Lomé auf der Straße – darunter sind etwa 5.000 Kinder. Meist schlagen sie sich mit Betteln durch, bekommen Essensreste der Restaurants oder gelegentlich einen kleinen Job auf den Märkten. Aufgrund der Einschränkungen und der finanziellen Folgen durch das Coronavirus ist ihre Lage nun aber besonders dramatisch.
Corona: Schutzvisiere aus Plexiglas
Die oftmals prekären Gesundheitssysteme in einigen westafrikanischen Ländern drohen angesichts der Coronakrise zusammenzubrechen. Um das Gesundheitspersonal zu schützen, werden in Togo Visiere aus Plexiglas gefertigt. Nur wenn Pfleger, Physiotherapeuten oder Sozialarbeiter geschützt sind, können sie sich weiter um die Bedürftigsten kümmern.
Ein Bein aus dem Drucker? Mehr als nur Zukunftsmusik!
Handicap International veröffentlicht vielversprechende Forschungsergebnisse zum 3D-Druckverfahren: Künstliche Gliedmaßen aus dem 3D-Drucker könnten Menschen in Entwicklungsländern zu hochwertigen Prothesen verhelfen – selbst in entlegenen Gebieten und Konfliktzonen. In Togo und Madagaskar hat Handicap International erste klinische Versuche durchgeführt: Die Ergebnisse sind ermutigend.
Sie mit
Hintergrund
Obwohl Togo reich an natürlichen Ressourcen wie Gold und Phosphat ist, sind Ungleichheit und Armut nach wie vor extrem hoch, insbesondere bei Menschen mit Behinderung, die vor vielen Herausforderungen stehen.
Togo liegt in Westafrika und hat mehrere politische Krisen im Zusammenhang mit den dortigen Präsidentschaftswahlen erlebt. Obwohl das Land seit seiner Unabhängigkeit ein demokratisches Regime führt, haben diese stark umstrittenen Präsidentschaftswahlen zu erheblichen Unruhen geführt.
Darüber hinaus ist die Verteilung des Wohlstands trotz einer Wachstumsrate von 4,4 % im Jahr 2017 sehr ungleich, und mehr als die Hälfte der Bevölkerung des Landes lebt immer noch unterhalb der Armutsgrenze (65 % im Jahr 2017). Die Landwirtschaft ist nach wie vor das Rückgrat der togoischen Wirtschaft und erwirtschaftet mehr als 40 % des nationalen BIP.
Aufgrund der durchlässigen Grenzen zu Burkina Faso, in welchem sich seit Januar 2015 Terroranschläge ereignen, ist das Land einer wachsenden terroristischen Bedrohung ausgesetzt. Dies ist vor allem im Norden Togos der Fall, wo immer wieder Menschen vertrieben werden, die bereits von Armut betroffen sind.
Die negative gesellschaftliche Wahrnehmung von Behinderung und der Mangel an barrierefreien Infrastrukturen führen dazu, dass Menschen mit Behinderung häufig von Bildung ausgeschlossen sind und keinen gleichberechtigten Zugang zu Dienstleistungen wie z. B. zur Pflege haben. Diese Probleme werden jedoch immer mehr ins Blickfeld gerückt, vor allem dank der Interessenvertretung durch Organisationen von Menschen mit Behinderung, die sich für eine Änderung der Vorschriften einsetzen und Menschen mit Behinderung über ihre Rechte informieren. Auch HI ergreift Maßnahmen, um diese Situation zu verbessern, in Zusammenarbeit mit zahlreichen staatlichen und nichtstaatlichen Partnern.
Anzahl der HI-Mitarbeiter*innen: 37
Eröffnungsdatum des Programms: 1992