Co-Preisträger Friedensnobelpreis

Bessere Versorgung für Menschen mit einer Rückenmarksverletzung

Rehabilitation und Orthopädie
Jordanien

Weltweit leiden mehr als 250.000 Menschen an Rückenmarksverletzungen: Sie sind Opfer von Verkehrsunfällen, Gewalt oder von schweren Stürzen. Dies führt oft zu Behinderungen. Seit über 25 Jahren sorgen wir in Zusammenarbeit mit der International Spinal Cord Society (ISCOS) für eine hochwertige Versorgung der Verwundeten mit Rehabilitation, stärken ihre soziale Integration und helfen bei der Arbeitsvermittlung.

Der 13-jährige Moemen macht seine physiotherapeutischen Übungen

Jordanien: Moemen, 13 Jahre alt, wurde durch einen Schuss an der Wirbelsäule verletzt. Dank der Physio- und Ergotherapie mit den Teams von Handicap International kann Moemen heute wieder laufen. | © Bas Bogaerts / Handicap International

Fatale Unfälle, die vermeidbar wären

Jedes Jahr erleiden über 250.000 Menschen eine Verletzung des Rückenmarks[1], die zur teilweisen oder vollständigen Lähmung der Gliedmaßen und des Rumpfes führen kann.
„Mehr als 9 von 10 dieser Verletzungen sind vermeidbar (Autounfälle, Stürze oder Gewalt) und können schwere Behinderungen oder den Tod zur Folge haben. Menschen mit Behinderung sind aufgrund fehlenden Zugangs zu Reha-Maßnahmen oder schlechter rehabilitativer Versorgung mit erheblichen Problemen konfrontiert. Dazu zählen auch der mangelhafte Zugang zu Bildung und Beschäftigung und die soziale Ausgrenzung – von der Traumatisierung nach solchen Unfällen ganz zu schweigen. In vielen Fällen müssen die Menschen von heute auf morgen mit einer Behinderung leben. Das ist schwer zu akzeptieren - für die Menschen selbst und deren Umfeld“, erklärt Erik Weerts, Experte für Nothilfe und Rehabilitation von Handicap International.

                                                           
Vorsorge und Pflege für Alle

Handicap International arbeitet seit 1989 mit Menschen mit Rückenmarksverletzungen.  
„Zunächst einmal wollen wir das Risiko einer Rückenmarksverletzung verringern und Unfälle vermeiden, die zu solch einer Verletzung führen und schwere Folgen haben können. Wir haben vor allem frühere Opfer von Verkehrsunfällen mit Rückenmarksschädigungen dazu ausgebildet, in den Schulen für das Thema Verkehrssicherheit zu sensibilisieren“,
so Eric Weerts.

Außerdem stellen wir auf Anfrage der nationalen Gesundheitsbehörden geeignete Versorgungssysteme auf, die Rehabilitationsmaßnahmen und psychosoziale Unterstützung für Menschen mit einer Rückenmarksverletzung (für Opfer und Familie) anbieten und ihre Integration in die Gesellschaft fördern. Weiterhin sensibilisieren wir auch andere Akteure für Rückenmarksverletzungen, um die Teilhabe von Menschen mit Behinderung an der Gesellschaft zu stärken.

In Zusammenarbeit mit der ISCOS werden wir auch in Notsituationen und Konflikten aktiv:
Viel zu oft müssen wir feststellen, dass die Grundprinzipien zum Schutz der Zivilbevölkerung in Kriegsgebieten nicht respektiert werden. Zusätzlich zu den häufigsten Verletzungen (Brüche etc.) durch Bombardierungen tragen viele zivile Opfer auch Rückenmarksverletzungen davon. Auch werden viele Menschen mit Behinderung nicht angemessen versorgt. Ihre unmittelbaren Bedürfnisse (Gesundheitsversorgung, Pflege, Rehabilitation) und weitergehenden Probleme (Schmerzen, Inkontinenz, Mobilitätsverlust) werden nicht abgedeckt. Wir arbeiten daran, Standardkriterien für die Versorgung der schutzbedürftigsten Menschen in Notsituationen festzulegen. Für uns hat das Priorität“, ergänzt Erik Weerts.

Unsere Expertise

Rehazentren

Handicap International verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung in der Errichtung von Rehabilitationszentren für Menschen mit einer Rückenmarkverletzung und in der Betreuung der Betroffenen. Unter anderem haben wir Rehazentren für Menschen mit Rückenmarksverletzungen in Battambang, Kambodscha, und in Ho Chi Minh, Vietnam, aufgestellt.

Entwicklung eines nationalen Programms

Handicap International bildet lokale Akteure aus, damit sie Menschen mit einer Rückenmarksverletzung angemessen versorgen und Aufnahmezentren einrichten können. So soll die Autonomie der örtlichen Teams gefördert werden. In Vietnam hat Handicap International ausgehend von Ho Chi Minh ein nationales Programm zur Versorgung von Menschen mit einer Rückenmarksverletzung umgesetzt – dazu gehören auch 9 Rehabilitationszentren. Das Programm wurde in die nationale Gesundheitspolitik aufgenommen[2]. Dieses Modell soll die Gesundheitsversorgung dezentralisieren, sodass sie für Alle zugänglich wird. Das Projekt dient als Beispiel und technische Basis für die Einführung ähnlicher Programme in den Nachbarländern Vietnams[3].

Hilfe für Opfer von Naturkatastrophen

Handicap International hat in der Türkei, Pakistan, China, Haiti und Nepal Rehabilitationsmaßnahmen für die Opfer von Erdbeben mit Rückenmarksverletzungen bereitgestellt, um ihre soziale Integration zu fördern und sie während des Wiederaufbaus des Landes zu begleiten (Recht auf finanzielle Entschädigung, Barrierefreiheit der Wohnhäuser etc.) Außerdem haben wir die humanitären Akteure dahingehend sensibilisiert, dass sie ihre Dienste auch für Menschen mit einer Rückenmarksverletzung zugänglich gestalten.

 

[1] http://www.who.int/mediacentre/factsheets/fs384/en/

[2] Im Rahmen des Nationalen Zentrums für Rehabilitation im Krankenhaus Bach Mai in Hanoi

[3] In Zusammenarbeit mit dem Asiatischen Netzwerk für Menschen mit einer Rückenmarksverletzung (ASCON)

31 August 2016
Einsatz weltweit:
Helfen
Sie mit

Lesen sie weiter

„Danke für eure Unterstützung in dieser schweren Zeit."
© HI
Nothilfe Rehabilitation und Orthopädie

„Danke für eure Unterstützung in dieser schweren Zeit."

Mohammeds Familie musste fliehen. Die Bombenanschläge in seiner Heimatstadt Aita Al Chaeb nahe der israelisch-libanesischen Grenze machten ein sicheres Leben unmöglich. Der 8-jährige Junge konnte nicht versorgt werden, er hatte keinen Rollstuhl und er litt unter den Spannungen. Nun wurde Mohammed in ein Programm von HI aufgenommen, und das Leben der Familie ist ein Stückchen leichter geworden.

Wieder auf den Beinen: Noor ist kaum zu bremsen
© A. Rahhal / HI
Nothilfe Rehabilitation und Orthopädie

Wieder auf den Beinen: Noor ist kaum zu bremsen

Als im Februar 2023 in der Türkei und im Nordwesten Syriens die Erde bebt, wird die kleine Noor unter Trümmern begraben. Das tapfere Mädchen überlebt schwer verletzt. Unsere Teams kümmern sich von Anfang an fürsorglich um die Dreijährige.

Weltflüchtlingstag: Einer von vier Menschen, die HI unterstützt, ist geflüchtet
© HI
Nothilfe Rehabilitation und Orthopädie

Weltflüchtlingstag: Einer von vier Menschen, die HI unterstützt, ist geflüchtet

Anlässlich des Weltflüchtlingstages am 20. Juni machen wir darauf aufmerksam, dass 25 % der von uns unterstützten Menschen vertrieben wurden. Dieser hohe Prozentsatz ist vor allem auf bewaffnete Konflikte und die Folgen des Klimawandels zurückzuführen.
Von den 2,6 Millionen Menschen, die im Jahr 2023 weltweit von HI unterstützt wurden, sind 330.000 Flüchtlinge und 310.000 Binnenvertriebene.