Co-Preisträger Friedensnobelpreis

Bosnien nach der Flut: Unser Einsatz gegen Minengefahr

Minen und andere Waffen Nothilfe Öffentlichkeitsarbeit
Deutschland

Handicap International startet einen Einsatz zur Sensibilisierung über die Gefahren von Minen und explosiven Kriegsresten, die vom Hochwasser weggeschwemmt wurden. Ebenfalls unterstützt die Organisation das nationale Minenaktionszentrum bei der Erstellung neuer Gefahrenkarten.

Die Überschwemmungen, die Bosnien seit dem 15. Mai heimgesucht haben, haben in mehreren Regionen des Landes sehr große Schäden angerichtet – fast 3000 Erdrutsche, mehr als 25 Tote, verwüstete Häuser. Aber nebst dem allgegenwärtigen Wasser, bedroht noch eine weitere Gefahr die Bevölkerung. Durch die Fluten und Erdrutsche wurden Landminen aus dem Bosnienkrieg (1992-1995) aufgewühlt und weggeschwemmt. Gleichzeitig wurden die Warnschilder, durch die verminten Gebiete gekennzeichnet waren, durch das Wasser fortgetragen.

„Es ist dringend notwendig zu handeln", sorgt sich Alma Al Osta von Handicap International, die im Mai für eine Aufklärungsmission der Organisation vor Ort war. "Neue Gebiete sind durch Minen verschmutzt und die bisher als gefährlich identifizierten Gebiete sind nicht mehr als solche erkennbar. Die Leute wissen nicht was sie in ihren Häusern antreffen werden, wenn das Wasser erst einmal zurückgegangen ist.“

„Wir haben eiligst eine Aufklärungsmission entsendet, um einen möglichen Hilfseinsatz zu definieren", erklärt Gilles Delecourt, Leiter des Anti-Minen-Programms bei Handicap International. "Wir werden nun einen Einsatz beginnen mit dem Ziel, die Risiken für die Bevölkerung zu begrenzen.“

Begleitend zu den von den insbesondere durch das bosnische Militär durchgeführten Minenräumungen ist es dringend nötig, all jene zu informieren und sensibilisieren, die sich den verminten Zonen nähern. „Ein bereits in Bosnien präsentes Team von Handicap International wird gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen Risikoaufklärungssitzungen organisieren, um die gefährdete Bevölkerung so rasch wie möglich zu erreichen“. Die Organisation wird in den Gemeinden Zenica, Zepce Zavidovici, Maglaj und Doboj, nordöstlich von Sarajevo, intervenieren. Handicap International wird ebenfalls das nationale Minenaktionszentrum u.a. mit Materialien wie neuen Gefahrenschildern bei der Markierung der gefährdeten Orte unterstützen.

Handicap International hat bereits viel Erfahrung im Land. Die Organisation war in Bosnien von 1997 bis 2012 mit Minenräumungs- und Risikoaufklärungsaktivitäten präsent. Diese Arbeit hat rund 100.000 Personen ermöglicht, in ihren Dörfern wieder ein neues Leben aufzubauen. Die Organisation hat sich zurückgezogen, als die Behörden die entsprechenden Kapazitäten hatten die Minenräumungsaktivitäten selbständig fortzuführen.

Bosnien ist noch immer das am meisten verminte Land in Europa. Nach Angaben des Minen-Aktions-Zentrums in Bosnien sind noch mehr als 120.000 Minen  im Land verlegt, die aus dem Bosnienkrieg von 1992-1995 stammen. Seit 1992 wurden in Bosnien mehr als 8.000 Menschen von Landminen und anderen explosiven Kriegsresten getötet oder verletzt.

Alma Al-Osta über dpa bspw. bei Zeit online

Die betroffenen Gebiete sind über das ganze Land verbreitet

Betroffene Gebiete © Handicap International

19 Mai 2014
Einsatz weltweit:
Helfen
Sie mit

Lesen sie weiter

Mehr zivile Opfer durch Bombardierung in Wohngebieten
© S. Hejji - HQ / HI
Minen und andere Waffen

Mehr zivile Opfer durch Bombardierung in Wohngebieten

2023 kamen in 75 Ländern Explosivwaffen in Wohngebieten zum Einsatz. Die Anzahl an zivilen Todesopfern ist um 122% gestiegen. Eine Zunahme ist vor allem in den palästinensischen Gebieten, in Sudan, Myanmar, Syrien und Pakistan zu verzeichnen. Dies sind einige der Ergebnisse des zweiten sogenannten EWIPA-Monitors über die Bombardierung in Wohngebieten. Eines der Opfer ist der neunjährige Fouad.

Senegal: Minenräumung ermöglicht Rückkehr nach 30 Jahren
© A. Faye / HI
Minen und andere Waffen

Senegal: Minenräumung ermöglicht Rückkehr nach 30 Jahren

Dank  der wirkungsvollen Minenräumung von Handicap International ist ein sicheres Leben in Bissine im Süden Senegals nun wieder möglich. Vor 30 Jahren musste die Zivilbevölkerung ihr Dorf fluchtartig verlassen. Da das Gebiet nun nicht mehr gefährlich ist, sind die ersten Bewohnerinnen und Bewohner bereits zurückgekehrt und haben erfolgreich damit begonnen, ihr Zuhause wiederaufzubauen. 

DR Kongo: HI liefert lebenswichtige Güter
© HI
Nothilfe

DR Kongo: HI liefert lebenswichtige Güter

Die Gewalt in der Region Nord-Kivu in der Demokratischen Republik Kongo eskaliert. Rund 2,6 Millionen Menschen benötigen Unterstützung. Krankenhäuser, Schulen und Flüchtlingslager werden direkt angegriffen. Es fehlt an Wasser, Lebensmittel und Medikamenten. Unsere Teams versorgen die Menschen mit lebenswichtigen Gütern, Rollstühlen und Prothesen.