Bosnien und Herzegowina: Gefahr durch erneute Überschwemmungen
Im Mai wurden zahlreiche Minen durch schwere Überschwemmung an unbekannte Ort geschwemmt. Handicap International klärt die Bevölkerung auf. Nun könnten erneute Regenfälle ähnliche Konsequenzen haben.
Identifiziertes verminte Gebiet. Durch Überschwemmungen können die Minen verschwinden und an unbekannten anderen Orten wieder auftauchen. | © Alma Al Osta/Handicap International
Drei Monate nach den Niederschlägen, die im Mai fast 25 Todesfälle verursacht haben, ist Bosnien erneut von Überschwemmungen betroffen. Handicap International ist vor Ort und beobachtet die Entwicklung der Situation sehr aufmerksam. Die Organisation führt gegenwärtig Sensibilisierungsaktionen durch zu den Gefahren von Minen und nicht explodierten Kriegsresten aufgrund der während der ersten Überschwemmungen weggespülten Anti-Personen-Minen.
Aufgrund der Überschwemmungen, von denen Bosnien im Monat Mai betroffen war, haben die Erdrutsche und Wasserströme Anti-Personen-Minen, die aus dem Krieg in Ex-Jugoslawien (1992-95) herrühren, wieder an die Oberfläche gebracht und vor sich hergetrieben. Gleichzeitig wurden die Informationstafeln, die die verminten Zonen kennzeichnen, vom Wasser weggespült. Handicap International hat sich eingeschaltet, um in Zusammenarbeit mit örtlichen Organisationen Sensibilisierungsaktionen durchzuführen, um die bedrohte Bevölkerung über die mit diesen Waffen verbundenen Gefahren zu informieren. Die Organisation ist in den Städten Zepce Zavidovici, Maglaj und Doboj, nordwestlich von Sarajewo, im Einsatz. Handicap International hat durch Maßnahmen bei den betroffenen Familien schon fast 2000 Personen sensibilisiert. Ebenso hat die Organisation Radiospots zur Prävention ausgestrahlt, um eine möglichst hohe Zahl von Menschen zu erreichen.
Seit dem 22. Juli 2014 muss Bosnien-Herzegowina mit den neuen Unwettern fertig werden, die weiterhin Schäden verursachen. Die Städte Zepce, Doboj und Maglaj wurden ein zweites Mal überschwemmt. Unser Team vor Ort beobachtet mit großer Aufmerksamkeit die Entwicklung der neuen Überschwemmungen. „Die Situation ist umso schwieriger, als die betroffene Bevölkerung schon Opfer der ersten Unwetter von vor drei Monaten war“, erklärt Yara Burka, der Programmleiter von Handicap International in Bosnien. „Die Wohnungen sind zerstört oder gesundheitsgefährdend. Aufgrund dieser Mängel schlafen manche Eigentümer in Notzelten, die in möglicherweise verminten Gebieten aufgeschlagen wurden. Unsere Sensibilisierungsarbeit ähnelt zur Zeit einer Notintervention für die gefährdete Bevölkerung.“
Handicap International verfügt in dem Land über eine große Erfahrung. Die Organisation war in Bosnien von 1997 bis 2012 aktiv, um die Auswirkungen von Minen und explosiven Kriegsresten zu verringern. Die Organisation hat insbesondere Minenräumaktionen durchgeführt und Risikoaufklärung betrieben. Diese Arbeit hat es fast 100.000 Personen ermöglicht, ein soziales und wirtschaftliches Leben in ihren Dörfern wieder aufzubauen. Anschließend hat sich die Organisation zurückgezogen, als die Behörden selbst in der Lage waren, die Minenräumarbeit zu Ende zu führen.
Bosnien und Herzegowina ist das am stärksten verminte Land in Europa. Nach offiziellen Angaben wurden nach Ende des Kriegs von 1992-1995 im gesamten Gebiet noch mehr als 120.000 Minen gelegt. Mehr als 8.000 Opfer von Minen oder explosiven Kriegsresten wurden seit 1992 in Bosnien registriert.