Co-Preisträger Friedensnobelpreis

Burkina Faso: Aufklärung vor Blindgängern trotz Überfällen

Minen und andere Waffen
Burkina Faso

Unsere Expertinnen und Experten arbeiten in Burkina Faso in einer sehr angespannten Sicherheitslage. Ihre Aufgabe: die Bevölkerung über die Gefahr von Blindgängern aufzuklären, um die oft tödlichen Unfälle zu verhindern. Dabei müssen sie selbst immer wieder mit Überfällen und Ausschreitungen rechnen. In manchen Regionen können sie die Menschen nur über lokale Radiosender erreichen.

Mitarbeiter*innen von Handicap International stehen vor vielen Kindern und klären sie über die Gefahren von Blindgängern auf.

Mitarbeiter*innen von Handicap International klären Kinder über die Gefahren von Blindgängern auf. | © HI

Die Situation für die Zivilbevölkerung in Burkina Faso ist sehr gefährlich. Viele mussten ihre Häuser verlassen und fliehen. Tausende leiden unter den Unruhen und der Gewalt bewaffneter Gruppen. Am schwierigsten ist die Lage in der Sahelzone. Unser Team muss seine Arbeit immer wieder unterbrechen, weil es einfach zu unsicher ist und immer wieder bewaffnete Männer vor der Tür stehen. „Wir arbeiten genau in den Gemeinden, aus denen diese Gruppen kommen. Wir wissen aber oft nicht, wer diese Leute sind, deshalb müssen wir sehr vorsichtig vorgehen und sehr sensibel kommunizieren“, erklärt Abdoul Ouédraogo, Projektleiter für Gefahrenaufklärung im Osten Burkina Fasos.

Mentale Minenräumung

Zunächst erklären die HI-Teams, wie die Menschen einen Sprengkörper erkennen können, und dann, wie sie sich verhalten sollen, wenn sie einen entdecken. Wenn Treffen möglich sind, reden unsere Fachkräfte auch über die psychologischen, physischen und wirtschaftlichen Auswirkungen von Blindgängern:

„Wir dürfen nie vergessen, dass wir mit Menschen sprechen, die bereits schreckliche Erfahrungen gemacht haben. Die Veranstaltung kann sie an schmerzhafte Ereignisse aus ihrer Vergangenheit erinnern, und wir müssen sehr vorsichtig vorgehen", erklärt Abdoul. „Wir betreiben sozusagen mentale Minenräumung, denn wir bereiten den Boden für die Rückkehr der Menschen nach Hause vor.“ 

Warnung vor Blindgängern übers Radio

Die HI-Teams schulen auch kommunale Vertreter und Lehrkräfte, damit diese die Infos an die Dorfbevölkerung und die Kinder weitergeben können. Sie verteilen auch Flugblätter, Taschen, Tassen und andere Gegenstände, auf denen die wichtigsten Botschaften aufgedruckt sind. Um auch die Menschen zu erreichen, zu denen unsere Teams aus Sicherheitsgründen keinen Zugang haben, verbreiten sie die Informationen über lokale Radiosender. Die Botschaften werden in den wichtigsten dort gesprochenen Sprachen ausgestrahlt, so dass sie jeder versteht: Französisch, Fulfulde, Mooré, Gulmancéma oder Tamacheq. 

Botschaft der Hoffnung

„Indem wir unsere Botschaften über die Gefahren von Sprengkörpern verbreiten, senden wir auch eine Botschaft der Hoffnung an die Menschen: Eines Tages werden sie in ihre Heimat zurückkehren können. Und wenn dieser Tag kommt, kennen sie zumindest die Gefahren und wissen, wie sie sich verhalten müssen. Wir blicken schon jetzt in die Zukunft", schließt Abdoul.

 

Das Projekt zur Gefahrenaufklärung in Burkina Faso wird vom Auswärtigen Amt finanziert. Es startete im Juni 2021. Bis Ende November 2023 wurden bereits mehr als 28.500 Menschen über die Gefahren von Blindgängern aufgeklärt.

Einsatz weltweit:
Helfen
Sie mit

Lesen sie weiter

Mehr zivile Opfer durch Bombardierung in Wohngebieten
© S. Hejji - HQ / HI
Minen und andere Waffen

Mehr zivile Opfer durch Bombardierung in Wohngebieten

2023 kamen in 75 Ländern Explosivwaffen in Wohngebieten zum Einsatz. Die Anzahl an zivilen Todesopfern ist um 122% gestiegen. Eine Zunahme ist vor allem in den palästinensischen Gebieten, in Sudan, Myanmar, Syrien und Pakistan zu verzeichnen. Dies sind einige der Ergebnisse des zweiten sogenannten EWIPA-Monitors über die Bombardierung in Wohngebieten. Eines der Opfer ist der neunjährige Fouad.

Senegal: Minenräumung ermöglicht Rückkehr nach 30 Jahren
© A. Faye / HI
Minen und andere Waffen

Senegal: Minenräumung ermöglicht Rückkehr nach 30 Jahren

Dank  der wirkungsvollen Minenräumung von Handicap International ist ein sicheres Leben in Bissine im Süden Senegals nun wieder möglich. Vor 30 Jahren musste die Zivilbevölkerung ihr Dorf fluchtartig verlassen. Da das Gebiet nun nicht mehr gefährlich ist, sind die ersten Bewohnerinnen und Bewohner bereits zurückgekehrt und haben erfolgreich damit begonnen, ihr Zuhause wiederaufzubauen. 

Senegal: Wie Hunde Kira, Storm, Fisti und Tini helfen, Minen aufzuspüren
© A. Stachurski / HI
Minen und andere Waffen

Senegal: Wie Hunde Kira, Storm, Fisti und Tini helfen, Minen aufzuspüren

Aufgeregt und gespannt hält Storm seine Nase in den Wind. Seine Augen leuchten. Der belgische Schäferhund trainiert seit Monaten in der Region Casamance, wie er Sprengkörper aufspüren kann.  Bald sind Storm und die anderen drei Hunde bereit für ihren ersten Einsatz. Dann unterstützen sie unsere Teams bei der Minenräumung. Entminerin Elisabeth Sambou freut sich schon auf die vierbeinigen Kollegen.