Humanitäre Hilfe für besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen
Inklusive humanitäre Hilfe bedeutet Unterstützung für all diejenigen, die oftmals zurückgelassen oder vergessen werden: Menschen mit Behinderung, unterernährte Kinder oder alleinerziehende Mütter. Handicap International setzt mit finanzieller Förderung des Auswärtigen Amtes in sechs Ländern Afrikas ein Projekt für besonders gefährdete Menschen um - Abderamane Issa ist einer von ihnen.
Tschad: Mireille entwickelt sich immer besser, dank der Therapien mit Angelina, in welche auch Mutter Sophie einbezogen wird. | © HI
Der Viehhirte hatte eine schlimme Entzündung am Bein. Die Behandlung durch traditionelle Heiler half dem Mann nicht. Die Infektion wurde sogar schlimmer und auch das andere Bein entzündete sich. Letztlich mussten beide Beine abgenommen werden, um Abderamanes Leben zu retten. Inzwischen steht der 40Jährige fest auf zwei Prothesen, hat neben Krankengymnastik auch einfühlsame psychologische Hilfe erhalten und ist nun wieder guten Mutes.
Das sogenannte Projekt RIMSCASSA umfasst die Bereiche Rehabilitation, Stimulationstherapie, psychische Gesundheit und psychosoziale Unterstützung und wird in folgenden Ländern umgesetzt: Zentralafrikanische Republik, Mali, Demokratische Republik Kongo, Ruanda, Somaliland und Tschad. Viele Kliniken dort sind nur unzureichend ausgestattet. Dank des Projekts konnten bereits Rollstühle, Gehhilfen und weitere Ausrüstungsgegenstände für die Reha-Abteilungen übergeben werden. Zudem wurden Physiotherapeuten und Psychotherapeutinnen fortgebildet, um Reha-Patient*innen besser unterstützen zu können.
„Ich hatte noch nie davon gehört, dass es Geräte gibt, die amputierten Menschen helfen können, wieder zu gehen“, erzählt Abderamane. „Nach meiner Amputation war ich erst so deprimiert. Die HI-Teams erklärten mir, was eine Prothese ist und welche Vorteile sie mir bringen würde, aber ich glaubte nicht daran. Als ich dann eines Tages in die HI-Rehabilitationsabteilung kam, um meine Übungen zu machen, sah ich eine Frau, die eine Prothese trug; sie konnte ohne Krücke gehen - ich traute meinen Augen nicht! Da habe ich wieder angefangen zu hoffen“, berichtet der schüchterne Mann.
Ein anderer Schwerpunkt des Projekts ist eine spezielle Spieltherapie für unterernährte Kinder. Durch diese frühkindliche Therapie unterstützt Handicap International die kognitive und körperliche Entwicklung der betroffenen Kinder. Ganz wichtig dabei: Die Eltern werden mit in die Therapie einbezogen. Sie werden angeleitet, Übungen zuhause im natürlichen Umfeld des Kindes fortzuführen, um das Kind vor allem durch Spiel und Spaß zu fördern. Mit gezielten Übungen kommt ein Kind schneller auf die Beine, lernt Dinge zu greifen, zu krabbeln oder zu verstehen. Nur so kann es die Rückstände in der Entwicklung aufholen und sich altersgerecht entwickeln. Doch oftmals sind die Eltern überfordert oder finden schlichtweg keine Zeit, um die eigenen Kinder zu fördern. Die kleine Mireille hat, seitdem sie von HI gefördert wird, große Fortschritte gemacht. „Ich habe nun verstanden, wie wichtig die Therapie für Mireille ist. Die HI-Therapeutin Angeline hat sich die Zeit genommen hat, es mir zu erklären. Ich bin so stolz auf Mireilles Fortschritte“, sagt ihre Mutter Sophie strahlend.
Zwei Jahre lang fördert das Auswärtige Amt das RIMSCASSA-Projekt, um den schwächsten Menschen in besonders armen Ländern zu helfen. Finanziell unterstützt wird es zudem vom Bündnis deutscher Hilfsorganisationen Aktion Deutschland Hilft.