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Kolumbien: Versteckte Gefahr im grünen Paradies

Minen und andere Waffen
Kolumbien

In den Bergen bei San Mateo im Norden Kolumbiens arbeitet die mutige Gloria daran, ihre Heimat von gefährlichen Minen zu befreien. Ihre Arbeit ist hart, riskant und anstrengend. Sie ist eine von 36 Entminer*innen, die derzeit in Kolumbien für Handicap International Landminen, Blindgänger und Sprengfallen räumen. Zu viele Menschen wurden schon getötet, verletzt oder verstümmelt.

Eine Frau steht in einem satten, grünen Waldstück.

Gloria Gutiérrez arbeitet als Minenräumerin in der Nähe von Remedios, ihrer Heimatstadt in Kolumbien. | © Till Mayer / HI

Das Gebiet um Glorias Heimatstadt Remedios in der kolumbianischen Region Antioquia ist ein grünes Paradies mit steilen Bergen und dichten Wäldern. Bäche fließen die Hänge hinab, riesige Bäume brechen das Licht, das sanft auf den Waldboden fällt. Hier ist Gloria Gutiérrez geboren. Als Kind war sie ein wildes, fröhliches Mädchen, das genau durch diese Täler lief und jeden Winkel erkundete. Damals warnte sie niemand vor der tödlichen Gefahr.
Bevor sie Minenräumerin bei Handicap International wurde, arbeitete die ausgebildete Agrartechnikerin auf Baustellen für einen prekären Lohn. Heute ist sie stolz darauf, dass sie ihr Land ein bisschen sicherer macht und dass sie Respekt bei ihren Mitmenschen genießt.

Blindgänger lauern in den Wäldern

Während der langjährigen Konflikte in Kolumbien kam es immer wieder zu Kämpfen in den grünen Bergen. Die Spuren dieser schrecklichen Zeit sind weiterhin im Boden verborgen: Darunter auch improvisierte, also selbst gebaute, Sprengsätze. Besonders viele in San Mateo, wo Gloria derzeit arbeitet. Hier sollen mindestens 25 solcher Sprengfallen vergraben sein. 

„In der Gegend wurden bereits vier Kühe durch Blindgänger getötet, aber zum Glück kamen bisher keine Menschen zu Schaden", berichtet Gloria.

Hauterkrankung Ichthyose und schwere körperliche Arbeit 

Ihre Arbeit ist hart und gefährlich, und ihre angeborene Hauterkrankung macht es ihr nicht leichter. Gloria hat Ichthyose, eine Krankheit, die ihre Haut sehr trocken macht. Außerdem kann Gloria die Hitze schlecht regulieren, was bei Temperaturen über 30 °C in einem schweren Schutzanzug sehr anstrengend ist. Doch Gloria lässt sich nicht aufhalten. 

Ein Ziel vor Augen: Frieden

Minenräumung ist eine mühsame Arbeit: Jeder Quadratzentimeter Boden muss von Pflanzen und Gräsern befreit und nach Minen abgesucht werden. Das erfordert unendlich viel Geduld und Konzentration.
Glorias Team besteht aus neun Personen. Gemeinsam entminen sie derzeit eine Fläche von 10.680 Quadratmetern.

„Erst wenn wir das ganze Gebiet abgesucht haben, sind die Menschen der umliegenden Bauernhöfe sicher", erklärt Gloria. „Ich habe nur ein Ziel: Unser Land soll frei von Minen und Blindgängern sein. Wir wollen Frieden“, sagt sie energisch. 

Die Teams von Handicap International haben in Kolumbien seit 2016 eine Fläche von mehr als 378.000 Quadratmetern von Landminen, Blindgängern und Sprengsätzen befreit.

 

 

Das Auswärtige Amt unterstützt Entminungsprojekte in Kolumbien.

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10 April 2025
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