Co-Preisträger Friedensnobelpreis

Kolumbien

Zu den Maßnahmen von Handicap International (HI) in Kolumbien gehören die Minenräumung, Opferhilfe und Projekte zur wirtschaftlichen Integration. HI versorgt auch venezolanische Geflüchtete mit Reha-Leistungen und psychosozialer Unterstützung.

Eine Frau in Schutzkleidung, kniet auf dem Boden und markiert einen Fund.

In der feuchten Region des Inzá-Gebirges führt eine Entminerin Entminungsarbeiten in einem kontaminierten Gebiet durch. | © J. M. Vargas / HI

Laufende Aktivitäten

Bewaffnete Gewalt ist in Kolumbien alltäglich. In vielen Gebieten finden sich Minen und Sprengfallen, die ein erhebliches Risiko für die Bevölkerung darstellen. Als Reaktion darauf führt Handicap International in fünf Regionen des Landes - Cauca, Meta, Nariño, Antioquia und Acandi – humanitäre Minenräumungen durch, um den Menschen eine sichere Rückkehr in ihre Heimatorte – und in ihr Leben – zu ermöglichen. 

Gleichzeitig organisieren unsere Teams Aufklärungsveranstaltungen über die Gefahren von Minen und Sprengfallen, um die Zahl der Unfälle auf ein Minimum zu reduzieren. So können die Menschen vor Ort gefährliche Situationen erkennen und sich entsprechend verhalten. Zudem unterstützen wir kommunale Projekte zur Sicherung des Lebensunterhalts und zur Entwicklung der lokalen Wirtschaft. Schließlich verschafft HI den Dorfbewohner*innen den Zugang zu Rehabilitationsmaßnahmen und psychosozialer Unterstützung, wobei die Bedürfnisse besonders gefährdeter Gruppen wie ältere Menschen, jüngere Menschen und Menschen mit Behinderung berücksichtigt werden.

Kolumbien beherbergt mehr als 1,8 Millionen venezolanische Geflüchtete. HI arbeitet sowohl mit den Aufnahme- als auch mit den Flüchtlingsgemeinschaften zusammen. Das Projekt unterstützt die Betroffenen mit psychosozialer Hilfe und speziellen Rehabilitationsmaßnahmen, einschließlich orthopädischen Geräten und technischen Hilfsmitteln für die Mobilität, wie Prothesen, Rollstühle und Gehhilfen. In Bogotá führen unsere Teams ein Projekt zur Unterstützung obdachloser Flüchtlingskinder durch. Sie erhalten dort eine Unterkunft, medizinische Versorgung und Zugang zu Bildung. Das Projekt trägt dazu bei, die wirtschaftliche Inklusion von Migrant*innen durch den Zugang zu Dienstleistungen und finanzieller Unterstützung zu fördern. 

Darüber hinaus schulen unsere Teams Finanzakteure, damit sie die Bedürfnisse Geflüchteter besser verstehen und die finanziellen Risiken, denen sie ausgesetzt sind, berücksichtigen können. Unsere Teams organisieren Aktivitäten zur Förderung des sozialen Zusammenhalts zwischen venezolanischen Geflüchteten und der kolumbianischen Aufnahmebevölkerung und fördern die Schaffung und Entwicklung von Schutz- und Unterstützungsmechanismen in den Gemeinden. 

Schließlich unterstützt Handicap International Frauen und Mädchen in La Guajira, im Norden des Landes, um ihren Zugang zu Gesundheitsdiensten und sexuellen und reproduktiven Rechten zu fördern. Die Teams führen Sensibilisierungskampagnen und Informationsworkshops durch und schulen Gemeindemitglieder in Gesundheits- und Hygienefragen.

Neues aus den Projekten

Minen und Umwelt: Artenvielfalt in Kolumbien schützen
© J.M. Vargas
Minen und andere Waffen

Minen und Umwelt: Artenvielfalt in Kolumbien schützen

Minen sind nicht nur eine Gefahr für die Menschen, sondern verschmutzen den Boden und bedrohen die heimische Artenvielfalt. Das möchten wir verhindern! In Kolumbien räumen wir nicht nur Minen und Blindgänger, sondern engagieren uns auch für die Umwelt. So pflanzen wir nach der Räumung z.B. Obstbäume und klären die Bevölkerung über Umweltschutz auf.

Kaffeeanbau ohne Angst vor Minen
© J. M. Vargas / HI
Minen und andere Waffen

Kaffeeanbau ohne Angst vor Minen

Endlich kann Justiniano Pencue auf seiner Plantage Kaffee anbauen – ohne Angst vor Blindgängern. Vor zehn Jahren hatte er die Felder gekauft, ohne zu wissen, dass sie von Sprengstoffresten übersät waren. Erst nachdem unser Team das Gebiet geräumt hatte, konnte Justiniano seine Felder bestellen und damit seine große Familie ernähren.

Entminerin Jennifer: „Anfangs hatte ich viel Angst“
© Till Mayer/HI
Minen und andere Waffen

Entminerin Jennifer: „Anfangs hatte ich viel Angst“

Jahre nach dem Ende des kolumbianischen Bürgerkriegs bedrohen weiterhin zehntausende Blindgänger die Bevölkerung. Doch erst kürzlich konnte ein Dorf zur sicheren Zone erklärt werden. Das Team von Handicap International hatte das Gebiet abgesucht und dabei mehr als 30 Sprengsätze gefunden. Immer mehr Frauen übernehmen diese gefährliche Arbeit. So auch Jennifer Diaz, eine alleinerziehende Mutter.

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Hintergrund

Karte des HI-Einsatzes in Kolumbien

Kolumbien ist das am zweitstärksten verminte Land der Welt und beherbergt seit einigen Jahren eine große Zahl venezolanischer Geflüchtete.

Kolumbien ist seit Jahrzehnten von einem langwierigen Konflikt zwischen der nationalen Regierung, aufständischen Gruppen – den Revolutionären Streitkräften Kolumbiens (FARC) und der Nationalen Befreiungsarmee (ELN) – und einer Reihe krimineller Organisationen betroffen. Nach über 50 Jahren Konflikt unterzeichnete die kolumbianische Regierung 2016 ein Friedensabkommen mit der größten aufständischen Guerrillagruppe des Landes, den Revolutionären Streitkräften Kolumbiens (FARC). Mehrere andere bewaffnete Gruppen sind jedoch weiterhin im ganzen Land aktiv, was zu einer Verschlechterung der Sicherheitslage in den entlegensten Gebieten des Landes geführt hat. Die Zivilbevölkerung leidet weiterhin unter den humanitären Folgen der anhaltenden Gewalt.

Heute belegt Kolumbien Platz 2 der am stärksten verminten Länder der Welt, direkt nach Afghanistan. Fast die Hälfte der Opfer durch Minen oder Sprengsätzen stammt aus der Zivilbevölkerung. Diese lebt oft in abgelegenen Gebieten ohne direkten Zugang zu Gesundheitsversorgung oder Rehabilitationsmaßnahmen. HI ist seit Juli 2016 einer der vier offiziellen humanitären Minenräumungsakteure des Landes und führt Räumungen in kontaminierten Gebieten durch.

2023 nahm Kolumbien über 1,8 Millionen Menschen aus Venezuela auf. Kolumbien nimmt von allen lateinamerikanischen Ländern die größte Zahl venezolanischer Migrant*innen auf, von denen einige unter äußerst prekären Bedingungen leben. Derzeit leben in dem Land etwa 2,5 Millionen Menschen in Not. Dies gilt insbesondere für Menschen mit Behinderung oder gefährdete Gruppen wie z.B. alleinerziehende Mütter. Trotz der Bemühungen, gefährdete Bevölkerungsgruppen zu integrieren und die Gesellschaft integrativer zu gestalten, bestehen für Menschen mit Behinderung nach wie vor Ungleichheiten, insbesondere beim Zugang zu Beschäftigung, vor allem in ländlichen Gebieten.
 

Anzahl der HI-Mitarbeiter*innen: 314

Eröffnungsdatum des Programms: 1998

Einsatz weltweit: